Das Mädchen aus Mantua
der Krankenpflege widmet. Und für Schwester Deodata lege ich meine Hand ins Feuer.«
»Euer Wort in Gottes Ohr.«
Der Mönch grinste. »Nun, so oft, wie ich zu ihm spreche, sollte es da gut aufgehoben sein.«
Sie konnte nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern. Dann blickte sie auf die Frau. »Ist das die Kranke?«
Frater Silvano nickte. »Erinnert Ihr Euch nicht an sie?« Er blickte sich um, dann setzte er leise hinzu: »Ihr selbst habt bei der Entbindung geholfen.«
Nun erkannte Celestina auch, um wen es sich handelte. Ohne die grotesken Schwellungen sah sie beinahe hübsch aus, oder vielmehr, sie hätte hübsch ausgesehen, wenn das Fieber ihre Züge nicht so stark ausgezehrt hätte.
»Wo ist das Kind?«, fragte sie spontan.
»Es starb.«
Celestina atmete tief durch. Plötzlich erinnerte sie sich an jeden Handgriff, an den prall gespannten Leib der Schwangeren, an das winzige Füßchen, das zuerst seinen Weg ans Tageslicht gefunden hatte. Und dann an das Krähen des gesunden Säuglings.
So schnell, dachte sie beklommen. So knapp bemessen war die Zeit zwischen Geburt und Tod. Und nun schien es ganz so, als sollte die Mutter dem Kind bald folgen.
»Sie hat das Spital gesund verlassen«, berichtete Frater Silvano. »Es dauerte eine Weile, bis sie wieder bei Kräften war, so lange haben wir sie hierbehalten. Vor zwei Wochen schließlich packte sie ihr Bündel, nahm ihr Kind und machte sich auf den Weg.«
»Wohin wollte sie?«
»Nach Verona, soweit ich weiß. Den Schwestern erzählte sie, ihre Mutter lebe dort.« Er räusperte sich. »Mehr wollte sie nicht über sich sagen. Aber es ist klar, dass es weder einen Gatten gibt noch sonst jemanden, der sich hier um sie kümmern könnte. Die Spitalsverwaltung hat der Frau, wie immer in solchen Fällen erkennbarer Bedürftigkeit, ein paar Soldi Zehrgeld mit auf den Weg gegeben. Um ihr für die nötigen Reisevorkehrungen Zeit zu verschaffen, hat man ihr auch noch für einige Tage den Aufenthalt in einer Herberge bezahlt. Vor gut zwei Wochen machte sie sich auf die Reise und wurde wenig später außerhalb der Stadt gefunden, das Kind tot in ihren Armen.«
»Und jetzt ist sie wieder hier.«
Der Mönch nickte. »Ein Student fand sie und brachte sie her. Sie hatte übel riechenden Wochenfluss und hohes Fieber. Behandelt haben wir sie mit kalten Auflagen und Güssen, und wir haben ihr mehrmals täglich Sud aus Weidenrinde zu trinken gegeben. Ein wenig zerstoßenes Mutterkorn haben wir auch verabreicht, um alle schlechten Säfte zum Abfließen zu bringen. Vorige Woche sah es danach aus, als würde es besser werden, doch dieser Eindruck trog. Das Fieber ist zurückgekommen, und nun ist sie seit Tagen in diesem Zustand.«
»Die von Euch verwendeten Mittel erscheinen mir angebracht«, sagte Celestina. »Leider kann ich Euch keine anderen Behandlungsvorschläge machen. Ich wüsste nicht, was man sonst noch tun kann.«
Frater Silvano betrachtete die murmelnde Frau. »Etwas kommt mir eigenartig an diesem Fieber vor. Es scheint mir kein Kindbettfieber mehr zu sein, da jeglicher Wochenfluss aufgehört hat und es ihr bereits wieder besser ging.«
»Fieber kann überallher kommen.«
»Ich dachte, Euer Mann hätte vielleicht einmal so einen Fall gehabt«, sagte Frater Silvano. »Ich erlebe zum ersten Mal, dass eine Frau überhaupt das Kindbettfieber überlebt. Wenn es ein Rückfall wäre, müssten doch die vorherigen Krankheitszeichen wieder auftreten, was jedoch nicht der Fall ist. Also muss das Fieber andere Ursachen haben.«
»Leider kann ich Euch hierbei auch nicht weiterhelfen«, sagte Celestina. Sie hatte den Eindruck, dass der Mönch mit ihrer Antwort nicht zufrieden war. Nicht zum ersten Mal dachte sie, dass er ihr mehr zutraute als sie sich selbst. Irgendwann musste es zwangsläufig dazu kommen, dass sich ihre Unzulänglichkeiten offenbarten.
Sie hatte das Gefühl, versagt zu haben, erst recht, als sie erfuhr, dass der Patient mit dem Schädelbruch nicht überlebt hatte.
»Er starb bald nach der Operation«, sagte Frater Silvano. »Aber natürlich war es nicht Eure Schuld.«
Celestina wusste nicht, was sie sagen sollte, doch seine Aufmerksamkeit galt ohnehin nicht länger ihr. Soeben war Schwester Deodata im Krankensaal aufgetaucht und hielt zielsicher auf Frater Silvano zu.
»Ihr müsst mitkommen«, sagte sie knapp. »Eure Anwesenheit ist anderweitig vonnöten.«
Der Mönch nickte. »Danke, dass Ihr gekommen seid«, sagte er zu Celestina.
»Wofür?«, gab
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