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Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Coffey
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ausrechnen können, dass sie mittlerweile das Baby bekommen hatte. Manchmal träumte sie von ihm, den immer gleichen Traum. Im Gegenlicht stand er vor ihrer Tür, in einem Kranz von Sonnenstrahlen,
wie ein Heiliger. Er trug eine weiße Uniform und fuhr einen großen Wagen, der mit laufendem Motor auf sie wartete. Sie selbst war geschminkt, die Haare hübsch frisiert, und auf dem Tisch lag ein gepackter Koffer. Doch auch das Ende war immer das gleiche. Wenn sie einen Blick ins Auto warf und ihre reizenden lächelnden Kinder zu sehen glaubte, saß Michael auf der Rückbank und schüttete sich aus vor Lachen. Und Éamonn löste sich in Luft auf. Nach einem solchen Traum wachte sie immer wütend auf, wütend darüber, dass sie selbst jetzt noch darauf hoffte, dass Éamonn McCracken kommen und sie retten würde.
    Die Vergewaltigung war nur die erste von vielen, eine brutaler als die andere, bis sie irgendwann zu einem normalen Teil ihres Lebens wurden. Sie wunderte sich über Michaels Sinneswandel, warum er ihr das antat, aber im Grunde wusste sie, dass er einen Weg gefunden hatte, sie mehr zu verletzen als mit Schlägen und Blutergüssen. Sie weinte nicht und hoffte auch nicht auf Hilfe. Sie versetzte sich einfach an einen anderen Ort und blieb so lange dort, bis er von ihr abließ und verschwand. Dann wiederholte sie das Ritual, das sie in jener ersten Nacht begonnen hatte, wusch sich so gründlich sie nur konnte, nahm ihre beiden schlafenden Kinder in den Arm und betrachtete sie stumm, während sie einer weiteren schlaflosen Nacht entgegensah.

Kapitel 14
    1971
    V oller Verzweiflung fuhr Seán Byrne sich durch die rote Mähne. Er hatte überall gesucht, hatte Schubladen und Kartons voll mit alten Papieren auf dem Küchenfußboden ausgebreitet, während Kate stumm daneben gestanden hatte. Mit rotem Kopf und verzerrter Miene riss er Briefumschläge auf, in denen er den letzten Willen seines Vaters vermutete. Er wollte sich nicht an Brown & Son wenden, die Anwaltskanzlei der Familie im nächsten Ort. Es hätte gierig gewirkt, wenn er sich so kurz nach dem Tod seines Vaters nach dem Erbe erkundigt hätte, aber er musste endlich Bescheid wissen. Die Einnahmen flossen nur spärlich, und er musste ein paar Tiere verkaufen, dabei war er noch nicht einmal rechtmäßiger Eigentümer der Herde, auch wenn er seinen betrunkenen Vater in den vergangenen Jahren schon oft auf dem Markt vertreten hatte. Die Leute wussten ja, dass der Hof automatisch an ihn fiel, aber Gesetz war Gesetz, und letztendlich wollte jeder Beweise sehen. Dann musste er eben doch zum Rechtsanwalt gehen und ihn bitten, ein Schreiben für seine Kunden aufzusetzen, als Übergangslösung bis zur Testamentseröffnung.
    Nachdem Séan das Unterste zu oberst gekehrt hatte, betrachtete er das Chaos, das er angerichtet hatte. Sogar jetzt noch machte sein Vater ihm das Leben schwer, ließ er ihn betteln um das, was ihm von Rechtswegen zustand.

    Dr. Cosgrove wagte einen neuen Versuch. Tess kam in der Anstalt nicht besonders gut zurecht. Sie war kürzlich in ein Einzelzimmer verbannt worden, was das eigenartig Mädchen jedoch nicht im Geringsten zu stören schien. Auch ihre Mahlzeiten durfte sie nicht länger im großen Speisesaal einnehmen, sondern aß in einer kleinen, streng bewachten Gruppe zusammen mit den Problemfällen der Anstalt. Sie hatte zwar täglich Ausgang auf den Hof, stand aber unter strenger Beobachtung und wurde nie mit anderen Kindern allein gelassen.
    Cosgrove wusste, dass diese Sanktionen Tess in keiner Weise störten und sie sogar froh war, in Ruhe gelassen zu werden. Seine letzte Sitzung mit ihr draußen im Garten hatte nichts gebracht, und allmählich wurde er ratlos. Die Geräusche hatten sie offenbar geängstigt, und er hatte die ganze Zeit vergeblich versucht ihr zu versichern, dass es sich nur um Vögel oder vom Wind umhergewehte Blätter handelte. Er nahm sich vor, sich vorerst nicht mehr nach ihrem Vater oder anderen Familienmitgliedern zu erkundigen, was sie immer in Panik versetzte. Hoffentlich konnte er sie heute zum Reden bringen. Er hatte viel Zeit investiert, sich über ihre Störung zu informieren, und hatte gelernt, dass er ihr nur kurze Fragen ohne Redewendungen oder Metaphern stellen durfte.
    »Hallo, Tess. Heute unternehmen wir einen Rundgang durch die Klinik. Du kannst mir von dir erzählen, alles, was du willst, und du kannst mich alles fragen, was du willst. Einverstanden?«
    »Ja.«
    Cosgrove versuchte, seine Überraschung zu

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