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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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seinem Leben gesehen hatte, war ihm, als würde er sie tief in seinem Herzen schon lange kennen.
    »Gut«, wiederholte Isacco.
    Mercurio streckte sich auf dem Strohlager aus und deckte sich zu. Frauen bringen nur Ärger, dachte er und versuchte, die Tochter des Doktors nicht anzusehen.
    »Nimm den Ofen für deinen Freund draußen«, sagte Isacco zu ihm.
    Die Tür zum Karren öffnete sich. Mercurio stützte sich auf einen Ellbogen. »Bring Zolfo den Ofen«, sagte er zu Benedetta.
    Benedetta nahm ihn und reichte ihn an Zolfo weiter, der sich wie ein Hund auf den Stufen zusammengekauert hatte.
    »Ich will nichts von diesen Juden haben«, hörte man ihn sagen.
    »Das war Mercurios Idee, du Dummkopf«, erwiderte Benedetta. Dann schloss sie die Tür. Sie sah sich um und überlegte, wo sie sich hinlegen sollte. In den vergangenen Nächten hatte sie Arm in Arm mit Zolfo geschlafen. Und Mercurio hatte sich immer ein wenig abgesondert. Doch jetzt lag Zolfo draußen, und sie wusste nicht, wo sie schlafen sollte. Dann bemerkte sie, dass die Tochter des Doktors Mercurio insgeheim musterte. Sie setzte sich neben ihn, als wollte sie zeigen, dass er zu ihr gehörte. Doch diese einfache Geste ließ sie etwas empfinden, woran sie nicht einmal denken wollte. Sie hatte Angst, Mercurio könnte sie fortjagen. Deshalb rückte sie schnell von ihm ab und wickelte sich in ihre Decke. »Allen eine gute Nacht«, sagte sie beiläufig.
    »Gute Nacht«, antwortete einer nach dem anderen.
    Isacco blies die Laterne aus, und im Wagen wurde es dunkel.
    Mercurio hätte ihm am liebsten gesagt, er solle sie brennen lassen, aber er wollte nicht wie ein kleiner Junge dastehen. Er wusste genau, was die grauenhaften Bilder der verwundeten Soldaten bei ihm auslösen würden. Deshalb riss er die Lider weit auf und starrte die kleine Fensteröffnung vor sich an, in der Hoffnung, der schwache Schimmer der Nacht würde die Dunkelheit ein wenig erhellen. Trotzdem gelang es ihm nicht, die Gedanken aufzuhalten, die sich in seinem Kopf drängten. Und während er versuchte, sich gegen sie zu wehren, formte sich vor seinen Augen das Bild, dem er seit Tagen zu entkommen suchte. Er sah, wie die Kehle des Kaufmanns aufriss, und hörte das schmatzende Geräusch der Klinge, die ins Fleisch eindrang, und das Knacken, mit dem die Luftröhre brach. Ruckartig setzte er sich auf, die Hände zu Fäusten geballt. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Benedetta, die rechts neben ihm lag, atmete gleichmäßig. Sie schlief. Und auch aus der Richtung des Doktors und seiner Tochter vermeinte er tiefe Atemzüge zu vernehmen.
    »Kannst du nicht schlafen?«, fragte Isacco leise.
    »Und was ist mit Euch?«, gab Mercurio kurz darauf zurück.
    »Ich auch nicht«, flüsterte Isacco.
    Darauf folgte ein längeres Schweigen. Dann hörte Mercurio plötzlich ein Rascheln, und Isacco war an seiner Seite.
    »Kennt dein Freund da draußen mein Geheimnis?«, fragte Isacco flüsternd.
    Mercurio ließ sich Zeit mit seiner Antwort. »Macht Euch keine Sorgen«, sagte er dann.
    »Das ist weder ein Ja noch ein Nein.«
    »Wir sind Diebe und Betrüger«, erklärte Mercurio. »Genau wie Ihr. Es wäre für keinen von uns gut, entlarvt zu werden.«
    »Aber wir sind Juden.«
    Mercurio wusste, was er damit meinte. Und er gab ihm recht. Er empfand eine starke Sympathie für Isacco. »Er weiß nichts von Eurem Schatz, seid unbesorgt … Doktor.«
    »Danke«, flüsterte Isacco und legte sich wieder hin. »Venedig«, sagte er kurz darauf träumerisch.
    »Ja … Venedig«, wiederholte Mercurio.
    Aber für ihn war es nur ein Wort, das ihm nichts weiter bedeutete.

11
    S himon Baruch schlug die Augen auf.
    Er war verwirrt und wusste nicht, wo er sich befand.
    Doch dann erinnerte er sich.
    Das passierte ihm seit einer Woche jeden Morgen aufs Neue. Seit dem Tag, an dem er wieder erwacht war. Seit dem Tag, an dem, wie die Ärzte und seine Frau es nannten, Ha-Shem, der Allmächtige, der Heilige, gepriesen sei er, beschlossen hatte, ihn zu retten. Er wachte auf und wusste weder wo noch wer er war. Er, der immer alles bis in die kleinste Einzelheit unter Kontrolle gehabt hatte. Er, der ein bescheidenes Leben geführt hatte, stets darauf bedacht, nicht aufzufallen und keine Schwierigkeiten zu bekommen, wachte seit einer Woche auf und erkannte sich selbst nicht wieder. Denn etwas Entscheidendes, etwas Grundlegendes war in ihm vorgegangen. Etwas, das Shimon Baruch nicht unter Kontrolle hatte. Und sobald er sich erinnerte,

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