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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hohlbein
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Festland bei …«
    »Macht es dir etwas aus, damit aufzuhören, anderen Leuten zu erklären, was sie angeblich meinen?«, fiel Barrum ihr gereizt ins Wort, während sein Novize sie bloß irritiert betrachtete, offenbar aber zu viel Respekt vor ihrem Stand hatte, um sie selbst in ihre Schranken zu weisen – was angesichts der neuen Verhältnisse unsinnig war. Aber manches Althergebrachte ließ sich nicht binnen weniger Stunden abstreifen.
    Chita musterte ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Ärger. »Wie bitte?«, fragte sie.
    »Der Junge kann selbst reden«, antwortete Barrum und stemmte sich gegen das Steuerrad, als eine heftige Bö das Schiff schüttelte. »Im Übrigen hat er mit mir gesprochen, nicht mit dir. Und jetzt geh bitte. Du stehst schon wieder im Weg.«
    Chita schüttelte den Kopf, wich aber immerhin einen halben Schritt zurück. »Wie sprichst du mit mir?«, erkundigte sie sich. »Nicht, dass ich mich für etwas Besonderes halte, weil mein Vater über zwei Inselstaaten herrscht. Aber ein wenig Respekt …«
    »Raus!«, brüllte Barrum ungehalten, was die beiden Krieger, die ihm neben dem Novizen in der Navigationskajüte zur Hand gingen, auf den Plan rief. Sie schritten hinter die Faronentochter, packten sie jeweils an einem Arm und schoben sie sehr konsequent auf den Ausgang zu.
    Chita zappelte, schimpfte vor sich hin und verdrehte sich den Hals auf sehr ungesund wirkende Weise, um Barrum gleichsam w ütend wie fassungslos zu betrachten, während die beiden Män ner sie die Stufe hinaufbeförderten. Froh richtete sich auf wackeligen Beinen auf, um den Weg freizugeben, wodurch Chita ihren Ärger auf ihn lenkte.
    »Halt die Tür zu, du Trottel! Ich will mit Barrum reden!«, rief sie, doch Froh konnte ihre Muttersprache nicht verstehen, und so schob er die Tür mit dem zittrigen Fuß auf, während er sich mit dem Rücken an den Rahmen drückte, um die Metallmänner und Chita gesenkten Hauptes passieren zu lassen, denn er war zur Rücksicht und Hilfsbereitschaft erzogen.
    Als die Krieger die Faronentochter an den Armen gepackt auf das Hauptdeck des riesigen Schiffs drückten und zerrten, folgte er ihnen auf Beinen, die so schwer und müde waren, dass seine Füße beim Gehen über den Boden schleiften. Sein Magen schmerzte nach wie vor, und er musste sehr vorsichtig durch die Nase atmen, damit der Brechreiz nicht überhandnahm. Immer wieder stützte er sich an der Reling ab und schwankte dabei einige Male gefährlich weit nach links, aber weil sich Chita heftig gegen die Krieger wehrte und sie entsprechend langsam vom Fleck kamen, schaffte er es irgendwie, mit ihnen Schritt zu halten, und auch die Leiter, die aufs Unterdeck hinabführte, bewältigte er ohne größere Unfälle.
    Als die Männer Chita in die Kajüte zurückstießen, in der der Stotterer sie mit anklagendem Gekrächze empfing, schlüpfte er zwischen den Kriegern durch die Tür, ehe diese sie geräuschvoll zuschlugen und von außen verriegelten. Aber als Chita herumwirbelte und Froh beiseiteschubste, um – laut fluchend und ausgiebig, aber vergeblich – an der Klinke zu rütteln, verließ ihn die Kraft, und er brach neben der schmalen Pritsche zusammen.
    Was auch immer geschehen ist und geschehen wird, dachte er, ehe die Dunkelheit ihn wieder umarmte, ich liebe dich, Niedlich. Es war alles für dich, und ich habe es gern getan.
    Und damit tauchte er ab in die Welt zwischen der Zeit.
    Vom dumpfen Aufschlag alarmiert schaute Chita zu ihm hin, ließ erschrocken von ihrem sinnlosen Kampf gegen das armdicke Holz der Tür ab und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. »Froh?«, entfuhr es ihr, während sie ihm ein paarmal mit der flachen Hand ins Gesicht schlug. »O nein – nicht schon wieder, Froh! Mach die Augen auf! Du kannst nicht müde sein! Du hast die ganze Nacht geschlafen wie ein Baby …«
    Aber es nützte nichts. Seine Lider zuckten nicht einmal, und als Chita sie anhob, nahm er sie mit seinen schwarzen Pupillen überhaupt nicht wahr. Sie huschten hektisch von rechts nach links und von oben nach unten, hin und wieder sogar so weit, dass nur noch das Weiße seiner Augen zu erkennen war, und was auch immer sie sahen, hatte mit der realen Welt nichts zu tun. Aber immerhin war noch Leben darin.
    Als Chita an seiner Brust lauschte, zweifelte sie allerdings daran, dass dieser Zustand noch lange anhalten würde, denn sein Atem ging sehr flach und langsam, und sein Herz schlug so schwach und leise, dass sie es kaum noch hörte.

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