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Das Mädchen mit dem zweiten Gesicht

Das Mädchen mit dem zweiten Gesicht

Titel: Das Mädchen mit dem zweiten Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Medici an. »Es gibt Menschen, die das, was mir widerfährt, eher als ein Werk des Teufels ansehen«, sagte sie schließlich leise.
    Die Lippen der Königinmutter umspielte ein feines Lächeln, dem ein Hauch von Verachtung anhaftete. »Ja, die Dummen und Ungebildeten. Die, die noch immer im Aberglauben der letzten Jahrhunderte verhaftet sind und nicht begreifen, dass wir in einer Epoche leben, in der Gott uns die Mittel und Möglichkeiten gegeben hat, die Mysterien seiner Schöpfung neu zu entdecken!«
    Die Worte der Medici erstaunten sie.
    »Die meisten Menschen sind dumm, Madeleine. Es ist leicht, ihre Ängste zu schüren und ihnen alles, was sie nicht kennen oder erklären können, als ein Werk des Teufels zu verkaufen«, fuhr sie fort. Sie schlug mit dem Fächer leicht in ihre Handfläche.
    Madeleine hätte der Königinmutter gerne geglaubt, doch dann musste sie daran denken, was der Kardinal und der Herzog d’Aumale über sie gesagt hatten. »Aber die Guise, sie halten mich für eine … Hexe.« Sie stockte kurz. »Als ich im Verlies war, habe ich gehört, wie sie darüber sprachen, mich der Inquisition zu übergeben!«
    Die Medici zog die Augenbrauen hoch. »Der Inquisition?« Sie verzog verächtlich den Mund. »Damit wollen sie sich nur dafür rächen, dass du den Anschlag auf den Admiral de Coligny ver eitelt hast. Die Guise verzeihen nicht, wenn man ihre Pläne durch kreuzt – schon gar nicht, wenn es dabei um ihre Ehre geht …«, sagte sie, als sie unterbrochen wurden. Eine der Kammerzofen war unerwartet in der Tür erschienen.
    »Verzeiht, Euer Majestät, aber es handelt sich um eine Nachricht des Kanzlers, die Eure sofortige Aufmerksamkeit erfordert«, sagte sie mit einer hastigen Verbeugung und reichte ihr ein versiegeltes Schreiben.
    Die Medici brach das Siegel auf und las die Zeilen. Ein ungläubiger Ausdruck blitzte in ihren Augen auf. Einen Moment lang starrte sie auf die Nachricht, bevor sie sich aus ihrem Stuhl erhob und das Schreiben mit einer brüsken Bewegung an Lebrun weiterreichte. Sie drehte sich zu Madeleine um.
    »Du warst letzte Woche noch in Châtillon, oder?«, fragte sie kühl.
    Madeleine nickte verwirrt. »Ja, Euer Majestät!«
    »Dort hast du den Admiral gesehen?«
    »Ja.«
    »Haben sich die Hugenotten viel über Politik und den König unterhalten?«, fragte die Medici weiter.
    Madeleine zögerte. »Manchmal, aber in meinem Beisein haben sie nicht viel über diese Dinge gesprochen«, erwiderte sie ausweichend. Sie konnte unmöglich erzählen, was tatsächlich alles am Tisch von Coligny gesprochen worden war – es wäre ihr wie ein Verrat vorgekommen.
    Die Königinmutter war einen Schritt auf sie zugekommen. Ihre Augen schienen sie zu durchbohren. »Und worüber haben sie … manchmal gesprochen?«
    Madeleine blickte sie verunsichert an. Das Gespräch glich plötzlich einem Verhör. »Ich erinnere mich an nicht viel. Einmal hörte ich, wie sie über den Prinzen de Condé sprachen und darüber, dass er irgendein Kommando nicht bekommen hat«, erzählte sie zögernd, da sie das Gefühl hatte, irgendetwas sagen zu müssen. Sie spürte, dass auch Lebrun ihre Reaktion genauestens zu beobachten schien.
    Die Medici fixierte sie. »Und sprachen sie auch darüber, dass sie beabsichtigten, Krieg gegen ihren König zu führen?«, fragte sie kalt.
    Madeleine schüttelte erschrocken den Kopf. »Nein, wirklich nicht. Ich glaube, sie befürchteten eher, dass man sie selbst angreifen würde …« Sie brach ab, weil sie das Gefühl hatte, dass es ihr nicht zustand, über diese Dinge zu sprechen.
    »Haben dich die Hugenotten eigentlich gut behandelt?«, mischte sich Lebrun unvermittelt ins Gespräch.
    Madeleine nickte. »Ja. In der Zeit, in der ich bei ihnen war, haben sie das getan«, antwortete sie leise, und ihr wurde ihr bewusst, dass die Tage in La Bonnée und Châtillon tatsächlich seit ihrer Flucht aus dem Kloster die einzige Zeit gewesen war, in denen sie etwas Frieden und Geborgenheit gefunden hatte.
    »Das klingt beinah so, als wolltest du sie verteidigen«, sagte die Medici schneidend. Sie beugte sich in kerzengerader Haltung ein Stück zu ihr. »Aber du solltest dich vorsehen damit, sie in Schutz zu nehmen, denn so wie es aussieht, sind die Hugenotten in diesem Moment auf dem Weg hierher, weil sie planen, ihren eigenen König zu entführen!«, stieß sie hart hervor. Obwohl sie äußerlich unbeweglich im Raum stand, sprühten ihre Augen vor Wut. Ihre Hand zerknüllte das Schreiben, das

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