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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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lesen.«
    »Natürlich. Dumme Frage von mir. Zuerst ein paar Einläufe, dann lesen. Wie überaus aufregend!« Arcangela zog ein Gesicht. »Und was soll ich die ganze Zeit tun?« Allem Anschein nach hatte die vorangegangene Unternehmung ihren Tatendurst erst richtig geweckt.
    »Baden?«, schlug Celestina vor.
    »Ich habe gestern schon gebadet. Es jeden Tag zu tun, wäre höchst fragwürdig. Die Mägde tratschen bereits herum, ich litte unter einem Sauberkeitswahn.«
    Arcangela hasste es, im Haus zu hocken und sich zu langweilen. Als sie noch in Mantua gewohnt hatten, war der Tag im Handumdrehen vergangen mit all den Aufgaben, die ein Haushalt mit sich brachte. Eine Magd hatten sie sich nicht leisten können, denn Jacopo hatte Celestina nur ein kleines Legat hinterlassen, das sie tunlichst nicht antasteten, sondern für schlechtere Zeiten aufbewahrten. Für den laufenden Bedarf gab es nur eine winzige Rente, aus seiner Zeit als Amtsphysikus in Venedig. Also lebten sie beide größtenteils vom dem, was Celestinas Mutter und deren Gatte, Arcangelas Vater, ihnen zukommen ließen und was sie selbst hinzuverdienten. Celestina hatte aushilfsweise als Krankenpflegerin im Hospital gearbeitet, und Arcangela hatte hier und da Näharbeiten übernommen. Folglich waren sie beide immer eingespannt gewesen, Langeweile war nie aufgekommen.
    Im Haus der wohlhabenden Bertolucci waren sie, bis auf Celestinas medizinische Betreuung von Tante Marta, buchstäblich zum Nichtstun verdammt. Neben den beiden im Gesindegeschoss wohnenden Hausmädchen und der Köchin gab es mehrere Küchen- und Spülmägde, die täglich zum Arbeiten ins Haus kamen und abends wieder gingen. Die Reit- und Kutschpferde versorgte ein Stallknecht. Die Oberaufsicht über alle Haushaltsangelegenheiten hatte die alte Immaculata inne, die das Gesinde mit harter Hand regierte und nicht nur die Vorräte überwachte, sondern jede sichtbare Fläche im Haus regelmäßig auf etwa verbliebene Staubreste prüfte. Die Wäsche wurde aus dem Haus gegeben.
    Um den Garten kümmerte sich Onkel Lodovico persönlich. Mit großer Hingabe widmete er sich täglich den Pflanzen. Er beschnitt die Sträucher, grub die Rabatten um, jätete das Unkraut und flocht sorgfältig die Ranken in die Spaliere. Damit konnte er Stunden zubringen, während seine Frau leidend auf dem türkischen Sofa im Wohngemach lagerte und mit ihrem Schicksal haderte.
    Höchstens die Hälfte seiner Zeit verbrachte er im familieneigenen Kontor, von dem aus die von Marta ererbten Güter verwaltet wurden. Viel Aufwand war dafür nicht nötig, weil er einen tüchtigen Kontorvorsteher hatte, und so hielt er sich häufig im Garten auf.
    »Der Garten ist meine ganze Freude«, hatte er Celestina erklärt – dummerweise im Beisein von Marta, was ihm einen erbitterten Blick eintrug.
    »Nicht im Sinne von größter Freude«, hatte er eilig hinzugefügt. »Das ist und bleibt natürlich meine Familie.« Einen launigen Zusatz hatte er sich nicht verkneifen können: »Soweit anwesend und nicht bettlägerig.«
    Arcangela stellte sich vor den Spiegel. Sie nahm die Bürste zur Hand und bearbeitete ihr Haar, eine Beschäftigung, die sie immer noch für nutzbringender hielt als tatenlos auf dem Bett herumzuliegen. Celestina holte eines ihrer Bücher aus der Kiste und vertiefte sich in den Inhalt. Es handelte sich um eine Schrift über Heilpflanzen. Das Buch war uralt, die Hälfte der Seiten fehlten, aber sie erinnerte sich, darin über eine Rezeptur gelesen zu haben, die auf natürliche Weise gegen Verstopfung wirkte.  

Eine Woche später, Juni 1601
    In der Woche darauf traf Celestina den Mönch Silvano wieder. Sie sah ihn auf dem Markt, der regelmäßig auf der Piazza delle Erbe stattfand, eben jenem Platz, an dem die Kutsche umgestürzt war.
    Frater Silvano stand vor einem Karren, der mit Zwiebeln und Eiern beladen war. Er feilschte mit dem Bauern, der die Ware verkaufte. Celestina hörte, wie beide handelseinig wurden, zu einem Preis, mit dem der Mönch zufriedener war als der Verkäufer, denn der Bauer machte ein saures Gesicht.
    »Das nächste Mal kauft Ihr Eure Zwiebeln woanders«, rief er dem Mönch nach, während dieser mit dem prall gefüllten Leinensack weiterschlenderte.
    »Unfug, ich werde wieder zu Euch kommen, und dann werdet Ihr mir einen noch besseren Preis machen, denn niemand kauft Euch so viele Zwiebeln ab wie ich!«
    Ein paar Schritte weiter bemerkte er Celestina, die an einem Stand mit Orangen und Zitronen einige

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