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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hohlbein
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in der kommenden Nacht schlimme Dinge mit Soras Zahnhölzern zu tun.
    Schlimme Dinge?
    Ich bohrte seinem Pferd damit in der Nase.
    Cocha wandte sich an Moijo: »Ich soll euch durch die Küche ins Rathaus bringen. Durch den Haupteingang ist kein Durchkommen mehr. Ihr seid spät dran. Wo ist euer Karren?«
    »Ziemlich weit hinten, fürchte ich«, antwortete Moijo verschnupft.
    Cocha zuckte die Schultern. »Nun – der Prozessionszug wird wohl kaum darauf warten, schätze ich. Aber vielleicht findet ihr ein paar Abfälle in der Küche, mit denen ihr um euch werfen könnt. Dem stumpfen Volk wird’s gleich sein. Sie schmeißen sich auf alles, was ihr in den Händen gehalten habt.«
    Moijo reagierte nicht auf die Stichelei. Mein Bruder und ich sahen uns kurz an, ritten aber schweigend weiter, bis wir das Rathaus erreichten, vor dem das Gedränge sogar noch dichter war als vor dem Tor. Die Wachen hatten zunehmend Mühe, uns den Weg freizukämpfen, obwohl die Leute respektvoll zurückzuweichen versuchten, sobald sie uns erblickten. Aber es war einfach kein Platz dazu da.
    Letztlich mussten wir doch absitzen. Die Krieger winkten ein paar Dienstjungen des Statthalters aus dem Nichts herbei, in deren Obhut wir unsere Tiere gaben. Cocha führte uns über einen kleinen Umweg durch die weitläufige Küche ins Rathaus und schließlich in den ersten Stock, der über drei steinerne Balkone zum Marktplatz hin verfügte.
    Der mittlere war natürlich für meine Eltern und ihre Begleiter reserviert. Der rechte gehörte dem Statthalter, dessen Frau und den wichtigsten Bediensteten, wie dem Schriftführer, dem Schatz- und dem Waffenmeister, und vom linken Balkon aus durften wir Kinder der Menge zuwinken und all das Zuckerzeug auf die Festwagen hinabwerfen, die sicher schon bald durch die Stadt ziehen würden.
    Aber möglicherweise behielt Cocha auch recht, sodass wir wirklich mit leeren Händen dastehen würden, was recht peinlich wäre. Das Zuckerwerfen war eine feste und – besonders für die Kinder des einfachen Volks – wichtige Tradition. Man würde uns über Jahre und alle Grenzen hinaus verspotten, wenn wir einfach nur dumm aus der Wäsche glotzten, während unter uns Hunderte von kleinen, sabbernden Mäulchen vor Enttäuschung umgekippte Halbmonde formten …
    Ich sah dieses tragische Szenario schon vor meinem geistigen Auge und wurde entsprechend nervös. Sora entging das natürlich nicht. Er winkte eine Magd mit einem Tablett herbei und drückte mir einen Becher frischen Traubensaft in die Hand.
    »Hier, Schwester. Trink das. Das ist gut für die Nerven«, sagte er.
    »In erster Linie ist es gut für die Verdauung«, klugscheißerte Moijo daher. »Trauben enthalten einen bestimmten Zucker, de r den Darm anregt. Besonders bei Verdauungsbeschwerden ist diese Art von Traubensaft also die richtige Wahl – ganz im Gegensatz zu Bananensäften oder dergleichen, die den umgekehrten Effekt erzielen. Auch Milchprodukte wirken verdauungsfördernd, allerdings können sie selbst in geringen Mengen beim einen oder anderen Durchfallerkrankungen auslösen. Das lässt sich vermeiden, wenn man sie zusammen mit Pickersamen einnimmt.«
    »Damals in Hoggrimar, da hatte ich schlimmen Durchfall«, steuerte Markannesch unserem Bildungsbeutelchen bei.
    Cocha betrachtete ihn zweifelnd, und Soras neuer Lehrmeister sah die Zeit gekommen, sich auch ihm endlich vorzustellen.
    »Ich bin Markannesch«, sagte er und verneigte sich unangemessen tief – schließlich war Cocha nur ein Kind, und zwar noch nicht einmal von allzu bedeutenden Eltern, obwohl sie sehr gut mit den unseren befreundet waren.
    Eine Gruppe Musikanten schritt unter uns aus dem Rathaus und stimmte eine kleine Melodie an – das Zeichen, das unsere Eltern darauf hinwies, dass sie sich nun langsam auf den Balkon begeben sollten. Ungefähr jetzt, das wusste ich, öffneten sich die Tore des riesigen Lagers am Stadtrand, aus dem die Festwagen rollten.
    Das Fest begann, und von unserem Karren war noch immer weit und breit nichts zu sehen. Unruhig trat ich von einem Fuß auf den anderen, während ich an meinem Traubensaft nuckelte, und begann einen Notfallplan auszutüfteln, der tatsächlich eine Episode in der Rathausküche beinhaltete – obwohl ich natürlich nicht vorhatte, Küchenabfälle auf die Festwagen zu werfen, wie Cocha so gehässig vorgeschlagen hatte.
    Ehe ich jedoch die erste Etappe meines Rettungsplans in die Tat umsetzen konnte, schwirrten zwei Knaben mit einem riesigen Korb

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