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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Trägheitsmoment, desto leichter würde er sie bewegen können. Sie hatte einen Wickelrock an, und er zog ihn ihr aus; es war, als wickelte er Wellblech von einem Pfosten ab. Das trägerlose Oberteil war etwas komplizierter. Ihre Zähne waren zu einem strahlenden Lächeln entblößt. Sie trug ein schwarzes Spitzenhöschen und einen weißen Spitzenbüstenhalter. Als er schließlich die fünfzig Meter mit ihr bewältigt hatte, war er nach mehreren Versuchen auf die leichteste Methode gekommen: Er legte sie waagrecht in die Luft, klemmte sich ihre Füße in die Achselhöhlen und zog sie. Er stellte sie dorthin, wo Bonny Lee gestanden hatte, und ihr strahlendes Lächeln würde Harry und Tannenbaumer sicher Freude machen. Als er um einen Mann ging, ließ er seine Schuhe zurück. Wenn er zog, hatte er das Gefühl, daß gleichzeitig jemand anderer in die Gegenrichtung zog. Sobald er aufhörte zu ziehen, hörte der Körper auf, sich zu bewegen. Kirby war vollkommen außer Atem, als er mit dem Fremden, der mit ihm nur die Größe gemein hatte, bei den Polizisten ankam, und seine Beine zitterten vor Anstrengung. Er kippte den Mann hoch und stellte ihn richtig hin.
    Müde ging er zu Bonny Lee und legte sie waagrecht, damit er sie weitertransportieren konnte. Während einer kleinen Pause beschäftigte er sich mit den Details: Er holte seine Brieftasche aus Tannenbaumers Hemdtasche, schob eine von seinen Karten in die Brieftasche des Fremden und steckte diese in Tannenbaumers Tasche. Dann hob er Bonny Lees Kleider auf und klemmte sie ihr unter den Arm. Die Tasche, ihre Schuhe und seine Schuhe schob er sich unter das Hemd, schnappte ihre Füße, klemmte sie unter den rechten Arm, lehnte sich weit vor und zog sie zum zweihundert Meter entfernten Parkplatz. Er rastete mehrmals. Schließlich wollte er sich die Sache etwas leichter machen. Er zog ihre Füße auseinander, winkelte die Beine vorsichtig an den Knien ab und setzte sie sich auf die Schultern. So stapfte er weiter und hielt dabei mit den Händen ihre hölzernen Knöchel fest.
    Plötzlich wurde die Welt hell. Bonny Lee knallte ihm mit ziemlicher Wucht das Hinterteil auf die Schultern, so daß er mit dem Kopf voraus in den Sand fiel und sie einen Purzelbaum über ihn schlug. Sie schrie vor Schmerz und Angst auf, und ihre Kleider flogen durch die Luft. Er setzte sich auf, spuckte den Sand aus und blickte sich um. Das Mädchen mit dem fliehenden Kinn schrie, die mit Handschellen aneinander gefesselten Polizisten jagten gemeinsam dem Ersatzmann nach.
    »Warum kannst du nicht achtgeben!« fuhr ihn Bonny Lee scharf an.
    »Hast du dir wehgetan?«
    »Es war nicht gerade angenehm, du Idiot! Was, zum Teufel ...?«
    Er versetzte sie schleunigst in rotes Schweigen. Er stand auf und sah, daß er sich eine halbe Stunde gewährt hatte. Er brachte Bonny Lee in Transportposition und schaffte sie zum Parkplatz. Dort entdeckte er einen kleinen Geräteschuppen, den eine Mauer von der Straße abschirmte. Zum Strand hin waren sie durch das Gebäude geschützt. Er richtete ihre Beine gerade und lehnte sie gegen die Wand. Ärger und Unmut von vorhin waren auf ihrem Gesicht festgefroren. Er versuchte, ihr den Sand aus den Haaren zu bürsten, aber die Körnchen blieben über ihrem Kopf in der Luft hängen. Er sah sich in alle Richtungen um, ob sie auch wirklich sicher waren, dann drückte er auf die Aufziehwelle.
    »... hast du vor?« fragte sie, während sie das Gleichgewicht wiedergewann. Sie sah sich um. »Oh!«
    »Die Zeit war plötzlich um.«
    »Du hättest achtgeben müssen, Kirby. Du könntest jemandem weh tun. Wenn du etwas bewegst und dann die Welt einschaltest, ist der Teufel los. Ein Kerl, der mich bei Rio's einmal angemacht hat, ist dort drüben aus dem Wasser gekommen. Ich habe ihn hochgehoben und einfach weggeschoben, damit er einen Denkzettel bekommt. Als ich dann auf das Ding drücke, saust er wie aus der Kanone geschossen los. Er überschlägt sich mit fürchterlichem Gebrüll und landet schließlich zwanzig Meter weiter weg im Wasser.«
    »Hast du dir wehgetan?«
    Sie berührte Schulter und Hüfte. »Ich bin ordentlich aufgeschürft, mein Schatz. Was machen wir jetzt?«
    »Zieh dich zunächst einmal an.«
    »Gut. Du lieber Himmel, ich bin ganz schön fertig. Wo sind die Polizisten?«
    »Die sind hinter dem falschen Kerl her.«
    »Hast du Ihnen jemand anderen hingestellt?«
    »Und ein anderes Mädchen.«
    »Eine Menge Arbeit, was?«
    »Stimmt. Wir sollten nicht unvorsichtig werden,

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