Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
ist in Gefahr.«
    »Ich weiß es, Monsieur.«
    »Ich komme gerade von Josephine.«
    »Ich habe es gesehen, Monsieur.«
    »Kümmere dich um sie, Babou. Sie will Madame durch einen Voodoo-Fetisch vernichten.«
    Der Neger zog den Kopf tief in die breiten Schultern. »Das ist gefährlich, Monsieur. Was kann man gegen Voodoo tun? Die Geister sind unbesiegbar. Sie sind überall.«
    »Das ist doch alles nur ein dummer, heidnischer Kult! Du bist doch ein Christ, Babou?!«
    »Ein guter Christ, Monsieur. Alle sind gute Christen … und doch beugen sich alle dem Voodoo. Man weiß es bloß nicht, man spricht nicht darüber.«
    »Es geht um Madame. Wir müssen Madame beschützen, Babou. Paß auf sie auf.«
    »Wie auf meine Augen, Monsieur.«
    Er wartete, bis René ins Haus gegangen war und die großen Außenleuchten erloschen. Babou faltete die Hände, sprach ein stummes Gebet, blickte in den Nachthimmel mit seiner Sternenunendlichkeit, als rufe er Gott um Hilfe, straffte sich dann und ging mit stampfenden Schritten hinüber zu Josephines rosa gestrichenem Holzhaus.

4
    Im Haus brannte nur ein Licht, nicht die beschirmte Birne von der Decke, sondern eine dicke Kerze. Ihr schwacher Schein erhellte gerade einen kleinen Umkreis, aber es genügte, um Babou sofort Josephine erkennen zu lassen. Sie hockte in einem großen Korbsessel, die Beine angezogen, das Kinn auf die Knie gestützt, die Arme um die Unterschenkel geschlungen.
    Regungslos wie eine Statue saß sie da und starrte auf das Foto René Birots, auf dieses Gesicht mit den ausgestochenen Augen, an dem nur der lächelnde Mund verriet, daß es einmal in einer glücklichen Stunde aufgenommen worden war.
    Das flackernde Licht der Kerze gab dem Foto unheimliches Leben. Es war, als bewegten sich die Gesichtszüge und zuckten die leeren Augenhöhlen.
    Babou blieb an der Tür stehen und wartete auf eine Regung Josephines. Aber sie schien ihn nicht gehört zu haben, vielleicht war sie so sehr in das Anstarren von René vertieft, daß es für sie keine Umwelt mehr gab.
    Babou kam noch zwei Schritte näher. »Willst du wirklich, daß er blind wird?« fragte er mit plötzlich belegter Stimme.
    »Nein!« Ihre Antwort bewies, daß sie sehr wohl das Eintreten von Babou bemerkt hatte. »Ich bin keine Voodoo-Priesterin.«
    »Aber du hast die Augen ausgestochen.«
    »Er soll mich nicht mehr sehen, hier, in meinem Haus. Nicht, wenn ich mich wasche, nicht, wenn ich nackt herumlaufe, nicht, wenn ich auf meinem Bett liege und vor Sehnsucht zittere. Hier soll er blind sein!«
    »Dann wirf das Bild weg!«
    »Nein! Ich brauche es, um es anzuspucken!« Ihr Kopf fuhr zu Babou herum. Ihre wilden Augen, der verzerrte Mund, das Tierhafte, erschreckten ihn. »Ich brauche es, um mir immer wieder, zu jeder Minute, zuzurufen: Sie hat ihn mir weggenommen. Sie, die blonde Hure aus Deutschland! Dieses Engelchen, das nicht schöner ist als ich, nur blond, so verdammt blond!« Sie ballte die Fäuste, riß sie zum Mund und biß hinein. Ihre Augen glühten. »Ist blond der Himmel der Männer? Gib Antwort, Babou. Verdammt, sei ehrlich. Mir hat man alles schon berichtet. Du liegst ihr zu Füßen wie ein schnurrender Kater! Warum?!«
    »Madame hat gute Augen, Josephine!«
    »Sie ist noch nicht Madame!« schrie Josephine. »Du bist wie alle schwarzen Teufel: Eine weiße Haut, runde weiße Brüste, ein weißer, fester Hintern und wo es Haare gibt, sind sie blond. Das genügt, um das Gehirn auszublasen. Leugne es nicht. Aber René ist kein schwarzes Aas wie du! Womit hat sie ihn verzaubert?!«
    »Man muß es hinnehmen, Josephine«, sagte Babou weise. »Was willst du tun?«
    »Für sie die Hölle öffnen.«
    »Damit holst du Monsieur nicht zurück.« Babou machte noch drei Schritte, riß das augenlose Foto Birots von der Wand und zerrte es aus dem Rahmen. Mit ein paar schnellen Griffen hatte er es zerfetzt und warf die Schnipsel in die Ecke.
    Josephine hinderte ihn nicht daran. Sie stieß keinen Schrei aus oder sprang ihn an, wie es Babou erwartet hatte. Sie blieb mit angezogenen Knien im Korbsessel sitzen und sah ihn nur aus geweiteten Augen an.
    »Was ist ein Foto?!« sagte sie. »Er ist in meinem Herzen eingebrannt. Man muß mich schon töten, wenn man ihn mir wegnehmen will! Mach dich nicht lächerlich, Babou. – Was willst du überhaupt hier? Als treuer Diener das freie Bett des Herrn übernehmen? Keine Hoffnung, Babou. Ich mag keinen Negerschweiß!«
    Bei jedem anderen hätte Babou jetzt mit seinen gewaltigen

Weitere Kostenlose Bücher