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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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sauber. »Woher kennst du ihren Namen?«, fragte er und wurde rot.
    Anna del Mercato sah ihn an und hätte fast gelacht beim Anblick seiner dunkelrot anlaufenden Wangen und Ohren. Aber sie wollte ihn nicht weiter in Verlegenheit bringen. »Du hast ihn gestern Abend genannt.«
    »Ach so …« Mercurio sah unbeholfen in seine Tasse.
    »Glaubst du wirklich, du kannst nicht lieben, nach dem, was du für mich getan hast?«
    »Na ja … Ich brauchte eben einen Platz zum Schlafen, und es war schrecklich kalt.«
    Anna nickte. »Ja, ich weiß.«
    Mercurio rührte mit dem Löffel in der Tasse herum.
    »Möchtest du noch etwas?«
    Mercurio blieb mit hängendem Kopf sitzen. Er atmete heftig. Dann schlug er mit dem Löffel auf den Tassenrand. »Was soll ich tun, Anna?«, fragte er schließlich.
    »Such erst mal dieses Mädchen. Worauf wartest du noch? Du glaubst doch nicht etwa, dass ich das für dich erledige?«
    Mercurio schaute auf und lächelte.
    »Und denk darüber nach, wer du bist. Wer du sein willst. Um deiner selbst willen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich halte dich keineswegs für dumm, mein Junge.«
    »Wer bin ich?«
    Anna nahm seine Hand. »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Aber wie begreift man denn, wer man sein will?«
    Anna lächelte ihn sanft an. »Das ist bei jedem anders. Es ist nicht wichtig, auf welche Weise es geschieht.«
    Mercurio wischte sich den Mund ab. »Ich möchte anständig sein.«
    Anna del Mercato lachte hell auf.
    »Doch, wirklich!«
    »Aber du bist anständig, mein Junge.«
    »Nein, ich bin ein Betrüger.« Mercurio sah ihr fest in die Augen.
    Anna hielt seinem Blick stand.
    »Ich sage dir, ich bin ein Betrüger.«
    »Betrüger lösen keine Ketten für fremde Witwen aus …«
    »Was hat das damit …«
    »Und sie retten sie auch nicht, wenn sie sich vor Verzweiflung dem Tod ergeben …«
    »Du hast dich nicht …«
    »Sei still! Unterbrich mich nicht«, sagte Anna ernst und richtete einen Finger auf ihn. »Hast du verstanden, was ich dir gesagt habe?«
    Mercurio zuckte mit den Schultern.
    »Du bist etwas Besonderes, mein Junge.«
    Mercurio errötete wieder. »Das hat noch nie jemand zu mir gesagt«, brummte er verlegen.
    »Und nur deswegen bist du es nicht?«
    »Das hat noch nie jemand zu mir gesagt«, wiederholte Mercurio.
    »Gut, jetzt hab ich es dir gesagt.«
    Mercurio schwieg und schlug weiter mit dem Löffel gegen den Tassenrand.
    »Du wirst sie mir noch zerbrechen«, mahnte Anna.
    Mercurio legte den Löffel auf den Tisch. »Was soll ich also tun?«
    »Das habe ich dir gesagt. Such nach deinem Mädchen.«
    »Ich werde für sie etwas Besonderes sein«, sagte Mercurio leidenschaftlich.
    »Sei es lieber für dich selbst. Dann wirst du es auch für sie sein«, erklärte Anna. »Nur so kann es gehen. Wenn du nämlich versuchst, nur für sie etwas Besonderes zu sein, endet es damit, dass du dich und auch sie verrätst. Du wirst nie dein wahres Ich finden und ihr nur etwas Falsches geben.«
    »Warum muss das alles so schwierig sein?«
    »Das ist überhaupt nicht schwierig«, erwiderte Anna.
    »Mir kommt es aber so vor.«
    »Wenn du meinst, es ist schwierig, dann nur, weil du deinen Kopf benutzt.«
    »Was meinst du damit?«
    »War es schwierig, sich in Giuditta zu verlieben?«
    »Was hat das damit zu tun, dass …«
    »War es schwierig?«
    »Nein, aber …«
    »Siehst du, was die Dinge erst schwierig macht? Dieses Aber zum Beispiel. Was interessiert dich das Aber? Das ist nur wie ein großer Knüppel zwischen den Beinen. Und den legst du dir selbst in den Weg, niemand sonst. Jetzt sag mir: War es leicht, sich in Giuditta zu verlieben?«
    »Ja.«
    »Ja«, wiederholte Anna. »Das Leben ist einfach. Wenn etwas zu schwierig wird, bedeutet das, dass wir etwas falsch machen. Vergiss das nie. Wenn das Leben schwierig wird, dann weil wir selbst es uns schwierig machen. Glück, Schmerz und Verzweiflung sind einfach. Ganz einfach. Da ist nichts Schwieriges dran. Wirst du immer daran denken?«
    Mercurio nickte.
    »Du bist etwas Besonderes, und …«
    »Ich will reich werden! Jetzt weiß ich, was ich will!«
    Anna runzelte verärgert die Stirn. »Ist das alles, was dir dazu einfällt? Wenn ich deine Mutter wäre, würde ich dich jetzt ohrfeigen.«
    Mercurio sah, dass Anna es ernst meinte. Er schämte sich plötzlich für das, was er gerade gesagt hatte, aber gleichzeitig merkte er, dass er etwas Außergewöhnliches dadurch gewann. »Das ist mir gleich. Ich will reich werden«, wiederholte er hartnäckig,

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