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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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biete Ihnen an, sich Ihr Geld bei mir zu verdienen!« Aubin ging vorsichtshalber zwei Schritte zurück zum Fenster. »Als Modell!«
    »Sie geiler Bock!«
    »Pardon, Jeanette. Als Maler bin ich geschlechtslos. Mich beeindruckt nur die Ästhetik des Körpers, nicht dessen nahe Wärme. Wir Maler …«
    »Seien Sie still, Jean!« Sie winkte ab. »Wir Maler! Toulouse hat mit seinen Modellen geschlafen, Goya, Picasso, Gauguin, Monet, Rembrandt hat es sogar geheiratet …«
    »Soweit möchte ich es nicht kommen lassen!« Aubin hob abwehrend beide Hände. »Wie können Sie mich in einem Atemzug mit diesen Genies nennen! Und wer denkt an Akt?! Ich will Sie nur als Vordergrund benutzen!«
    »Als was?!«
    »Hinten die Landschaften von Martinique, vorn ein Mädchen, mal liegend, mal sitzend, mal stehend …«
    »… mal von hinten, mal von vorn.«
    »Jetzt werden Sie frivol!«
    »Kommen Sie näher, Sie Feigling, damit ich Ihnen eine kleben kann!« schrie Jeanette. »Was zahlen Sie pro Stunde?!«
    »Dreißig Francs.«
    »Geizkragen! Und wie lange wollen Sie am Tag malen?«
    »Sie vor meinen Augen, da gibt es keine Zeit mehr!«
    »Bleibt mir eine andere Wahl?« Jeanette hob die schönen Schultern. »Aber ich stelle Bedingungen!«
    »Ich höre.«
    »Erstens: Ich will die Insel ansehen. Gründlich. Ich brauche also Zeit genug, mich umzusehen. Zweitens: Über mich verfüge ich selbst. Mit Ihren dämlichen 30 Francs pro Stunde kaufen Sie mich nicht. Und das geht über in Drittens: Hoffen Sie nicht, daß zwischen uns etwas sein wird! Ich will noch viel von der Welt sehen und nicht an einem Mann hängenblieben.«
    »Das ist nett!« sagte Aubin zufrieden. Sie starrte ihn fragend an.
    »Was ist da nett?!«
    »Daß Sie immerhin damit rechnen, Sie könnten an mir hängenbleiben. Das beweist, daß ich kein Scheusal bin!«
    Aubin ließ Jeanette an diesem Abend allein bei Frau Laplasse zurück, nachdem er für eine Woche im voraus bezahlt hatte. Mit seinem gemieteten kleinen Renault fuhr er in die Stadt zurück, suchte eine Telefonzelle, wählte.
    »Eine Frage –« sagte er »ist euch eine Jeanette Dufour bekannt? Aus Lyon. Sie gibt an, medizinisch-technische Assistentin zu sein, trampt aber jetzt durch die Welt. Nein, ich glaube ihr, daß sie so heißt. Warum sollte sie mir einen falschen Namen nennen? Ich habe sie als Modell angestellt. Als Modell! Was gibt's da zu lachen, ihr Affen? Sie kann uns sehr nützlich sein. Wie? Mit hirnlosen Wesen unterhalte ich mich nicht!«
    Aubin hängte ein und verließ die Telefonzelle. Er hatte Hunger, dachte an das vortreffliche Essen in seinem Hotel Le Victoria und fuhr schnell die Anhöhe hinauf zur Route de Didier. In der Réception übereichte ihm das hinreißende Mädchen eine Nachricht.
    Bitte sofort anrufen. Weiter nichts.
    Aubin ging auf sein Zimmer, wählte wieder die gleiche Nummer wie vorhin und sagte:
    »Um allem aus dem Weg zu gehen: Nein, ich stelle euch nicht meinem Modell vor. In Martinique wimmelt es von traumhaften Wesen, da braucht ihr meines nicht. -Was ist los?«
    »Du warst gerade weg vom Apparat, da bekamen wir die Nachricht«, sagte eine ruhige Stimme. »Die Hafenkommandantur meldete es routinemäßig. Eine Motoryacht, von St. Lucia kommend, hat um einen Liegeplatz auf der Reede gebeten. Die Yacht heißt Carina II und fährt unter der Flagge von Panama.«
    »Wer ist der Eigner?«
    »Keine Ahnung. Der Steuermann hat mit dem Hafenamt gesprochen. Ist der Name wichtig?«
    »Nein. Er kann ja auch falsch sein. Carina II. Danke. Ich melde mich wieder.«
    Aubin ging auf seine Veranda, aber von hier konnte er die ganze Bucht von Fort de France nicht überblicken. Er bummelte um das Hotel herum, fand im Garten einen Platz, der besser war, und suchte dann mit einem kleinen, aber äußerst scharfen Fernglas die Baie ab. Es gab da draußen eine Menge herrlicher Yachten, Millionenpötte, wie Aubin sagte, aber es war nicht zu erkennen, welche nun die Carina II war.
    Bevor er in den Speisesaal zum Essen ging, rief er noch bei Madame Laplasse an. Sie stellte das Gespräch in das Zimmer von Demoiselle Dufour durch.
    »Was tun Sie jetzt?« fragte Aubin. Es beruhigte ihn, daß sie im Haus war.
    »Ich habe mich geduscht und laufe nackt herum«, antwortete Jeanette.
    »Die glücklichen Wände, die so etwas sehen dürfen, ohne eine Ohrfeige zu bekommen!«
    »In einer Viertelstunde werde ich etwas essen, Madame hat mich eingeladen, ich soll ihr über meinen erstochenen Urgroßvater erzählen, da haben Sie

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