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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Tagespensum. Du bekommst anderthalb, sobald ich meine habe. Her mit den Handschellen, Harry.«
    Tannenbaumer stellte sich neben Kirby und hielt das linke Handgelenk hin. Kirby tat, wie ihm geheißen und streckte die rechte Hand vor. Harry nahm die Handschellen heraus und entdeckte Bonny Lees Kleider im Sand. »Was ist das für ein Zeug?«
    »Mädchenkleider, um Himmels willen! Was ist damit? Vielleicht wollte er sich verkleiden. Du wirst so lange warten, bis sich der Sergeant einmischt. Der nimmt sich die zehn und schenkt uns zwei Zigarren und einen freien Tag. Beeil dich!«
    Harry wollte die Handschellen an den beiden Handgelenken zuschnappen, aber plötzlich steckten seine eigenen Hände in den Handschellen. Tannenbaumer starrte ihn an. »Zum Teufel, Harry! Du dreckiger Dieb, du schindest Zeit!«
    »Warum nehmen Sie ihn fest?« wollte Bonny Lee wissen.
    Harry und Tannenbaumer drehten sich um und starrten sie an. Tannenbaumer entgegnete: »Laut Anweisung darf in Dade County an einem öffentlichen Strand keine Unterwäsche getragen werden. Ziehen Sie sich etwas an, Kindchen, oder wir nehmen Sie auch gleich mit.«
    »Nimm mir die Handschellen ab, Tanny« bat Harry kläglich. »Der Schlüssel ist in meiner Hemdtasche.«
    »Wenn du abhaust, während ich hier beschäftigt bin, Winter, dann zerpuste ich dir dein Knie.«
    Tannenbaumer öffnete eine Handschelle, und im nächsten Moment war sie an seinem Handgelenk. »Meine Hand muß irgendwie ausgerutscht sein«, entschuldigte er sich. »Wo ist der Schlüssel?«
    »Du hast den Schlüssel, Tanny.«
    »Ich habe ihn gehabt.«
    »Er muß in den Sand gefallen sein.«
    »Ich glaube der Sergeant kommt, Harry. Sie müssen die Unterwäsche ausziehen, Kindchen!«
    »Ich belästige niemanden«, beharrte Bonny Lee.
    »Wenn ich nicht so beschäftigt wäre, Tanny, dann würde sie mich belästigen, was meinst du?«
    »Halt den Mund! Wir werden ihn jetzt an mein anderes Handgelenk fesseln und gehen so.«
    »Wird das nicht komisch aussehen, Tanny?«
    »Wir können es nicht ändern.«
    »Wie werden wir Auto fahren, Tanny?«
    »Wir werden alle vorn sitzen. Streck die Hand aus, Winter. Habe ich dir meinen Revolver gegeben, Harry?«
    »Nein, hast du nicht, Tanny. Hast du gesehen, Mädchen, daß er mir den Revolver gegeben hat?«
    »Laß sie aus dem Spiel. Gib mir deine Waffe, Harry.«
    »Zum Teufel, sie müssen beide in den Sand gefallen sein. Diese Verhaftung ist uns nicht besonders gut gelungen, Tanny.«
    »Wenn sie in den Sand gefallen sind, wo sind sie dann?«
    »Wir sind herumgegangen, Tanny. Vielleicht haben wir sie dabei in den Sand getreten.«
    Als sie sich beide umdrehten und hinter sich im Sand suchten, schob sich Bonny Lee rasch neben Kirby, legte ihm Uhr und Kette in die Hand flüsterte rasch. »Trag mich fort, Schatz. Ich kann dich nicht tragen.«
    Tannenbaumer drehte sich um und brüllte. »Verschwinden Sie von dem ...« Plötzlich war er eine rote Statue im gespenstischen Licht einer sterbenden Sonne. Kirby sah auf die Uhr. Der Silberzeiger war um zwanzig Minuten zurückgeschnellt. Kirby wurde das Gefühl nicht los, daß er sich beeilen mußte, und es dauerte eine Weile, bis er genügend Logik aufbrachte und begriff, daß er sich in der Zeitlosigkeit befand und soviel Zeit hatte, wie er wollte. Er steckte die Uhr in die Tasche und vergewisserte sich, daß er sie nicht verlieren konnte. Dann legte er die Arme um Bonny Lees Taille. Sie war schwer wie eine mit einer Gummischicht überzogene Steinstatue. Langsam und mit großer Anstrengung hob er sie einen halben Meter hoch und ließ sie los. Dann ging er um sie herum und stemmte beide Hände gegen die runden, starren Formen unter dem blaugrünen Höschen. Seine Füße gruben sich in den Sand, und er schob sie ein paar Meter weiter. Er war froh, daß es ihm überhaupt gelang, sie von hier wegzubringen, aber es war eine frustrierende, harte Arbeit.
    Er ließ sie vorerst, wo sie war, und überdachte die Lage. Aus einer instinktiven Vorsicht heraus wollte er die beiden Polizisten nicht ins Leere starren lassen. Vielleicht konnte er zukünftige Probleme und Fragen vermeiden, wenn er ihnen die Möglichkeit gab, einander gegenseitig davon zu überzeugen, daß sie sich in der Person geirrt hatten. Bei einem roten Erfrischungsstand wählte er unter den roten Statuen zuerst ein Mädchen aus. Sie war etwa so groß wie Bonny Lee, blond und wäre sehr hübsch gewesen, hätte sie nicht ein so fliehendes Kinn gehabt. Je geringer das

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