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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hohlbein
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natürlich viel größer und aus massivem Gold.
    Die Krieger mussten die Menschen nun nicht mehr zurückdrängen. Sie machten freiwillig so viel Platz, wie es gerade eben ging, denn niemand will unmittelbar neben einem startenden Mana stehen. Jeder will es sehen, aber keiner möchte ihm zu nahe kommen.
    Es sieht aus wie ein harmloser Ball – wenngleich natürlich einer, in dem man mehrere Elefanten verstecken könnte, und auch nur von oben betrachtet.
    Elefanten?
    Haarlose Riesenrinder, deren Nasen bis auf die Erde reichen. Dreimal so groß wie ein Ochse und mit Ohren, so groß wie neugeborene Kälber …
    In diesem Ball befinden sich die Menschen, die das Mana steuern, und unter dem Ball ist eine mehrere Schritte durchmessende Kammer aus einem harten Metall angebracht, in der Waren aller Art transportiert werden. Manchmal auch Opfergaben, aber diese erreichen uns normalerweise über die Manis, unsere ruderlosen Boote also, denn so ein Mana kann ziemlich weit fliegen, aber längst nicht so weit, wie ein Mani fahren kann. Spätestens nach zwei Tagen muss es zumindest zwischenlanden, weil dann das Sternensilber ausgetauscht werden muss.
    Das Sternensilber allein ist eine Attraktion für sich. Normalsterbliche bekommen es nicht allzu häufig zu Gesicht. Ich sagte ja schon, dass Manareisen recht kostspielig sind. Es ist ein flüssiges, silberfarbenes Metall, das ausschließlich in Montania vorkam. An einem Mana wabert es zwischen einer Konstruktion aus mehreren Ringen, Zahnrädern und anderem technischen Kram, von dem ich nichts verstehe. Gleich unter der Warenkammer. In diesem Fall schwebte die vier Ellen durchmessende Sternensilberkugel zudem zwischen diesen riesigen, goldenen Flügeln.
    Die Kinder auf dem Platz klaubten hastig zusammen, was sich auf die Schnelle noch an süßem Obst und Gebäck finden ließ, ehe sie sich ehrfurchtsvoll, nichtsdestotrotz aber überaus erwartungsfroh, in die Röcke ihrer Mütter und auf die Schöße ihrer Väter flüchteten, die ebenfalls so weit von dem Mana zurückwichen, wie es gerade eben ging. Sora und ich hingegen beugten uns so weit über die steinerne Brüstung des Balkons, wie es möglich war, ohne dass wir Gefahr liefen, das Gleichgewicht zu verlieren und in die Tiefe zu stürzen, denn hier oben waren wir vor den unangenehmen Begleiterscheinungen des spektakulären Manastarts sicher. Unsere Lehrmeister (ja, auch Markannesch) traten dennoch hinter uns und sicherten uns zusätzlich mit festen Griffen um die Oberarme.
    »Nun sieh gut hin, Jamachita«, beschwor mich Moijo überflüssigerweise, denn ich sah schon längst so gut hin, dass mir die Augäpfel aus den Höhlen zu kullern drohten. »Siehst du das silbern und blau schimmernde Gebilde dort unter dem eisernen Ballon? Unter der Transportkammer und zwischen den Leitmetallen?«
    »Wenn sie es nicht sehen könnte, hätte sie in den vergangenen Wochen mehrfach versucht, den Stallknecht zu satteln. Dann wäre sie nämlich blind«, scherzte Sora, was ihm einen strengen Blick Moijos bescherte.
    »Das ist das Sternensilber«, erklärte mein Lehrmeister weiter. »Es speichert große Mengen Energie, die ihm der Erdkern in Form von Wärme zugefügt hat. Gleich wird der Kapitän im Inneren des Ballons einen Hebel betätigen, der mehrere Leitmetallstreben gleichzeitig bewegt, sodass sie das Sternensilber berühren. Diese Metalle leiten, wie ihr Name schon sagt, die Energie aus dem Sternensilber in die Flugmaschine – zahlreiche Zahnräder greifen ineinander und …«
    Weiter kam Moijo mit seinen langweiligen Ausführungen nicht, denn in diesem Moment setzten sich die Leitmetallstreben in Bewegung, und als sie das flüssige Metall in der Mitte des Unterbaus nur einen Lidschlag später erreichten, ertönte ein Zischen, als versuchte jemand, die Sonne mit dem Meer zu löschen. Grellweiße Funken stoben in alle Richtungen davon und lösten einen gleichsam erschrockenen wie entzückten Aufschrei in der Masse der Zuschauer aus, den ich intuitiv um ein aufgeregtes Quietschen bereicherte. Und ehe ich den Mund wieder schließen konnte, hob das Mana ab.
    Wobei abheben vielleicht nicht das zutreffendste Wort ist.
    Das Mana schoss regelrecht in die Höhe und setzte dabei eine Druckwelle frei, die so heftig war, dass sie die ersten fünf, sechs Reihen der Zuschauer auf dem Platz von den Füßen fegte und manch einem dabei auch noch die Schuhe oder den Rock auszog. Wie ein Pfeil oder Bolzen jagte es in den Himmel hinauf und markierte seine steile

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