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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hohlbein
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»Geh weg!« in die Pritsche und rotzte ausgiebig ins Laken.
    »Die letzten Wochen waren ein bisschen viel für dich, hm?«, erkundigte er sich mitfühlend und streichelte sanft meinen Nacken.
    Ich versteifte mich. Ganz gleich, in welchem Zusammenhang eine Berührung von Cocha stand: Es gab nicht Größeres und Schöneres für die Raupen in meinem Kopf, denen auch jetzt komplett egal war, wie dreckig es mir ging, und die zu einem absolut respektlosen Freudentänzchen ansetzten. Cocha war ein Dompteur, und meine Empfindungen waren seine gezähmten Tiere. Aber ich wollte kein Theaterschauplatz mehr sein. Er schuldete mir so viele Antworten und Erklärungen, aber weil er mich ohnehin wieder nur noch mehr verwirren würde, sollte er mich einfach in Ruhe lassen.
    Ich drehte mich um, setzte mich ruckartig auf und versuchte, ihn von der Pritsche zu schlagen, aber er erwischte meine geballten Fäuste in der Luft vor seiner Brust und hielt sie mit sanfter Gewalt fest.
    »Ein bisschen viel?«, schnappte ich mit vom Heulen und Rotz erstickter Stimme. »Ihr habt mich aus Silberfels entführt, ohne dass ich gemerkt habe, dass ihr mich entführt habt! Deine kleine Tümpelente hat mich mit einem Schießgerät bedroht, und wenn sie nicht wüsste, dass du es ihr übel genommen hättest, hätte sie mir damit den letzten Klumpen Eiweiß aus dem Schädel gesprengt! Alle deine Freunde benutzen und beleidigen mich seit Wochen, und deine akkabäische Primitive schlägt und tritt und bespuckt und bedroht mich, wann immer sie kann! Ein bisschen viel?«, brüllte ich und versuchte vergebens, mich loszureißen. »Für dieses bisschen viel werdet ihr alle im Feuerbüffel enden, das verspreche ich dir!«, setzte ich nach, aber meine Stimme klang brüchig und schwach, und ich hätte mir gewünscht, dass kein Schnodder an meiner Oberlippe klebte. Aber ich konnte ihn ja nicht fortwischen, weil Cocha meine Hände festhielt. »Für das bisschen viel wird mein Vater euch nicht einmal mehr für die Kopfzylinderspiele eintragen, auf dass die besten Sportler euch spätestens in der zweiten Runde enthaupten!«, schluchzte ich. »Für das bisschen viel wird er ganz neue Hinrichtungsmethoden von nie dagewesener Brutalität erfinden! Warum die Stiefel?!«
    Cocha legte irritiert den Kopf schräg.
    »Die Stiefel!«, wiederholte ich zornig. »Du hast mich wochenlang auf blanken Füßen über Stock und Stein marschieren lassen und so getan, als ob du dich um mich sorgst! Um mir heute einfach ein Paar Stiefel zu stehlen! Ganz nebenher, es war so einfach für dich. Ich war dabei, als ihr die Händler überfallen habt. Ich habe gesehen, wie leicht es für euch ist, euch einfach zu nehmen, was ihr wollt. Ihr habt drei Krieger überfallen und in einer Grube versenkt – es war wie ein Spiel für euch! Warum erst heute, Cocha? Warum bekam ich erst heute ein Paar Stiefel, und warum haben wir erst heute die befestigte Straße benutzt? Ihr wolltet mich leiden sehen, nicht wahr? In jeder Sekunde, in der ich nicht aufmerksam war, habt ihr mich verspottet und ausgelacht. So ist es doch, oder? Ihr seid nicht nur Lügner und Verräter, ihr seid auch noch unmenschliche, gemeine und gehässige Schweine ohne Gewissen! Ihr alle !«
    Cocha maß mich zweifelnd, aber weil ich der Meinung war, dass ich selten eine so lange Rede voller schlüssiger Zusammenhänge gehalten hatte (zumal in einem solchen Zustand), hielt ich sein Stirnrunzeln für einen Teil des großen Schauspiels, in das ich da offenkundig hineingeraten war.
    »Du machst mir nichts mehr vor, Cocha«, sagte ich leiser, aber sehr entschlossen, und versuchte einerseits, mir selbst zu glauben, während ich andererseits hoffte, dass er mir das alles so vernünftig erklären konnte, dass ich die Befugnis vor meinem Verstand bekam, ihm zu glauben und ihn einfach weiter zu lieben. »Du liebst Anna«, behauptete ich und erwartete, dass er jäh auflachte, wie es in einem mittelmäßigen Bühnenstück nun der Fall gewesen wäre.
    Aber das tat er nicht. Cocha blieb ernst und suchte meinen Blick.
    »Ich habe versucht, Anna zu lieben«, sagte er schließlich leise. »Sie ist ein wunderbares Mädchen, Chita. Sie ist klug, besonnen, bescheiden und hübsch. Ich mag ihre zurückhaltende Art und ihr ehrliches, leises Lächeln. Ich mag es, dass sie niemals unüberlegt daherredet, und ich mag auch ihren Körper und ihr Gesicht. Anna hat alles, was die Frau an meiner Seite in meinen Träumen immer haben musste. Ich mag übrigens auch dunkles

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