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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fäusten zugeschlagen, so lange, bis der andere keinen Atem mehr hatte, und er hätte es nie als Mord betrachtet. Er war stolz, in dieser Welt voll mit Weißen und Mischlingen, voll mit Mulatten und Kreolen noch ein echter Neger zu sein, gerade auf Martinique, wo sich das Blut wie in einem Mixer verrührte.
    »Ich bin gekommen«, sagte er ruhig mit seiner tiefen, melodischen Stimme, »um dich zu warnen, Josephine.«
    »Du – mich? Ich muß lachen! Warnen? Wovor?«
    »Vor mir.«
    »Also doch! Du bist stark wie ein Stier, keiner könnte sich gegen dich wehren. Aber vergiß nicht, daß du nicht eine Pistolenkugel mit der Hand auffangen kannst. Das kann nur Onkel Totagan.«
    »Ein Trick ist das.«
    »Nein, ich habe es selbst gesehen. Er stand da ganz allein auf dem Feld, und ein Mann, dem er die Pistole gegeben hatte, mußte auf ihn schießen. Onkel Jules streckte die Hand aus, nahm die Kugel aus der Luft und zeigte sie vor. Grins nicht, du Affe. Ich war dabei. Du kannst es nicht! Das vergiß nicht!«
    »Ich will dich warnen. Laß Madame in Ruhe!«
    »Ich werde sie nicht anrühren, schwarzes Katerchen! Niemand wird ihr zu nahe kommen, und trotzdem wird sie vernichtet werden.«
    »Der Fetisch hat bereits versagt.«
    »Was für ein Fetisch?« fragte Josephine erstaunt. Sie log vollkommen. Sogar der Klang ihrer Stimme war in Erstaunen gebettet.
    »Wer hat ihn auf das Schiff gebracht?«
    »Warum fragst du mich? Ich weiß von nichts.«
    »Ich habe den Fetisch gesehen! Nur Jules kann so eine Puppe schnitzen! Nur er hat hier auf der Insel die Macht, die Götter für oder gegen die Menschen zu lenken.«
    »Dann sieh dich vor, Babou!«
    »Ich bin ein Christ.« Babou grinste etwas schief. Im Herzen nagte die stille Furcht. Zuviel hatte er von Voodoo schon gehört und selbst gesehen, und er war oft im Zweifel gewesen, ob der Christus, an den er glaubte, wirklich der einzige Gott im Himmel sei. Er betete dann stundenlang vor dem Kruzifix in seinem Zimmer oder ging in St. Pierre zur Beichte in die Kirche. Aber auch das half ihm wenig. Der Priester legte ihm das Beten und zehn Rosenkränze auf und sagte: »Denk nicht, Babou, glaube!« Was soll man damit anfangen, wenn man weiß, daß einem Fetisch, den man Jaque Prissier nennt, eine Nadel ins linke Bein gestoßen wird, und dem Mensch Jaque Prissier drei Tage später bei einem Autounfall das linke Bein abgequetscht wird? Erklären soll man das mal … was heißt hier: Du sollst glauben?! Und wenn das mit der Pistolenkugel wirklich stimmt, was nutzt dann der Glaube? »Mich geht euer Voodoo nichts an! Er kann mir nichts tun!«
    Es klang ziemlich kleinlaut, auch wenn Babou beim letzten Satz die gewaltige Stimme etwas hob. Er ging in dem großen Raum hin und her, umkreiste die noch immer im Korbsessel hockende Josephine und hatte außer seiner billigen Drohung eigentlich nichts mehr zu sagen.
    »Du wirst Monsieur nie zurückbekommen!« sagte er endlich.
    »Das weiß ich!« Ihre Stimme klang völlig ruhig.
    »Dann laß es sein, Rache auszubrüten.«
    »Ich werde gegen den blonden Engel kämpfen, solange ich lebe.« Sie warf den Kopf zurück und sah Babou groß an. »Solange ich lebe. Ihr müßtet mich also töten! Überlegt es euch. Es müßte wie ein Unfall aussehen.«
    Babou gab keine Antwort mehr. Er verließ das rosa gestrichene Holzhaus und tappte durch die Dunkelheit hinüber zum Herrenhaus. Im großen Salon brannte noch Licht. René und Petra feierten ihre erste Nacht mit einer Flasche Champagner. Es war eine samtweiche, warme Nacht, durch die geöffneten Fenstertüren klang das Geräusch der Nachtvögel. Die in den Blumen und Büschen versteckten Bodenscheinwerfer zauberten aus dem Park ein unbeschreibliches Märchen.
    »Ich bin so glücklich, René«, hatte Petra gerade gesagt, »wenn ich die Augen schließe und wieder aufmache, bin ich jedesmal erstaunt, daß das alles wahr ist«, als René an den Stufen der Terrasse Babous Umrisse sah.
    René trank Petra zu, erhob sich dann und küßte ihre Stirn. »Draußen ist Babou. Ich muß ihm noch etwas sagen. Wir wollen morgen rund um die Insel fahren. Einen Augenblick, Liebling.«
    Babou trat tiefer in den Schatten zurück, als Birot nach draußen kam. Auch wenn er flüsterte, war seine Stimme noch so laut, daß Madame sie sonst hätte hören können. Erst auf der untersten Treppenstufe der Terrasse blieb er stehen.
    »Du warst bei ihr?« fragte René leise.
    »Ja, Monsieur.«
    »Und?!«
    »Solange sie lebt, will sie Madame vernichten

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