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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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gerissen?«
    »N-nein, es war nicht mehr.«
    »Beruhigen Sie sich, Kirb. Heute vormittag um etwa elf Uhr haben sie den Schrankkoffer und die große Kiste geholt.«
    »Wer?« fragte er schwach.
    »Die Leute vom Elise! Im Lieferwagen vom Elise. Zum Kuckuck! Wissen Sie nicht einmal mehr, wen sie geschickt haben? Wenn Sie ein paar Minuten hereinkommen und sich setzen, könnte ich Ihnen erklären, wie ich mir die Geschichte denke. Sie übernehmen meine Hypotheken zu einem vernünftigen Zinssatz, statt der Halsabschneiderzinsen, die ich jetzt bezahle. Dafür bekommen sie einen Anteil. Ich hatte sogar den großartigen Einfall, daß wir das Hotel nach Ihnen benennen können: Winter-Haus. Was halten Sie davon?«
    »Ein andermal, Hoover.«
    »Wann Sie wollen. Ich stehe immer zu Ihrer Verfügung. Immer.«
    Kirby ging durch die Halle zur Telefonzelle. Fast wäre er mit einem Matrosen zusammengestoßen. Der Matrose kam ziemlich schnell daher, schlitterte über den gefliesten Boden und drehte sich langsam mit geschlossen Augen um die eigene Achse. Er grinste immer noch, als er in eine Gruppe von drei kleinen, dicken Männern hineinrutschte, die erbittert über einen Rennschein diskutierten. Die drei fielen auf eine Couch, die kippte um, und der Matrose ging oben drauf liegend mit ihnen zu Boden.
    Kirby wählte Betsys Nummer aus dem Gedächtnis.
    »Kirby! Ich wollte mich gerade auf die Suche nach Ihnen machen. Ich habe schon tausendmal im Hotel angerufen. Sind Sie jetzt dort?«
    »Nein. Hören Sie zu. Ich glaube, Sie hatten recht, zumindest ein wenig.«
    »Vielen Dank.«
    »Seien Sie nicht so sarkastisch. Wie sich die Dinge entwickeln, kann keiner von mir erwarten, daß ich ihm traue.«
    »Was ist los, Kirby! Sie zeigen ja die Zähne!«
    »Ich habe etwas Dummes getan. Ich bin mir zwar dabei sehr schlau vorgekommen, aber ich war betrunken.«
    »Nicht die richtige Zeit für einen Rausch.«
    »Ich weiß. Irgendwie hat es trotzdem geklappt. Die beiden werden aber furchtbar wütend sein. Ich sollte sie um zwei Uhr drüben treffen; sie wollte mit mir einkaufen gehen.«
    »Wie üblich. Sie hat ein Talent dafür, allen ihren Männer den gleichen Look zu verpassen; sie sehen wie schwule Schilehrer aus. Wahrscheinlich ist es die Kombination von Sonnenbräune, Koteletten und den breiten Krawatten; auf die ist sie ganz versessen. Aber es ist schon lang nach zwei, Kirby.«
    »Ich habe so ein Gefühl, daß es nicht sehr klug wäre, jetzt hinüberzugehen. Hören Sie zu, ich ...«
    »Kommen Sie zu mir, da können wir uns unterhalten. Ich hasse das Telefon.«
    »Ich erzähle es Ihnen lieber am Telefon.«
    »Kommen Sie her. Ich bin allein, und wir können alles besprechen.«
    »Aber ... aber ...«
    »Kommen Sie her, und zwar gleich, Sie Clown!« Sie legte auf.
    Ein Wort drängte sich in sein Bewußtsein und nahm Gestalt an: Einfaltspinsel. In dicken rosa Stoffbuchstaben sah er es vor sich geschrieben; der Stoff hatte die gleiche Farbe wie das Gesicht des lüsternen Hasen auf Miss Farnhams luftigem Kostüm. Er riß sich zusammen. Er machte einen Bogen um das brodelnde Durcheinander von Polizisten, Matrosen und Wettscheinbesitzern in der Halle und bestieg das einzige Taxi vor dem Eingang, ohne sich um die Schlagstöcke der prügelnden Polizisten zu kümmern.
    Beim Wegfahren meinte der Fahrer:
    »Da sieht's am Montag nachmittag aus wie am Samstag abend.«
    »Was?«
    »Der Krawall, Mann!«
    »Tut mir leid, ist mir nicht aufgefallen.«
    Nach langem Schweigen begann der Fahrer wieder: »Ich weiß nicht, zu was für einer Verabredung Sie unterwegs sind, Mister, aber ich würde gern mit Ihnen tauschen.«
    Die Adresse war nicht leicht zu finden. Es war eine gewundene, enge Gasse an der Küste. Im Lauf der Jahre hatte man willkürlich an das Haus angebaut, und jeder Zubau neigte sich in eine andere Richtung. Endlich fand er Appartement vier; es lag im ersten Obergeschoß und war über eine eiserne Treppe an der Außenseite des Gebäudes zu erreichen. Die Tür war in atemberaubenden Orange gestrichen. Über der Klingel stand b. sabbith. Er war versucht, den Daumen fünf Zentimeter unterhalb der Klingel auf den Türrahmen zu drücken, zehn Sekunden zu warten und über die Treppe davonzustürzen. »Einfaltspinsel«, flüsterte er und drückte auf die Klingel. Die Tür hatte ein winziges Guckloch. Ein grünes Auge tauchte dahinter auf, dann ging die Tür auf.
    »Kommen Sie rein und schaun Sie sich um; es ist schauderhaft«, sagte sie. Sie war barfuß und trug

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