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Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Coffey
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den beiden nichts zugestoßen war, dass Ben nichts zugestoßen war.
    »Es war ein schlimmer Unfall«, setzte der Sergeant erneut an und machte zwischen den einzelnen Sätzen lange Pausen, damit sie auch wirklich alles begreifen konnte. »Ihr Bruder, ihr jüngerer Bruder, war nicht angeschnallt. Die Wucht des Aufpralls hat ihn, fürchte ich, durch die Windschutzscheibe geschleudert. Die Sanitäter haben alles versucht. Es tut mir leid, Madam, von ganzem Herzen. Ich soll Ihnen sagen, dass er keinerlei Schmerzen gelitten hat, dass er beim Aufprall sofort tot war.«
    Er unterbrach sich und musterte die Frau, die ihn ungläubig anstarrte.
    »Ihr älterer Bruder saß am Steuer. Anscheinend hat er die Kontrolle über das Fahrzeug verloren. Er liegt schwer verletzt im St. Patrick’s Hospital. Ich möchte absolut offen zu Ihnen sein, Madam, aber es sieht nicht gut aus. Wir können Sie zu ihm bringen …«
    »Nein! Nein!«

    Sergeant Mackey hatte damit gerechnet, mit diesem allmählichen Zusammenbruch, der immer folgte, wenn Menschen mit solchen lebensverändernden, lebenszerstörenden Nachrichten konfrontiert wurden. Es fiel ihm immer wieder schwer, wie oft er diese Aufgabe auch schon übernehmen musste. Er warf einen Blick auf den Mann, der versuchte, Kate Byrne festzuhalten, als sie zusammenbrach. Der Sergeant betrachtete seine Schuhspitzen. An diesem Punkt wusste er nie, wie er sich verhalten sollte, und er war froh, dass er nicht alleine war. Oft waren die Menschen, denen er solche Nachrichten überbringen musste, völlig allein, und dann stand er da und hielt sie fest, während sie weinend in seinen Armen lagen. Er rührte sich nicht, während Kate Byrne lautlos in Dermots Hemd schluchzte, der ebenfalls stumme Tränen vergoss.
    Die Polizistin, die gemerkt hatte, dass Tess behindert war, hatte sie so lange wie möglich draußen beschäftigt, aber die junge Frau war nervös und wollte wieder zu ihrer Schwester. Sie brachte Tess in die Küche, und Dermot winkte sie an seine Seite, bis alle drei eng umschlungen beieinanderstanden. Tess warf Dermot einen fragenden Blick zu, als Kates Schluchzen in ein lang gezogenes, dumpfes, erschöpftes Stöhnen überging. Von einem Weinkrampf geschüttelt, sank sie in Dermots Arme. Er hätte ihr gerne etwas Tröstliches, Beruhigendes ins Ohr geflüstert, aber er fand nicht die richtigen Worte. Der Sergeant betrachtete weiter seine Schuhspitzen, und die junge Polizistin wünschte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher als einen anderen Job.

Kapitel 42
    1981
    A m nächsten Morgen stand Dermot neben Kate in der kleinen Leichenhalle des Krankenhauses, in dem Seán noch vor wenigen Wochen Patient gewesen war. Bis auf Tess, die noch gar nicht alles wusste, hatten sie in der Nacht kein Auge zugetan. Dermot hatte die Nacht in der Küche verbracht, neben Kate, die wie erstarrt neben dem kalten Ofen gesessen hatte, die Hände fest gefaltet im Schoß, als wollte sie damit verhindern auseinanderzubrechen. Sie verweigerte jegliche Nahrung und starrte bewegungslos ins Leere. Dermot spürte, dass sie über seine Gegenwart dankbar war, aber nicht reden wollte. Schweigend saßen sie sich in der lautlosen Nacht gegenüber.
    Am frühen Morgen war Deirdre O’Connell gekommen und hatte ihnen geraten, Tess das Unglück sehr schonend beizubringen. Kate müsste darauf gefasst sein, dass Tess nicht alles begriff oder gleichgültig auf die Nachricht von Bens Tod reagierte. Die beiden Frauen hatten schließlich gemeinsam mit Tess geredet, und tatsächlich schien sie völlig unbeeindruckt. Es half nichts … Tess musste den Schock auf ihre eigene Art und Weise und in ihrem eigenen Tempo verarbeiten.
    Deirdre erklärte sich bereit, bei Tess zu bleiben, während Kate Bens Leiche identifizierte.
    In der Leichenhalle empfing sie ein kleiner Mann mit einem
merkwürdig länglichen, bleichen Gesicht und fragte sie, ob sie bereit sei. Dann schlug er ein weißes Laken zurück, und Kate sah Bens Gesichtchen, das durch zahllose Verletzungen fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt war. Eine lange, sorgfältig vernähte Narbe zog sich quer über die Stirn, mit der er auf die Windschutzscheibe geprallt war. Oberhalb seines gebrochenen Kiefers ließen ihn zwei ebenfalls sorgfältig vernähten Vertiefungen wie ein schlafendes Kind mit Grübchen aussehen. Seine beim Aufprall gebrochene und verformte Nase oberhalb der geschwollenen Lippen war violett verfärbt. Zum zweiten Mal brach Kate kraftlos in Dermots Armen

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