Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest
eine karierte Stretchhose und eine ärmellose blaue Bluse. Im Mundwinkel hing eine Zigarette und ihre braunen Haare waren unordentlich zerrauft.
Das Apartment bestand im Grunde aus einem großen Raum. Außerdem gab es eine Kochnische, und die einzige Tür führte vermutlich ins Bad. Durch eine Glastür trat man auf einen winzigen Frühstücksbalkon.
Sie machte eine umfassende Armbewegung. »Sehen Sie sich um: knöcheltiefe Teppiche, raffinierte Beleuchtung, ein entzückender kleiner Herd mit einer Tigerfellimitation davor. Egal auf welchen Stuhl Sie sich setzen, zum Aufstehen brauchen Sie eine hilfreiche Hand. Das Bett mißt drei mal drei Meter und ist einen halben Meter hoch, ich habe es gemessen. Die kleine Bibliothek besteht nur aus Erotica. Siebzehn Spiegel habe ich gezählt. Einundreißig Kissen, auch die habe ich gezählt. Was die Verpflegung anlangt, so gibt es eine halbvolle Schachtel alter Salzkekse, eine halbvolle Schachtel Puffweizen, einundzwanzig Dosen mit diversen Köstlichkeiten für Cocktails, zwei Flaschen Gin, vierzehn Flaschen Wein. Raten Sie einmal, Winter, was Bernies Hobby ist?«
»Vielleicht - Briefmarken?«
Sie wirbelte herum und grinste ihn an. »Sie brauchen eine Weile, aber irgendwie sind Sie nett, Kirby. Ich habe Sie für einen tödlichen Langweiler gehalten. Vielleicht irre ich mich. Ich empfehle die Couch dort drüben. Sie ist das einzige Möbelstück, von dem Sie ohne Hilfe aufstehen können. Sie muß zur Wohnung gehören.« Sie setzte sich, klopfte neben sich auf die Couch und sagte: »Jetzt möchte ich einen detaillierten Bericht, mein Freund.«
Er erzählte ihr alles, und machte nur hier und dort kleine Korrekturen. Sie wirkte ruhiger und nachdenklicher als bei ihrem letzten Gespräch. »Was hatten Sie im Hotel aufbewahrt?«
»Nur persönlichen Plunder. Bücher, Schallplatten, Photographien. Tennissachen, Jagdsachen, sogar ein Paar Schlittschuhe.«
»Schlittschuhe, das ist nett. Darüber werden sie sich sehr freuen. Aber wir sind weitergekommen. Sie wissen jetzt mit Sicherheit, daß die beiden etwas wollen. Onkels persönliche Aufzeichnungen. Der Schlüssel zu der Tatsache, daß er den anderen gegenüber immer im Vorteil war. Und Sie sagen, daß es überhaupt keine Aufzeichnungen gibt? Sind Sie sicher?«
»Ziemlich sicher.«
»Die Farnham scheint mir loyal bis zum Gehtnichtmehr zu sein. Könnte Sie trotzdem etwas abgezweigt haben?«
»Ich bezweifle es.«
»Charla und Joseph werden sehr ungehalten sein, Kirby. Aber für die beiden sind Sie wahrscheinlich immer noch die beste Verbindung zu dem, was sie haben wollen. Ich glaube, daß sie nicht einmal genau wissen, was sie wollen. Aber sie wollen es unbedingt. Sie sind so versessen darauf, daß sie Sie nicht allzu schlecht behandeln werden. Haben Sie ihnen bestimmt nicht meine Adresse gegeben, als Sie betrunken waren?«
»Wenn ich sie ihnen gesagt hätte, würden sie jetzt nicht versuchen, sie herauszufinden.«
»Die beiden wollen vermeiden, daß wir an einem Strang ziehen. Sie haben es lieber mit einem Trottel zu tun, als mit jemandem, dem ich Härte beigebracht habe.«
»Dieses Wort gefällt mir nicht, Betsy.«
»Seien Sie doch um Himmels willen ehrlich zu sich. Hätte ich nicht den Samen des Verdachts gesät, dann hätte Charla Sie mittlerweile am Gängelband; sie würde Sie spazierenführen, Sie hinter den Ohren kraulen, Ihre neuen Krawatten binden und mit Ihnen ihre Routine abziehen, bei der sie Sie abwechselnd aufgeilt und hinhält, bis Sie nicht einmal mehr wissen, wie Sie heißen, wenn jemand Sie plötzlich fragt.«
»Da bin ich nicht so sicher.«
»Sie kennen Tante Charla nicht. Wo stehen wir also? Am besten gehen Sie wieder zu ihnen; Sie müssen sich aber sehr schlau anstellen. Tun Sie so, als wüßten Sie, worauf sie es abgesehen haben. Geben Sie zu, daß Sie sie reingelegt haben und stellen Sie sich verhandlungsbereit. Vielleicht kriegen wir so heraus, was die beiden wirklich haben wollen, falls sie es wissen.«
»Ich glaube, daß ich bei solchen Sachen nicht besonders geschickt bin.«
»Ich weiß, daß Sie dabei nicht sehr geschickt sind. Aber bleiben Sie dran, vielleicht bekommen wir einen freiwilligen Helfer. Bernie macht Werbefilme und kommt mit einem Drehteam und ein paar Fotomodellen her. Sie sind alle verrückt. Vielleicht helfen sie uns, die Verwirrung noch zu vergrößern.«
»Ist sie noch nicht groß genug?«
»Armer Kirby.«
»Im Lauf von elf Jahren bekommt man langsam genug davon, sich mit
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