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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hohlbein
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hatte ich ihn lange nicht mehr gesehen. Der Steuerraum war nur unzureichend beleuchtet: Die einzige Lichtquelle bestand in einer kleinen Laterne, die so angebracht war, dass sie die Apparaturen, die die Piloten zur Steuerung des Manas benötigten, in einen gelben Kegel tauchte, und weil die Sonne noch nicht aufgegangen war, drang durch die ovalen Fenster, von denen dieses Mana vier hatte, bloß blasses Dämmerlicht in den Raum. Es verwischte die Far ben eher, als dass es irgendetwas aus den Schatten schälte. Trot zdem erkannte ich Cocha natürlich sofort. Sein Haar leuchtete so rot im Dämmerlicht, als ob es brannte; ebenso seine Augen. Aber die leuchteten natürlich nicht rot, sondern hellblau und kein bisschen müde, sondern klar und frisch, wie das Eiswasser am Nordpol. Und er war immer noch dick.
    Na ja. Ein bisschen jedenfalls.
    Okay. Er war überhaupt nicht mehr dick. Kräftig, ja. Und er machte auch noch immer einen recht unsportlichen, behäbigen Eindruck. Aber auf eine angenehme Art. Er war ganz schön in die Höhe geschossen, wie ich mit einem Anflug von Neid feststellte, obwohl er auch nach Sekunden, in denen ich ihn vorwurfsvoll betrachtete, keinerlei Anstalten machte, aufzustehen und mir seinen Platz anzubieten.
    Mein Körper jammerte noch immer nach Schlaf, aber mein Herz begann plötzlich zu rasen, und mir wurde schrecklich heiß. Ich konnte gar nicht zuordnen, was da auf einmal mit mir passierte. Es war so ähnlich wie damals beim Ballringen. Da war eine Spannung in der Luft, die so heftig war, dass man hätte meinen können, das Sternensilber unter uns sei außer Kontrolle geraten und pumpte all die komprimierte Energie, die in ihrem Inneren schlummerte, mit einem Mal in den Steuerraum, der jeden Augenblick explodieren müsste. Selbst der Pilot und sein Ersatzmann schienen etwas zu spüren, als Cocha und ich aufeinandertrafen, denn sie wechselten einen Blick, den ich ebenso wenig zuordnen konnte wie dieses fremde Gefühl, das mich voll und ganz in Besitz genommen hatte.
    »Hallo Chita. Möchtest du dich nicht setzen?«, grüßte Cocha mich nach ein paar ewigen Sekunden.
    Bei Andromeda – diese Stimme …! So tief und dunkel und warm. Ich hatte ihn nach seinem Stimmbruch nicht mehr sprechen hören, und so hatte ich überhaupt noch nie einen Menschen sprechen hören. Diese Stimme verzichtete auf den Umweg durch meine Ohren, sondern sickerte sanft direkt in mein Herz, und ich begann endlich zu begreifen, was hier mit mir geschah.
    Aber ich wollte es nicht wahrhaben.
    Ich war fünfzehn Jahre alt, und wie alle Mädchen in diesem Alter träumte ich von der ersten, ganz großen Liebe, die ich bislang nur aus Liedern und Geschichten kannte. Es ist, als brummten Hummeln in deinem Bauch , hatte Sora mir einmal auf seine unvergleichliche Sora-Weise erklärt. Hummeln im Bauch und gefräßige Raupen im Kopf, die dir den Verstand wegfuttern. Aber da haben sie bei dir ja nicht viel zu tun …
    Jetzt hatte ich immerhin schon mal Hummeln im Bauch. Und das ausgerechnet wegen Cocha, diesem arroganten, unverschämten Hefeklumpen! Ich schämte mich, lief rot an und schämte mich deswegen gleich noch mehr.
    Vielleicht, um von meiner Unsicherheit abzulenken, blaffte ich ihn an und machte eine scheuchende Geste mit der Linken. »Möchtest du nicht aufstehen?«
    Cocha runzelte die Stirn. »Warum? Müssen wir noch einmal aussteigen?«, erkundigte er sich.
    »Wenn hier einer aussteigt, dann du«, erwiderte ich ungehalten. »Wie kommst du dazu, in … in …«
    In meinem Mana zu sitzen , hatte ich sagen wollen, aber das wäre selbst für mich anmaßend gewesen. Sogar mein Vater brauchte einen guten Grund, um ein eigenes Mana anzufordern. Sternensilber ist ein wirklich rares, kostbares Gut. Da muss schon mindestens ein richtiger Krieg her, um es einzig dazu zu benutzen, einen Menschen von hier nach dort zu befördern. M it reichlich Geld, Glück und guten Beziehungen kann man mitfliegen, wenn es zufällig in der Nähe landet, und dass dieses hier eigens eine Zwischenlandung in Hohenheim eingelegt hatte, hatte meinen Vater zweifellos ein kleines Vermögen gekostet. Und all das war mir natürlich vollkommen bewusst. Aber manchmal bewegt sich meine Zunge schneller als mein Verstand.
    Ja.
    Ich hatte eben tatsächlich ein paar Raupen im Kopf.
    Und Cocha war nicht geneigt, mir die Peinlichkeit zu ersparen, meinen Satz zu vollenden, sondern hob ganz im Gegenteil aufmerksam eine leuchtend rote Braue.
    »In …?«, hakte er

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