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Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Coffey
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verbergen. Es war das erste Mal, dass er sie sprechen hörte. Er musste unbedingt dafür sorgen, dass sie nicht wieder verstummte.
    »Was ist deine Lieblingsfarbe, Tess?«
    »Grün.«

    »Warum ist Grün deine Lieblingsfarbe?«
    »Weil die Wiesen grün sind. Ich mag grüne Wiesen.«
    »Fehlt dir dein Zuhause, Tess?«
    »Ja. Bin ich jetzt dran mit Fragen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Verwandeln sich Schmetterlinge wieder zurück in Raupen?«
    »Nein, Tess, das machen sie nicht.«
    »Sind Sie ganz sicher, hundertprozentig?«, hakte sie mit ihrer ausdruckslosen, monotonen Stimme nach.
    »Ja«, lautete Cosgroves Antwort. »Es ist unmöglich.«
    Cosgrove war hochzufrieden mit sich. Soweit er wusste, war er der erste Mensch, mit dem Tess hier in der Klinik überhaupt gesprochen hatte. Endlich schienen seine Bemühungen zu fruchten. Ihre Fragen waren zwar ein bisschen seltsam, aber immerhin kommunizierten sie miteinander. Ihre Miene verriet ihm, dass die Sache mit den Schmetterlingen sie nicht restlos überzeugt hatte.
    »Magst du Schmetterlinge, Tess?«
    »Ja, mehr als alles andere. Am liebsten habe ich das Pfauenauge, aber die Kleinen Feuerfalter oder die Blauen Eichenzipfelfalter mag ich auch. Ich habe ein Buch, da steht alles über sie drin. Raupen mag ich nicht. Die könnten mir gefährlich werden.«
    Cosgrove war verblüfft über ihren Wortschatz und ihre Ausdrucksfähigkeit, ließ sich aber nichts anmerken.
    »Nein, Tess, Raupen sind ungefährlich. Mein Ehrenwort.«
    »Ich beobachte die Schmetterlinge am Schmetterlingssee«, sagte sie, ohne aufzublicken.
    »Vom Schmetterlingssee habe ich noch nie etwas gehört«, erwiderte er und hoffte, dass das Gespräch nicht verebbte. »Wo liegt er?«

    »Hinter unserem Hof, dem Land der Schmetterlinge. Aber das darf ich nicht sagen. Mein Daddy mag den Namen nicht.«
    Cosgrove fand es bemerkenswert, dass Tess in der Gegenwartsform von ihrem Vater sprach, als ob sie seinen Tod nicht wahrhaben wollte.
    »Kate hat gesagt, der See heißt nicht Schmetterlingssee, aber ich habe dort Schmetterlinge gesehen, darum glaube ich nicht, dass sie Recht hat.«
    »Nun, wenn du ihn Schmetterlingssee nennen willst, dann ist das vollkommen in Ordnung, Tess.«
    Sie lächelte und schien sich über seine Antwort zu freuen.
    »Was hat es denn mit dem Land der Schmetterlinge auf sich, Tess?«
    »Das ist mein Land. Ich habe es gemacht.«
    »Du hast es gemacht?«
    »Ja, ich habe meine eigene Unabhängigkeitserklärung.«
    Cosgrove lächelte. Das war ja alles höchst erstaunlich. »Erzähl mir mehr über deine Unabhängigkeitserklärung. Wie lautet sie?«
    Tess riss die Augen auf. Sie war überrascht, dass sich jemand dafür interessierte. Ihr Bruder und ihre Schwester wollten nichts mehr davon hören.
    »In meinem Land der Schmetterlinge ist niemand dumm oder lästig. Alle sind hübsch, genauso hübsch wie Kate. Niemand schüttelt den Kopf über dich, selbst wenn man eine Raupe ist, weil Raupen sich eines Tages in wunderschöne Schmetterlinge verwandeln.«
    Cosgrove betrachtete dieses verletzliche Kind und lächelte traurig. Sah sie sich selbst als Raupe?
    »Tess, bist du eine Raupe?«
    Sie runzelte die Stirn, und wie üblich sah sie ihm nicht in die Augen, sondern an ihm vorbei. Ihre Zunge bewegete sich,
als wollte sie etwas sagen, was sie sich aber nicht auszusprechen traute.
    »Wie viele Fragen darf ich stellen?« Sie wechselte das Thema. Cosgroves Fragen waren ihr offensichtlich unangenehm geworden.
    »Wir könnten uns abwechseln«, schlug er vor.
    Tess nickte. »Warum bin ich hier?«
    »Weil du Hilfe brauchst, Tess.«
    »Ich kann mich selber waschen und anziehen. Ich kann Tee kochen und mich um Ben kümmern, wenn er weint. Ich brauche keine Hilfe.«
    »Diese Art Hilfe meine ich nicht, Tess. Du brauchst ärztliche Hilfe. Ich bin so ein Arzt, und wir sprechen über das, was du getan hast, und versuchen herauszufinden, warum du es getan hast. Und bevor du wieder nach Hause gehen kannst, müssen wir sicher sein, dass du so etwas nie wieder machst.«
    »Was habe ich denn gemacht?«
    »Nun, Tess, zum Beispiel das, was du deinem Vater angetan hast.«
    Tess dachte eine Weile nach. Ein Ausdruck der Verwirrung zeigte sich auf ihrem blassen Gesicht.
    »Dr. Cosgrove, wenn mein Daddy tot ist, wie kann er dann noch einmal sterben?«
    Dr. Cosgrove holte tief Luft. »Tess, ich meine damit, dass du vielleicht anderen Menschen etwas antun könntest, wenn du hier entlassen wirst. Kannst du mir sagen, ob du schon mal

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