Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
mir was eingebrockt! – dann werde ich noch einen Rumcocktail trinken und mich vielleicht ins Nachtleben von Fort de France stürzen.«
    »Ohne Geld?«
    »Mein lieber Jean, braucht ein Mädchen wie ich Geld?«
    »Mon Dieu! Ich dachte, Sie sind nicht von der Sorte?!« Aubin wurde nun doch unruhig. »Wann wollen Sie in die Stadt? Wie lange essen Sie?«
    »Weiß ich das? Wünschen Sie einen genauen Zeitplan? Soll ich Sie anrufen, wenn ich auf die Toilette gehe? Jean, Sie beginnen, unangenehm in meiner Freiheit herumzutappen! Wenn das so ist, ziehe ich morgen hier wieder aus.«
    »Bloß das nicht! Ich habe schon eine Woche bezahlt.« Aubin räusperte sich. »Hätten Sie was dagegen, Jeanette, wenn ich Sie bei Ihrem Abendbummel begleite.«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Verdammt, ich will tun, was ich will! Ist das klar?«
    »Völlig klar. Viel Spaß, Jeanette.«
    Aubin verzichtete auf sein feudales Dinner, zog sich um und fuhr wieder hinunter nach Fort de France. In der Nähe der Pension von Madame Laplasse bezog er Posten und beobachtete das Haus. Aber Jeanette kam nicht heraus. Aubin war verwirrt. Entweder hatte sie ihn belogen und wollte gar nicht ins Nachtleben hinaus, oder sie war durch einen Hinterausgang entschlüpft. Wenn sie das getan hatte, ergab sich die Frage: Warum? Man schleicht sich nicht davon, wenn man ein reines Gewissen hat!
    Nach zwei Stunden entschloß sich Aubin, Madame Laplasse aufzusuchen.
    »Mademoiselle Dufour schläft!« sagte die alte Dame.
    »Sind Sie da sicher?«
    »Aber ja. Ich habe ihr vor zwanzig Minuten noch eine Flasche Mineralwasser hinaufgebracht. Da lag sie im Bett und las. Ein interessantes Mädchen! Wenn sie von ihrem Urgroßvater erzählt und dem Sklavenaufstand … hinreißend.«
    Aubin fuhr zufrieden zum Le Victoria zurück. Ein wahres Luder ist sie, dachte er. Wie problemlos sie den Urahnen bereits adoptiert hat!
    Morgen früh um zehn Uhr hole ich sie ab. Da mieten wir uns ein Motorboot, fahren in der Bucht herum nach Motivsuche und besehen uns mal die weiße Yacht Carina II.
    Ein schöner Tag wird das werden.
    Bevor René den Tag beendete und Petras erste Nacht auf Martinique begann, die erste Nacht im neuen Leben, im zukünftigen eigenen Haus und an der Seite des Mannes, dem sie in bedingungsloser Liebe gefolgt war, umrundete er noch einmal die Villa und sah in dem rosa gestrichenen Holzhaus neben der Fabrik einen Lichtschein. Er zögerte einen Augenblick, ging dann aber doch hinüber und klopfte an die blaue Tür.
    Josephine schwieg, aber sie saß auf dem Sofa aus Manilarohr, als René hereinkam. »Was willst du hier?!« fauchte sie. »Hat sich dein blonder Engel noch nicht ausgezogen und liegt bereit?«
    »Ich bin nur gekommen, um dir zu sagen, daß euer fauler Zauber bei Petra keine Wirkung hat.«
    »Wovon redest du?« Sie räkelte sich auf dem Sofa wie eine Katze. Nur ihre Augen verrieten ihre innere Wut.
    »Sie weiß nicht, was ein Fetisch bedeutet. Aber sie wird es bald erfahren, dafür werden andere sorgen, nicht wahr? Nur soviel, Josephine: Der Weg zu Petra führt über mich! Sie wird nie allein sein.«
    »Wie alt ist sie? Zwanzig, fünfundzwanzig, dreißig? Bei den Blonden kann ich das nie schätzen! Nehmen wir die Hälfte. Fünfundzwanzig. Wenn's ihr gut geht, kann sie noch fünfzig Jahre leben! Willst du sie fünfzig Jahre lang nie allein lassen? Dann wird die Blumeninsel für sie zu einer Teufelsinsel werden!« Sie lächelte und schob dabei die Lippen hoch. Ihre weißen Zähne leuchteten. »Vergiß nicht: Ich bin genauso alt wie sie. Wir werden immer nebeneinander herleben.«
    »Das heißt, daß du sie bis zu deinem Lebensende mit Haß verfolgen willst?!«
    »Nein, das wäre zu anstrengend. Ich werde sie lange überleben.«
    »Wenn ihr etwas passiert, Josephine …« René streckte den Kopf vor. Josephine räkelte sich wieder. Eine Wildkatze vor dem Todessprung.
    »Was dann, mein Liebling?«
    »Ich bringe dich um!« sagte er sachlich.
    »Tu es. Ich habe vor dem Tod keine Angst. Wir leben weiter in anderen Gestalten. Wer das weiß, stirbt mit einem Lächeln. Bring mich nur um!«
    Er zögerte mit einer Antwort, sah dann ein, daß es völlig sinnlos war, mit ihr darüber zu sprechen, drehte sich brüsk um und verließ das Haus. Draußen, zwischen Fabrik und Villa, stieß er auf Babou, den riesigen Neger. Er trug noch immer seine weiße Chauffeur-Uniform. René winkte ihn heran.
    »Babou«, sagte er. »Du magst doch Madame?«
    »Ja, Monsieur. Madame hat gute Augen.«
    »Sie

Weitere Kostenlose Bücher