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Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Titel: Das Mädchen mit den Teufelsaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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das.»
    «Es gibt aber noch einen anderen Blickpunkt. Unserer Meinung nach dient der Teufel auch dazu, den Menschen stumm und klein zu halten. Wer Angst hat, fragt nicht. Wer nicht fragt, zieht nichts in Zweifel. Der Teufel festigt die Macht Gottes. Er ist es, der ihnen zeigt, wie sehr sie Gott und seine Vergebung brauchen.»
    «Aber jahrelange Angst kann auch Hass schüren. Und Hass ist eine große Macht. Die Leute könnten sich zusammentun und sich gegen den Teufel verbünden.»
    Der Großmeister lachte. «Luther hat dies versucht. Nicht den Priestern sollte eine Schuld gebeichtet und mit Opfergaben gesühnt werden; der Wittenberger wollte, dass die Menschen selbst mit Gott reden. Er hat dem Teufel sozusagen ein Schnippchen geschlagen.»
    «Hat Luther den Teufel abgeschafft?», fragte Matteo.
    «O nein. Die Leute halten an dem fest, was sie kennen. Bedenkt, sie können alle Schuld auf den Teufel schieben. Gäbe es ihn nicht, so wären sie an allem Unheil selbst schuld. Luther hat dem Teufel die Macht beschnitten, aber selbst er konnte nicht aufhören, an ihn zu glauben.»
    «Ihr meint damit, die Macht der katholischen Kirche, die auf Opfergaben verzichten muss, wenn nicht mehr die Priester die Schuld vergeben, sondern allein Gott.»
    «So ist es. Seht Ihr darin eine Logik?»
    «Ja. Aber wenn Luther dem Teufel ans Bein pisst, dann pisst er auch dem Herrgott ans Bein. Denn Ihr sagt, dass der Teufel vor allem Gott nützlich ist.»
    Jetzt lachte nicht nur der Großmeister, auch der andere Mann riss den Mund auf.
    Beide traten aus dem Halbdunkel. Dittmann, angetan mit einem schwarzen Umhang mit riesiger Kapuze, streckte Matteo eine Hand hin. «Willkommen in der Bruderschaft», sagte er. «Wenn Ihr es wollt, Catalani, so seid Ihr ab jetzt einer von uns.»
    Matteo schlug ein. Dann hielt ihm auch der andere Mann die Hand hin, und Matteo sah ihm erstmals ins Gesicht. Er war nicht überrascht, als er dem Frankfurter Vertreter des Erzbischofs von Mainz, Monsignore Gronauer, gegenüberstand. Und wieder schlug er ein.
    Dann wurden die Becher mit Wein gefüllt. «Von heute ab gehört Ihr uns an. Doch ein Aufnahmeritual, bei dem Ihr auch den anderen Brüdern vorgestellt werdet, ist trotzdem vonnöten. Kommt am nächsten Dienstag.Bringt eine lebende Taube mit. Am besten eine mit weißen Federn.»
    «Wozu?», fragte Matteo.
    «Ihr wollt als Fragender zu uns kommen. Und es heißt: Fragen kostet nichts. Nun, wir gehen auch hier vom Gegenteil aus.»

Dreißigstes Kapitel
    An eine solche Trockenheit, wie sie in diesem Jahr über dem Land lag, konnten sich selbst die Ältesten nicht mehr erinnern. Der Main hatte einen so niedrigen Wasserstand, dass das Marktschiff aus Mainz nicht mehr verkehren konnte. Einzelne Fischer in winzigen Nachen waren allein auf dem Fluss, der träge wie ein alter Bischof in seinem Bett lag und sein frühlingshaftes Grün gegen ein dunkles, unheilvolles Braun getauscht hatte.
    Die Waschfrauen trugen ihre Körbe hinaus auf die große Bleiche und blieben gleich dort, da die Wäsche in Windeseile trocknete. Sie saßen zusammen unter den wenigen Büschen, hatten die Röcke bis über die Knie hochgeschlagen, die Mieder gelockert und fächelten sich mit bloßen Händen Kühlung zu.
    In den Gassen war die Luft zum Schneiden dick, angereichert vom Geruch der schnell verfaulenden Abfälle, der öffentlichen Kloaken und der im Rinnstein verwesenden Tiere.
    Die Menschen gingen gedrückt im Schatten der Hauswände entlang, sahen immer wieder zum Himmel, in der Hoffnung auf ein paar Wölkchen, die im Laufe des Tages zu Gewitterwolken wachsen würden. Doch da waren keineWölkchen. Der Himmel hing strahlend blau wie ein Marienkleid über der Stadt.
    In der Werkstatt hatte Dietrich alle Fenster und Türen geöffnet, in der Hoffnung, ein leichter Wind könne Kühlung bringen.
    Er selbst legte spätestens zur Mittagsstunde das Hemd ab und arbeitete mit freiem Oberkörper, an dem der Schweiß in dünnen Rinnsalen herunterlief.
    Matteo war der Einzige, der die drückende Schwüle nicht zu bemerken schien. Er stand an seinem Zeichenpult, pfiff vor sich hin und arbeitete an dem Porträt der Dittmännin.
    Rosamund hingegen machte die Hitze schwer zu schaffen. Ihr Rücken schmerzte schon beim Aufstehen, Hände und Füße waren geschwollen. Nichts ging ihr mehr leicht von der Hand, für alle Dinge brauchte sie die doppelte Zeit. Dazu kam, dass sie nun beinahe immer müde war. Am liebsten hätte sie den ganzen Tag im Schatten eines

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