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Das Mädchen aus der Pearl Street

Das Mädchen aus der Pearl Street

Titel: Das Mädchen aus der Pearl Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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ihm ausgehen und glücklich dabei sein, ohne daß sie sich selbst etwas vormachte, und Kitty war bisher stolz darauf gewesen, immer gegen sich ehrlich zu sein und sich selbst treu zu bleiben.
    An diesem Abend kam Danny nicht zum Essen heim. Gewöhnlich war er bereits pünktlich um halb fünf Uhr nachmittags zu Hause. Da seine Tätigkeit als Geschirrwäscher auf Grund seines Alters der Kontrolle des Jugendamtes unterstand, war seine Arbeitszeit strengstens geregelt und begrenzt. Kitty wußte, daß Mr. Petrucci den Buben auf gar keinen Fall Überstunden machen ließ, ganz gleich, wie er auch unter Druck stehen mochte, und Danny war zu rücksichtsvoll, um sie mit dem Essen warten zu lassen, im Gegenteil, er tat alles, um ihr beim Kochen an die Hand zu gehen.
    Es wurde dreiviertel sechs Uhr, und noch immer war nichts von Danny zu sehen. Thomas war nicht heimgekommen, und so teilte Kitty die Sorge allein mit ihrer Mutter. Mrs. Boscz sprach wenig, aber ihre Augen hingen an der Uhr, und ihre Hände zupften und zwirbelten nervös an dem schadhaften Überzug ihres Sessels herum. Wie eine Statue saß sie vor dem Fernsehapparat, aber Kitty wußte, daß sie das Programm weder sah noch hörte. Es griff Kitty ans Herz, sie so geduldig und stumm zu sehen.
    Fünf Minuten nach sechs Uhr sagte Kitty: „Ich rufe einmal im Restaurant an. Sicherlich ist dort irgend etwas los.“
    „Ja“, flüsterte die Mutter voller Besorgnis.
    Kitty lief auf die Straße hinaus. Das nächste Telefon befand sich in der Süßwarenhandlung Nick, einem Geschäft, an dem bloß vorbeizugehen sie meistens vermied, aber das ließ sich nun nicht ändern. Sie überquerte die Fahrbahn und schritt tapfer geradewegs auf die Gruppe Halbstarker zu, deren Pfiffe immer schriller wurden, je näher sie kam, und plötzlich abbrachen, als sie jeden der Burschen mit kaltem Blick von oben bis unten maß. „Entschuldigung“, sagte sie und bahnte sich mit den Ellenbogen einen Weg vorbei an einem, der sich ihr entgegenzustellen versuchte. In ihrer Sorge erkannte sie nicht einmal, daß es Whip McCabe war, der bereits dreimal vor dem Jugendgericht gestanden hatte. Sie strebte eilig zur Telefonzelle im hinteren Teil des Raumes und wählte die Nummer Petruccis. Mr. Petrucci erschrak offensichtlich, als er hörte, daß Danny nicht heimgekommen war.
    „Er ist um Viertel nach vier weggegangen, Kitty. Sie wissen, daß ich ihn nie länger dabehalte, und heute war es so heiß, daß ich ihn sogar ein paar Minuten früher fortgeschickt habe.“
    „Hat er gesagt, ob er etwas vorhabe, Mr. Petrucci?“
    „Er wollte auf dem schnellsten Wege nach Hause!“
    Kittys Lippen versteiften sich. Es war ein warmer Abend, aber sie fühlte, daß sie ihre ganze Selbstbeherrschung aufbieten mußte, um nicht zu zittern.
    „Vielen Dank, Mr. Petrucci“, stammelte sie.
    „Kitty?“
    „Ja, Mr. Petrucci?“
    „Das sieht bös aus.“
    „Ich fürchte, Mr. Petrucci.“
    „Sagen Sie Ihrer Mutter, sie solle daheimbleiben, bis Sie ihn finden, hören Sie? Richten Sie ihr aus, daß ich sie hier nicht sehen will, ehe sie den Buben wiederhat.“
    „Danke, Mr. Petrucci. Sie sind sehr freundlich.“
    „Freundlich? Schließlich arbeitet Ihre Mutter seit fünfzehn Jahren bei mir, Kitty. Und ich schätze sie sehr. Ich hoffe —, nun, ziehen Sie so bald wie möglich aus dieser Straße fort!“
    Sie legte den Hörer auf, suchte ein neues Zehncentstück und wählte dann das Gemeindehaus. Eine weibliche Stimme antwortete, und Kitty bestand darauf, daß sie Cy Whitney unbedingt sofort persönlich sprechen müsse.
    „Es tut mir leid“, hörte sie am andern Ende sagen, „er ist nicht mehr hier. Er ist heimgegangen zum Essen.“
    „Können Sie mir sagen, ob Danny Boscz dort war? Es ist sehr dringend. Ich muß ihn finden.“
    „Danny?“ Die Stimme klang zweifelnd. „Ja, ich weiß, wen Sie meinen, aber ich bin sicher, daß er nicht hier ist. Niemand ist jetzt mehr da. Aber ich will nochmals nachschauen.“
    „Bitte!“ bettelte Kitty.
    Sie wartete. Es schien eine kleine Ewigkeit zu vergehen, ehe die Stimme vom andern Ende der Leitung wiederkam:
    „Danny Boscz ist heute überhaupt nicht hergekommen“, gab sie Auskunft, „aber der Drama-Club trifft sich in etwa zwei Stunden hier, und Danny Boscz ist eines der Mitglieder.“
    Ich glaube, Sie verstehen nicht---sagte Kitty und
    schwieg für einen Augenblick. „Nun, das macht weiter nichts. Aber richten Sie bitte Cy Whitney aus, daß er sich so schnell wie möglich

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