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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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grausigen Geschmack von ihrer Zunge, und der kalte Waschlappen auf ihrer Haut ließ sie vollends aufwachen. Sie reinigte sich mehrmals gründlich von Kopf bis Fuß und tränkte auch das Haar ordentlich mit Wasser, bevor sie es ein letztes Mal durchbürstete und im Nacken zusammenzwirbelte.
    Widerwillig streifte sie anschließend ihre Frauenkleidung über, zuletzt die Haube. Es wäre so viel einfacher, direkt die Sachen anzuziehen, die sie die meiste Zeit des Tages tragen würde, statt sie in einen Sack zu stecken und mitzunehmen, um sie später heimlich anzulegen!
    Arcangela rührte sich nicht, bis auf ihre regelmäßigen Atemzüge war nichts von ihr zu hören. Sie hatte einen tiefen Schlaf und würde nicht vor dem Terzläuten zu sich kommen.
    Als Celestina sich mitsamt ihrem Korb aus dem Haus schleichen wollte, kam ihr in der Halle Guido entgegen. Er wirkte übernächtigt, seine Augen waren geschwollen, als hätte er geweint.
    »Guten Morgen«, sagte sie höflich. »Du bist früh auf.« Es war offenkundig, dass er gerade erst nach Hause gekommen war, doch es schien ihr nicht angezeigt, eine Unterhaltung deswegen anzufangen.
    Er nickte und zog die Nase hoch. »Wo willst du hin? Was hast du da für einen Sack in dem Korb?«
    »Du weißt doch, dass ich im Spital arbeite.«
    »Ach so«, sagte er lustlos. Stumm und mit vergrämter Miene ging er an ihr vorbei zur Treppe. Sie war froh, dass er seine zweite Frage vergessen hatte. Was immer er in der letzten Nacht getrieben hatte – es hatte vorläufig seinen Verstand getrübt.
    Eilig verließ sie das Haus.
    In den Gassen herrschte bereits lebhafter Betrieb, es war Markttag. Die rund um den Palazzo della Ragione angeordneten Plätze füllten sich mit rumpelnden Karren, auf denen die Bauern ihre Waren aufgetürmt hatten. Der Gedanke an Essen verursachte Celestina Übelkeit, doch das mochte sich im Laufe des Tages noch ändern, weshalb sie bei einem Obsthändler ein paar Äpfel und bei einem Bäcker ein Stück Weißbrot erstand. Nach einem kurzen Fußmarsch über die Via San Francesco erreichte sie das Spital. Die frische Morgenluft tat ihr gut und linderte ein wenig die Nachwirkungen des gestrigen Besäufnisses. Arcangela hatte unbestritten recht – nie wieder würde Celestina sich auf solche Weise vergessen!
    Als sie mit dem Schlüssel die Hintertür öffnete und vorsichtig in den Gang spähte, war dort niemand zu sehen. Umso größer war ihr Schreck, als unvermittelt Frater Silvano aus der Tür der Kammer trat, in der sie sich am Vortag umgekleidet hatte. Sie hatte nicht damit gerechnet, ihn hier vorzufinden, jedenfalls hatte er nichts davon gesagt, dass er wieder auf sie warten würde.
    »Oh, ich habe Euch einen Schrecken eingejagt, das tut mir leid«, sagte er.
    »Macht nichts. Ist alles in Ordnung?«
    Kurz blitzte in ihr die Hoffnung auf, er werde sagen, dass der ganze Plan abgeblasen werden musste, dann wäre ihr alles Weitere von höherer Hand abgenommen. Gleich darauf schalt sie sich für ihre Feigheit. Wieso musste sie immer wieder wie ein Hasenfuß denken?
    »Alles läuft so, wie wir es besprochen hatten«, sagte Frater Silvano. »Ihr zieht Euch um, und dann marschiert Ihr geradewegs zur Universität und schreibt Euch ein. Wie ich hörte, soll Euch möglicherweise sogar ein Stipendium bewilligt werden.«
    Es hatte sich also schon zu ihm herumgesprochen.
    »Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll«, meinte sie. »Es lenkt vielleicht unerwünschte Aufmerksamkeit auf mich.«
    »Nein, nur erwünschte. Ihr sollt als das in Erscheinung treten, was Ihr seid.« Er lachte, als er ihren entsetzten Gesichtsausdruck sah. »Nicht als Frau! Sondern als Koryphäe! Als glänzende Hoffnung der Chirurgie! Macht weiterhin Eindruck! Stimmt Euch den Professor und die Assistenten gewogen, gewinnt Einfluss. Umso besseren Zugang werdet Ihr zu allem haben. Auch zu wichtigen Informationen. Vor allem werdet Ihr Euch nicht mit den Anfängerübungen herumplagen müssen. Vielmehr könnt Ihr, wie es Eurem Wissensstand geziemt und wie es bei vielen von auswärts kommenden Studenten mit akademischen Vorkenntnissen üblich ist, gleich zu den derzeitigen Doktoranden stoßen. Das spart Euch glatte zwei Jahre.« Beiläufig fügte er an: »Es ist bekannt, dass Professor Fabrizio unter seinen Studenten gern die besonders fähigen bei den Sektionen hinzuzieht. Ihr werdet in der ersten Reihe stehen und selbst Hand anlegen dürfen. Und somit alles sofort erfahren, was im Zusammenhang mit den

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