Das Mädchen aus Mantua
dass die Art des Vollzugs nicht relevant für die Schwere der Sünde sein konnte.
Pater Domenico vergab ihr im Namen des Herrn und erlegte ihr den dritten Teil eines Marienpsalters als Buße auf. Hatte sie anfangs noch einen halben Psalter beten müssen, war der Pater mittlerweile nachsichtiger geworden. Oder einfach nur vergesslich.
Arcangela brachte die Buße, vor einem Seitenaltar kniend, mit aller ihr zu Gebote stehenden Inbrunst hinter sich und brach dann auf, um sich mit Vitale in seinem Häuschen vor der Stadt zu treffen.
Die Hütte kam ihr noch schäbiger und kleiner vor als sonst, doch Vitale, der auf dem Rand des kleinen Ziehbrunnens vor der Hütte in der Sonne saß und aufsprang, als er sie kommen sah, ließ sie diesen Gedanken sofort vergessen. Ihr Herz flog ihm entgegen, als er auf sie zustürmte und sie in die Arme riss. Himmel, wie sehr sie ihn liebte! Wenn er sie verließ, würde sie sterben!
Sie klammerte sich an ihm fest und erhob keine Einwände, als er ihre Hinterbacken umfasste, sie hochzog und sich ihre Schenkel um die Hüften legte, sodass ihre Weiblichkeit sich an seiner Härte reiben konnte. Es fühlte sich höchst verheißungsvoll an, und Arcangela stöhnte vor Erregung. Es war zu viel Kleidung im Weg, doch dem würden sie gleich abhelfen.
Sie hing mit Armen und Beinen an ihm, während er spornstreichs in das Häuschen marschierte und sie auf dem Bett ablegte, bevor er sein Schwertgehenk von sich warf. In fieberhafter Eile zerrten sie einander die Kleidungsstücke vom Leib und fielen dann erneut übereinander her.
»Ich liebe dich!«, sagte Vitale schnaufend.
Diesmal störte es sie weniger als sonst. »Ich dich auch«, beteuerte sie.
Weil er auf ihr lag, bemerkte sie vor ihm, dass die Tür der Hütte aufschwang. Vitale hatte in seiner Leidenschaft versäumt, den Riegel vorzulegen. Jemand kam herein!
Erschrocken schrie sie auf. Vitale sprang sofort aus dem Bett und tastete nach seinem Schwert, das zusammen mit seinen anderen Sachen irgendwo auf dem Boden lag. Strahlendes Sonnenlicht drang von draußen herein und umriss die Gestalt eines vierschrötigen Mannes. Arcangela konnte sein Gesicht nicht erkennen, weil die Sonne sie blendete, doch dafür war seine Stimme um so besser zu hören.
»Kommt her«, rief er dröhnend. »Hier liegt ein nacktes Schätzchen im Bett und wartet auf uns!«
Hinter ihm wurden weitere Stimmen laut, und was sie sagten, ließ nichts Gutes ahnen. Rüpelhafte Bemerkungen wurden ausgetauscht, brüllendes Gelächter ertönte, und gleich darauf erschienen zwei weitere Kerle hinter dem ersten.
Vitale sprang mit gezücktem Schwert vorwärts, und es gelang ihm, dem ersten Eindringling eine Wunde an der Schulter beizubringen, doch kaum hatte er den Treffer erzielt, wurde er von den beiden anderen angegriffen. Einer von ihnen schwang einen Knüppel, der zweite ein Messer. Vitale schaffte es, den Messerstecher zurückzutreiben, doch der andere Kerl nutzte die Gelegenheit, von der Seite auf ihn loszuspringen und ihm den Knüppel gegen den Kopf zu schlagen. Es klang schrecklich, wie berstendes Holz. Vitale sackte zu Boden wie ein gefällter Baum. Arcangela schrie erneut auf. Der Mann, den Vitale an der Schulter verletzt hatte, warf sich auf sie, die Zähne gebleckt vor Wut und Gier. Das Blut strömte aus seiner Wunde und floss über ihre nackte Brust, doch das schien ihn erst recht anzustacheln. Er fummelte an seinem Hosenlatz herum, worauf sie begann, sich mit Händen und Füßen zu wehren. Er versuchte, ihr Gestrampel mit einem Hieb in ihr Gesicht zu unterbinden, und sie fiel benommen zurück. Doch nur wenige Augenblicke später kam sie wieder zu sich und widersetzte sich seinem Bemühen, sie zu vergewaltigen. Sie kratzte und schlug und trat ihn, denn inzwischen hatte er sein steifes Glied entblößt und versuchte, sich zwischen ihre Schenkel zu drängen. Er stank so widerlich nach altem Schweiß und Schnaps, dass sie würgen musste.
»Helft mir!«, befahl er den beiden anderen. »Umso eher könnt ihr selber ran!«
Seine Kumpane beeilten sich, seiner Aufforderung nachzukommen. Der eine riss mit grober Gewalt Arcangelas Arme nach hinten, bis sie gegen das Kopfteil des Bettes krachten; dann hielt er ihr die Hände über dem Kopf fest. Der andere stellte sich neben das Bett und glotzte auf das sich windende Opfer, während er bereits die Hosen herabließ.
»Mach schon, ich will auch!«
Das war das Letzte, was er in seinem Leben äußerte. Vitales Schwert durchfuhr
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