Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
Vom Netzwerk:
schweigen. Bislang hatte sie vergeblich versucht, mehr darüber herauszufinden. Chiara suchte sofort unter irgendwelchen Vorwänden das Weite, sobald Celestina davon anfing.
    Hieronimo musterte sie bohrend. »Ich bin sehr sicher, Euch zu kennen. Dieses Gesicht – ohne jeden Zweifel habe ich es schon gesehen. Erst neulich, bei Nacht. Und zwar in keiner für eine Dame angemessenen Umgebung!«
    »Du Hund!«, rief Guido. Geschmeidig griff er zum Degen.
    »Warte!«, rief Celestina, hastig seine Hand packend. »Es stimmt. Wenngleich er natürlich nicht mich sah, sondern Marino. Vermutlich in einer Schenke.«
    »Marino?«, fragte Guido konsterniert. Bevor er die naheliegende Frage stellen konnte, fuhr Celestina eilig fort: »Ja, es stimmt. Marino besucht hin und wieder eine Schenke. Ich weiß, das sollte er nicht tun, vor allem nicht bei Nacht. Aber so sind junge Männer nun mal. Sag es bitte nicht deiner Mutter, Guido. Sie würde sich nur Sorgen machen.«
    Guido holte Luft. »Bei allen …«
    »Ihr müsst wissen, Marino ist mein Bruder«, fuhr Celestina dazwischen. Sie warf Hieronimo Caliari ein liebliches Lächeln zu, während sie gegen den Drang zu fluchen ankämpfte.
    »Bruder?«, fragte Hieronimo stirnrunzelnd.
    »Ja, er kam eine Woche nach mir hier in Padua an und weilt seither ebenfalls zu Besuch bei unserem Onkel Lodovico.«
    »Ein weiterer Bertolucci? Hier in Padua?«
    Guido warf sich in die Brust. »Das erfüllt dich sicher mit Schrecken, was? Männlicher Familienzuwachs bei den Bertolucci!« Diese Gelegenheit, den Gegner zu provozieren, konnte er nicht ungenutzt verstreichen lassen, obwohl seine verdutzte Miene zeigte, dass er keine Ahnung hatte, worum es ging.
    Hieronimo straffte sich. »Halt’s Maul, oder ich stopf es dir!«
    »Tu’s doch!«, sagte Guido frech. Breitbeinig stellte er sich vor Hieronimo hin. »Ich warte!«
    »Hieronimo!«, sagte Brodata mit schneidender Stimme.
    »Mein Bruder würde niemals einer Menschenseele etwas zuleide tun!«, warf Celestina ein. »An diesem Zwist beteiligt er sich nicht. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer!«
    »Glaub ihr nicht«, sagte Guido. »Wir haben ihn als Verstärkung herkommen lassen. Ein Bertolucci mehr, um die Caliari das Fürchten zu lehren.«
    »Zum Fürchten soll er nicht gerade sein«, bemerkte Brodata kalt. »Ein schmächtiger und kleiner Bursche, und noch dazu waffenlos, davon sprach jedenfalls Timoteo.« Sie gab ihrem Neffen einen Schubs. »Lass uns gehen.«
    »Warte.« Hieronimo blieb stehen. » Wovon sprach Timoteo?«
    Brodata verdrehte die Augen. »Dass die Bertolucci Verwandte zu Besuch haben. Ein Mädchen aus Mantua und ihren Bruder.«
    »Und unsere Stiefschwester Arcangela«, ergänzte Celestina eilig. »Einer von uns ist harmloser als der andere. Niemand dabei, der Ärger macht.« Sie schenkte Hieronimo ein strahlendes Lächeln. Der hob irritiert die Brauen.
    »Wir gehen.« Diesmal knuffte Brodata ihren Neffen heftiger, was diesen veranlasste, sich widerwillig in Bewegung zu setzen. Doch er schaute über die Schulter zurück und sah Celestina auf undeutbare Weise an, bevor sich andere Marktbesucher dazwischenschoben und die Caliari ihren Blicken entzogen.
    »Bruder? Marino? «, ließ sich Guido vernehmen, kaum, dass die Caliari außer Hörweite waren. Sein hübsches, glatt rasiertes Gesicht zeigte einen Ausdruck aufrechter Empörung. »Ist mir da vielleicht etwas Wichtiges entgangen? Ich bin absolut sicher, dass du überhaupt keinen Bruder hast. Schon gar nicht hier in Padua. Und erst recht nicht in unserem Haus. Sag mir, dass meine ungeheuerliche Vermutung nicht zutrifft!«
    Celestina entschied, dass die Flucht nach vorn die einzige Möglichkeit war, die ganze Sache zu erklären. »Ich hätte dich sowieso eingeweiht.« Sie räusperte sich und sagte vorsichtig: »Ich verkleide mich gern als Mann.«
    Ihm war anzusehen, dass er nach Worten rang, um der Ungeheuerlichkeit dieser Offenbarung Rechnung zu tragen, doch heraus kam nur eine ebenso anklagende wie kurze Frage. »Du machst was ?«
    »Ach, Guido! Jetzt tu nicht so, als wäre das ein schlimmes Verbrechen!«
    »Du gehst in Spelunken !«, rief er aus.
    »Jetzt schrei doch nicht so!« Besorgt blickte sie sich um, doch bis auf einen bereits leicht angetrunken wirkenden Schnapshändler hatte niemand von ihnen Notiz genommen.
    »Höchstens in eine oder zwei«, fuhr sie mit gedämpfter Stimme fort. »Und ich trinke nicht richtig, ich nippe nur.«
    »Aber warum tust du das, um Himmels

Weitere Kostenlose Bücher