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Das Mädchen und der Schwarze Tod

Das Mädchen und der Schwarze Tod

Titel: Das Mädchen und der Schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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junger Mann sollte es sein. Bevorzugt einer, der noch keine Frau gehabt hat. Aber so wichtig ist das auch wieder nicht. Es gibt noch ein paar andere Bedingungen, aber dazu kommen wir später. Notke, Ihr seht aus, als hättet Ihr etwas Falsches gegessen.«
    »Seid Ihr toll?«, entfuhr es dem Maler. »Wie könnt Ihr so kalt sein? Wie könnt Ihr so arrogant über anderer Leute Leben und Tod bestimmen?« Er sprang auf und ging auf und ab, während sich der neu gebildete Reigen wieder zu ihnen herüberschlängelte. Er fühlte sich wie ein gepeitschter Hund an der Kette. Er wollte fort, wollte sich von Oldesloe lossagen, doch er konnte nicht. Der Mann konnte ihm noch großen Schaden zufügen, und um das zu ändern, musste er ihn überführen. Dazu brauchte er aber sein Vertrauen – und das Vertrauen konnte er nur erlangen, wenn er dem Wunsch folgte, den Burschen zu ermorden. In diesem Teufelskreis war er gefangen.
    »Nun habt Euch mal nicht so, Notke. Ich habe Euch schließlich nicht gebeten, den Bischof zu ermorden«, grinste Oldesloe hämisch. »Ich will, dass es wie ein Unfall aussieht – welcher Art, ist mir egal. Der Leichnam, besonders der Kopf, muss relativ intakt sein. Zudem darf er nicht in einem Sumpf versinken oder anderweitig verschwinden. Er muss gut zugänglich sein. Und ich will, dass es zwei Tage vor Mariä Himmelfahrt geschieht. Nicht früher und nicht später. Alarmiert mich sofort, wenn es geschehen ist.«
    Der Maler konnte nicht klar denken. Er wusste nur, dass er hier raus musste. Er konnte diese Menschen nicht mehr ertragen, die so lange von Tugend und Nächstenliebe sprachen, bis ihnen etwas Schlimmes widerfuhr. Der Tod riss die Maske ihrer Frömmigkeit herunter und legte die böse Fratze bloß, die darunterlag. Dann fielen sie wie Ungeheuer übereinander her.
    »Was, wenn ich ablehne?«, murmelte er. Bei diesen Worten erhob sich Oldesloe nun ebenfalls und runzelte die Stirn. Seine kleinen Augen bohrten sich dunkel in die des Malers. »Ihr könnt nicht ablehnen, Notke. Ich besitze Euch, und das wisst Ihr auch. Ein Wort von mir, und Ihr landet wieder in der Zelle auf dem Schrangen und wartet auf Eure Hinrichtung. Und dann wird es niemanden mehr geben, der Euch zu Hilfe eilt. Schon gar nicht Eure kleine Freundin Pertzeval. Sie werdet Ihr schon bald vermissen, Freimeister.«
    »Ihr werdet Marike nichts tun«, knurrte Notke kalt vor Wut. »Ich schwöre bei Gott, ich bringe Euch mit meinen eigenen Händen um!«
    Der Ratsherr lachte polternd und nickte beeindruckt. »Entschlossenheit! Gut so! Das ist der rechte Geist. Damit werdet Ihr auch meine kleine Bitte erfüllen können. Es ist ja nicht so, dass man den jungen Herrn Samer vermissen würde. Er kaut jedem Mann von Macht und Einfluss die Ohren ab und bläst sich auf, als wäre er ein Mann von Welt.« Wieder lachte er schallend. »Ein Traumtänzer!« Dann wurde Oldesloe wieder nüchtern. »Also, Ihr seht: Euer zynischer Arsch gehört mir, Notke. Ihr könnt mich nicht zurückweisen.«
    In Notkes Gedanken drehte sich noch immer alles im Kreis zwischen Oldesloe, dem Galgen und den mysteriösen Morden. Wenn er am Vorabend von Mariä Himmelfahrt den Jüngling töten sollte, dann hieße das, dass vorher noch der Handwerker, der Klausner und der Bauer das Zeitliche segnen mussten – jeden Tag einer. Kein Wunder, dass der Ratsherr sich dabei Hilfe zu holen trachtete! Erst, als im Zentrum dieses Teufelskreises Marikes schönes verträumtes Gesicht erschien, konnte er einen klaren Gedanken fassen. »Was, wenn ich ihn trotzdem nicht töte?« Er sah auf und begegnete Oldesloes Blick.
    Der bullige Ratsherr schwieg. Er trat nur einen Schritt näher an ihn heran, seine kleinen Augen spießten Notke geradezu auf. Dem Maler wurde die bloße Kraft des Mannes bewusst, die, gepaart mit seiner absoluten Skrupellosigkeit, eine unheilige Verbindung ergab. »Malt den Totentanz zu Ende, Mann. Und sagt mir, wann und wo Euer Opfer sterben wird.«
    Notke floh aus dem Danzelhus, denn er wollte Oldesloe keine Blöße zeigen. Die ersten paar Ellen nach der Haustür kosteten ihn mehr Kraft als eine Wanderung nach Braunschweig. Als er an der Marienkirche vorbeiging, schritt er schneller aus, und auf Höhe der Ratsapotheke rannte er bereits so schnell, als wären alle Teufel der Hölle hinter ihm her. Oldesloe hatte recht. Er hatte keine Wahl – der Ratsherr konnte ihn mit einem einzigen Wort an den Galgen bringen. Im Gegenzug hatte er selbst nichts gegen den mächtigen Mann in der

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