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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Unterkleides. »Ob wir auch noch einen Spaziergang unternehmen? Das Wetter ist so herrlich, ich mag nicht bis zum Schlafengehen drinnen hocken! Wir könnten uns ein wenig von der Stadt ansehen.«
    Celestina blickte sehnsüchtig aus dem Fenster. »Lust hätte ich schon, aber Tante Marta wird nicht gestatten, dass wir am Abend ohne männliche Begleitung das Haus verlassen. Wie ich Mama kenne, hat sie entsprechende Instruktionen erteilt.«
    »Lass uns Cousin Guido fragen. Wenn du die Wehwehchen seiner Mutter heilen sollst, kann er sich zum Ausgleich durchaus als Begleiter aufopfern. Außerdem geht er gern spazieren, er hat es selbst gesagt.« Arcangela legte die Bürste zur Seite und lächelte sich im Spiegel zu. »Und wir könnten bei der Gelegenheit versuchen, ihm ein oder zwei Geheimnisse zu entlocken.«

Eine Woche später, Samstagnacht
    Die Schenke war zum Bersten voll. An den Tischen wurden reihenweise Trinksprüche ausgebracht, die Krüge ein ums andere Mal gehoben und geleert. Die Bedienung kam kaum nach mit dem Zapfen und Servieren, so groß war der Durst und so übermütig die Stimmung. Einige der Männer zeigten schon deutlich Schlagseite, zwei oder drei waren bereits von den Bänken gesunken und lagen schnarchend auf dem Boden. Mitternacht rückte näher, doch in einer lauen Nacht wie dieser wurde gern bis in die frühen Morgenstunden gefeiert, vor allem, wenn der kommende Tag ein Sonntag war.
    Fast alle Männer in der Schenke waren Scholaren, die sich regelmäßig zu abendlichen Trinkgelagen hier zusammenfanden und über die Freuden und Leiden des Studentenlebens palaverten. Und natürlich über die Liebe und das Leben an sich, unerschöpfliche Themen, wenn nicht gerade ein gutes Kartenspiel die Aufmerksamkeit beanspruchte.
    Timoteo Caliari war indessen vom Kartenspiel bedient. Er hatte sich nicht konzentrieren können. Vielleicht hätte er früher mit dem Trinken aufhören sollen, dann hätte er nicht verloren. Viel war es nicht, denn er achtete auf sein Geld, schließlich war er Student und musste mit kargen Mitteln auskommen. Aber doch genug, um sich darüber zu ärgern, und das, obwohl es schon reichlich anderen Ärger gab.
    Trübsinnig blickte er in sein Bier und dachte über die Ungerechtigkeit des Lebens nach. Wieso musste er ausgerechnet Chiara lieben, die schöne, blonde, zauberhafte Chiara? Hätte nicht eine andere sein Herz entflammen können? Eine, die nicht Bertolucci hieß! Doch welche andere hatte solche Augen, in denen sich der Himmel spiegelte, und eine Haut, die so weiß und zart war wie Alabaster?
    »Bi-bierher!«, schrie Galeazzo in Richtung der Bedienung, die sich schwitzend und mit fleckigen Röcken zwischen den Tischen durchschob.
    »Du hast eigentlich genug«, sagte William. »Dir wird wieder schlecht. Das weißt du doch.«
    »Sch-scheißdrauf«, sagte Galeazzo rülpsend.
    William lachte gutmütig. »Das täte ich, aber dann wäre ich der Dumme, denn das letzte Mal hast du in mein Bett gekotzt.«
    »Passchonauf«, versprach Galeazzo. Sein rotes Haar war verschwitzt und stand wie Stacheln nach allen Seiten vom Kopf ab. Er wandte sich an Timoteo. »Waschlos? Bisso still.«
    Er wartete die Antwort nicht ab, sondern legte den Kopf auf die Arme und schlief ein.
    Das war das endgültige Zeichen für den Aufbruch. William und Timoteo zahlten die Zeche, dann packten sie Galeazzo unter den Armen und zerrten ihn nach draußen, wo sie ihn in die Mitte nahmen und mit vereinten Kräften heimwärts beförderten.
    Kaum hatten sie ein paar Schritte getan, begegnete ihnen in der Gasse jemand, der hellen Zorn in Timoteo wachrief. Um ein Haar hätte er Galeazzo losgelassen, weil seine Hand plötzlich einen eigenen Willen bekam und zur Waffe greifen wollte.
    Gentile Bertolucci sah im Licht der Laterne, die ein Bediensteter vor ihm hertrug, immer noch ziemlich lädiert aus. Seine Nase war auf befriedigende Weise angeschwollen und der Riss an der Lippe noch nicht vollständig verheilt. Doch das war auch schon das einzig Gute, das Timoteo dem Anblick dieses Kerls abgewinnen konnte.
    Er spannte sich an.
    »Nicht«, sagte William leise.
    »Wen haben wir denn da?«, spottete Gentile. »Ein Caliari und seine Freunde auf dem Heimweg. Ziemlich angeschlagen, wie mir scheint.« Seine Stimme hatte ebenfalls gelitten, wie Timoteo feststellte. Doch seine grimmige Genugtuung verflog sofort, als Gentile stehen blieb und spöttisch fortfuhr: »Ob das noch die Nachwirkungen von voriger Woche sind? Oder ob es eher vom

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