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Das Mädchen mit dem zweiten Gesicht

Das Mädchen mit dem zweiten Gesicht

Titel: Das Mädchen mit dem zweiten Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Gier anstarrten, hatten sich in ihr Gedächtnis gebrannt.
    Am Nachmittag legten sie auf einer Lichtung im Wald eine Rast ein. Clément und Guillaume hatten im trockenen Grund des Waldes die Fährte eines Wildschweins entdeckt und machten sich auf seine Spur.
    Madeleine streifte ihre Haube vom Kopf und schüttelte das Haar. Sie wandte sich zu Nicolas, der begonnen hatte, Zweige für ein Feuer aufzuschichten. »Wie viele Tage werden wir noch bis zur deutschen Grenze unterwegs sein?«, fragte sie.
    Nicolas zuckte die Achseln. »Das kommt drauf an«, sagte er, als er plötzlich aufhorchte. Dann erstarrte sein Gesicht. Von der anderen Seite des Weges kamen vier Reiter auf sie zugeprescht. Madeleine schlug das Herz bis zum Hals, als sie auf ihren Umhängen das weiße Kreuz sah – eine katholische Ligatruppe!
    Nicolas griff zum Knauf seines Degens.
    »Wer seid Ihr?«, fragte einer der Männer, der den anderen voranritt, in herrischer Manier. Sein Kinn zierte ein brauner Spitzbart.
    »Kaufleute aus dem Süden!«
    »Aus dem Süden – etwa aus dem Languedoc?« Ein drohender Unterton hatte sich in seine Stimme geschlichen, und Madeleine hielt den Atem an. Das Languedoc war bekannt dafür, dass dort überwiegend Protestanten lebten.
    »Nein, aus Toulouse. Wir sind Katholiken.«
    »Tatsächlich?« Der Spitzbart brachte sein tänzelndes Pferd näher an ihn heran. »Und warum glaube ich Euch das nicht?«
    Madeleine blickte ihn wie versteinert an. Sie sah, dass einer der anderen Reiter – eine hochgewachsene Gestalt mit blondem Haar, der sich am Rand hielt – mit durchdringender Miene zu ihr herüberblickte, und sie senkte den Kopf.
    In diesem Moment waren hinter ihnen Stimmen zu hören. Voller Entsetzen sah Madeleine vier weitere Männer mit dem weißen Kreuz auf sie zukommen, die Clément und Guillaume vor ihren Pferden hertrieben.
    »Die hier haben wir unten am Bach aufgegriffen!«, sagte einer von ihnen, der schwarz gelocktes Haar hatte und seinen Degen gegen Clément und Guillaume richtete.
    Madeleine bemerkte, wie an Nicolas’ Kinn ein Muskel hervortrat. »Sie gehören zu uns. Es sind unser Diener und unser Geselle.«
    »Ein Niederländer?«, sagte der Schwarzgelockte höhnisch und versetzte Guillaume mit der flachen Seite seines Degens einen Stoß, der diesen nach vorn stolpern ließ.
    Die Atmosphäre war plötzlich zum Zerreißen gespannt. Made leine drehte sich zu dem Mann. »Er ist mein Cousin und genauso Katholik wie wir!«, sagte sie und versuchte ihrer Stimme dabei einen festen Klang zu geben.
    Der Schwarzgelockte wandte sich zu ihr. »Wirklich? Er und Ihr seht Euch aber gar nicht ähnlich.« Aus seinen Augen schlug ihr Kampfeslust entgegen.
    Madeleine spürte mit jeder Faser ihres Körpers die Gefahr und nahm wahr, dass sie der hochgewachsene blonde Mann, der sich am Rand hielt, noch immer musterte.
    »Mir scheint Ihr nur ein paar Ketzer mehr auf der Flucht zu sein«, fuhr der Schwarzgelockte fort. Er wandte sich zu Nicolas. Sein Blick blieb an dessen Wange hängen. »Woher stammt die hässliche Narbe, Mann?«
    Madeleine sah, dass Nicolas’ Züge starr wurden. Einen Au genblick lang fürchtete sie, er würde nach seiner Waffe greifen.
    Sie schloss vor Angst die Augen. Heilige Mutter Gottes, hilf uns, murmelte sie und bekreuzigte sich unwillkürlich.
    Der Schwarzgelockte, der nur ihre gemurmelten Worte vernommen hatte, fuhr zu ihr herum. »Was habt Ihr gesagt?«, fragte er harsch.
    »Nichts!«, stieß sie hervor.
    »Lasst sie! Es sind keine Protestanten«, ertönte plötzlich eine Stimme. Sie gehörte zu der hochgewachsenen blonden Gestalt am Rand. Der Mann trieb sein Pferd nach vorn, und die Art, wie der Schwarzgelockte leicht den Kopf senkte, ließ Madeleine begreifen, dass es sich um den Anführer handeln musste.
    »Woher wollt Ihr das wissen?«, fragte der Schwarzgelockte, dem es anscheinend wenig gefiel, von ihnen abzulassen.
    »Weil sie sich bekreuzigt hat und auch noch die Mutter Gottes angerufen hat«, fuhr ihn der Blonde an. Er neigte den Kopf vor Madeleine. »Verzeiht uns unser brüskes Verhalten, Madame! Wir kämpfen nur für unseren Glauben. Ihr als Katholikin werdet das verstehen«, sagte er. Er lenkte sein Pferd zurück und nickte Nicolas noch einmal zu. Kurz darauf entfernten er und seine Männer sich auf dem Waldweg in einer Wolke aufwirbelnden Laubs.
    Guillaume starrte ihnen ungläubig hinterher. »Mann!«, entfuhr es ihm. Dann wandte er den Kopf zu Madeleine. »Hast du dich absichtlich

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