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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hohlbein
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reisen wir beide nach Troma, Froh, und dann wirst du sehen, was ich kann. Ich kann es kaum erwarten!
    Das da ist die Sternenkarte. Frag mich nicht, ich kann sie nicht lesen, und eigentlich braucht man sie nur, wenn alle anderen Geräte ausfallen, was, soweit ich weiß, noch nie geschehen ist. Aber Cocha kann sie lesen. Mehr noch: Er kann sie sogar frei von der Hand zeichnen; genau so, wie sie dir hier vorliegt, und auf den Millimeter genau …
    Er war es natürlich auch, der unser Mani nach Montania navigiert hat. Wir hätten auch den Mann an Bord behalten können, der das Schiff bis zuletzt quer durch die Welt und am Ende nach Norgal gesteuert hatte. Wir waren ja zu neunt und unter anderem mit einem Kugelpuffer bewaffnet, der übrigens noch so lange an meiner Schläfe klebte, bis die Küste gänzlich aus unserer Sicht verschwunden war.
    Aber Kratt war dagegen, den Navigator zu behalten. Er kommandierte nicht nur die zwanzigköpfige Besatzung von Bord, sondern auch den Kapitän. Und damit es schneller ging, ließ er sie das Schiff nicht einmal über den ausfahrbaren Steg verlassen, den wir selbst benutzt hatten, sondern scheuchte sie einen nach dem anderen über die Reling, sodass es einundzwanzig Mal unangenehm klatschte und das eisige Wasser bis aufs Oberdeck spritzte, ehe wir allein an Bord eines richtigen Kriegsmanis voller Kugelschleudern waren.
    Golondrin und die Zwillinge eilten sofort in den Maschinenraum, um das Sternensilber zu aktivieren, das den Motor antrieb, und Cocha verschwand in der Navigationskajüte – das ist das, worin wir uns hier befinden –, um sich einen Überblick über die technische Ausstattung zu verschaffen. Tronto lichtete die Anker. Ich blieb mit Anna, Mikkoka, Kratt, meinem Beutelwolf und dem elenden Kugelpuffer auf dem Deck. Kratt wollte es so, wohl, damit all die Krieger und Gaffer am Anleger bis zuletzt die Geisel, also mich, bestaunen konnten.
    Kratt war der Triumph deutlich ins Gesicht geschrieben. Er grinste von einem Ohr bis zum anderen, während die Maschinen dröhnend anliefen und wir langsam zurücksetzten, und insgeheim erwartete ich, dass er mir gleich befehlen würde, zum Abschied zu winken. Aber das tat er dann doch nicht.
    Ich fror und fürchtete mich erbärmlich, während Norgal zügig in der Ferne schrumpfte. Aber ich schämte mich auch, denn ich fühlte mich wie ein Ausstellungsstück. Wie Kriegsbeute, die man dem Feind am Galgen noch einmal genüsslich unter die Nase rieb, ehe man den Hocker wegtrat. Und ich war wütend auf Kratt, der mich so hintergangen hatte. Er hatte nie vorgehabt, mich mit einer List, die meine Schauspielkunst erforderte, auf ein Schiff zu bringen, davon war ich inzwischen überzeugt.
    Ich weiß, ich hätte gewarnt sein sollen. Schon am Morgen hatte ich ja erfahren, dass er die ganze Zeit nicht ehrlich zu mir gewesen war, aber diese Erkenntnis war bis zum Stadttor nicht gänzlich zu mir durchgedrungen. Kratt ist eben eine sehr imposante Erscheinung, und wenn er selbst sich nicht erklärte, dann fand Cocha eben die richtigen Worte, um sein auf den ersten Blick nicht eben faires Verhalten zu rechtfertigen. Ich glaube, wenn er mir am Morgen einen Finger abgeschnitten und mir erklärt hätte, dass unsere Mär von der Befreiung so einfach authentischer wirkte, dann hätte ich es hingenommen.
    Na ja. Jetzt war ich aber doch enttäuscht und wütend. Und zwar auch von und auf Anna, die von alledem gewusst hatte und mich nach wie vor so gleichgültig mit dem tödlichen Schießgerät bedrohte, als wäre ich kein Mensch, sondern ein Strohsack, an dem man gegebenenfalls ausprobieren könnte, ob das neue Pulver und die glänzenden Kugeln aus dem Alchimistenlabor etwas taugten. Und wenn Anna es gewusst hatte, so überlegte ich, während ich auf dem Deck festfror – hatte es dann auch Cocha gewusst? Sie waren doch so eng befreundet, viel vertrauter sogar, als ich bis zum Morgen gewusst hatte und gutheißen konnte. Wenn ich herausfand, dass auch Cocha in Kratts wahren Plan involviert gewesen war, das nahm ich mir jedenfalls vor, dann würde ich ihn in die Sternensilberkugel im Maschinenraum stoßen, auf dass sich auch seine letzte Zelle in Rauch und Asche auflöste!
    In Norgal startete ein Mana gen Nordosten, und es war nicht schwierig zu erraten, wo es landen würde. Nanto sandte via Mana einen Boten nach Hohenheim, um meinen Vater über die Geschehnisse in der Hafenstadt in Kenntnis zu setzen und weitere Instruktionen anzufordern.
    Ich fragte mich, wie

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