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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eingetragen. Ein guter, kontrollschwerer Beruf.«
    »Und warum habt ihr die Carina II im Visier?«
    »Da ist etwas Merkwürdiges, das uns auffällt: Überall, wo die Carina II zu Besuch war – in der ganzen Karibik, könnte man sagen – tauchten ein paar Tage später auf dem Markt Heroin und Kokain auf. Zufall, könnte man sagen … oder auch nicht! Die britischen Kollegen auf Antigua haben unter dem Vorwand der Sicherheitsprüfung an Bord das Schiff gründlich untersucht. Nichts! Dann fuhr Bataille weiter nach Guadeloupe – und prompt tauchte nach seiner Weiterfahrt nach St. Kitts in Basse Terre Heroin auf. Vier Tage später lagen die Süchtigen in St. Kitts herum! Aber Bataille ist blütenrein!«
    »Ich werde mich als Botaniker versuchen«, sagte Aubin fröhlich. »Für heute kein Anruf mehr.«
    »Lassen Sie die Kleine sausen, Jean!«
    »Im Gegenteil. Sie wird mir beim Blütenstaubsammeln helfen.«
    Jeanette Dufour wartete schon vor dem Haus von Madame Laplasse. Sie saß auf der weiß lackierten Bank, hatte hellrote Shorts und eine weiße Bluse an und sah entzückend aus. Aubin bremste kreischend seinen Leih-Renault und blickte suchend um sich, die Hand über die Augen gelegt.
    »Wo ist sie denn?!« rief er. »Ja, wo ist sie denn? Jeanette …!«
    »Sie sind wieder reichlich blöd, Jean!« sagte sie aggressiv.
    »Ha! Sie sind Jeanette?« Aubin schlug die Hände zusammen. »Nein, so etwas! Ohne Ihre dreckigen Jeans hätte ich Sie gar nicht erkannt! Sie sehen ja sogar angezogen herzerweiternd aus! So jungfräulich.«
    »Idiot!« Sie kam an den Wagen und kniff die Augen zusammen. Nach einem Blick in das Auto drehte sie sich zu Aubin herum. »Wo ist Ihr Malzeug?«
    »Morgen, Jeanette. Heute werden nur Studien gemacht.«
    »Was heißt das?« Ihr Mißtrauen war fühlbar.
    »Ich mache zunächst Fotos von Ihnen. Dann habe ich Anhaltspunkte, wenn Sie mir weglaufen.«
    »Aha!« In ihren Augen blitzte es auf. »Ich denke, ich sei in Ihr Inneres eingebrannt. Haben Sie nicht mal so Ähnliches gesagt?«
    »Diese Runde geht an Sie!« Aubin riß die Tür auf. »Einsteigen! Wie ist Ihr Blutdruck?«
    »Normal. Warum?«
    »Sie werden heute soviel Schönes sehen, daß Sie das Blut durch die Adern werden rauschen hören.«
    »Woher wissen Sie das, Jean? Sie sind doch genauso fremd auf Martinique wie ich. Gestern erst angekommen!«
    Aubin grinste dumm und klemmte sich hinter das Steuer. Das muß mir passieren, dachte er wütend. Ausgerechnet mir! Wie einem Anfänger! Da kommt ein zauberhaftes Mädchen, und schon ist der Verstand im Eimer. Reiß dich zusammen, Jean!
    »Was glauben Sie, was ich alles über Martinique gelesen habe, bevor ich meinen ersten Preis hier antrat!« sagte er glaubhaft. »Theoretisch kenne ich hier jeden Winkel … nun wollen wir mal sehen, ob auch alles so in Wirklichkeit ist.«
    Ein herrlicher Tag wurde es.
    An der Baie des Flamands mietete Aubin ein schnittiges Motorboot, Jeanette zog Shorts und Bluse aus und begeisterte Aubin durch einen knappen Bikini, und dann fuhren sie hinaus in die weite Bucht von Fort de France, von der es heißt, wer sie einmal gesehen habe, sei für alle anderen Flecken dieser Erde verloren. Das mag übertrieben sein, aber der Blick vom Wasser hinüber auf die Baie de Génipa und den Ponte du Bout gehört zu den Eindrücken, die haftenbleiben.
    Mitten in der Baie, während Aubin fotografierte, zog Jeanette wortlos die Fetzchen Stoff von ihrem Körper und legte sich in betörender Nacktheit auf die weiße Matte vor Aubin aufs Vorschiff. »Was soll's?« sagte sie dabei. »Darauf kommt's ja doch hinaus. Ist es so?«
    »Sie sind umwerfend, Jeanette!« Aubin fotografierte sie. »Ich möchte Sie küssen!«
    »Wenn Sie mich anfassen, bekommen Sie einen Tritt! Garantiert!«
    »Dann bis später.«
    Aubin gab mehr Gas und glitt zwischen den teuren Segeljachten und Motorkreuzern herum. Die Carina II fand er nach einer halben Stunde. Sie dümpelte an ihrem Anker fast in der Mitte der Baie de Fort de France, hatte das ganze Heck mit Sonnensegeln überspannt, und in einem breiten, weißen Korbsessel saß ein Mann mit graumelierten braunen Locken, schlürfte einen Longdrink, blickte Aubin entgegen, stand auf und trat an die Reling, um die nackte Jeanette genauer zu betrachten.
    ›Das also ist Bataille -‹, dachte Aubin und nahm das Gas zurück. Langsam glitt das Boot an der hohen, weißen Bordwand der Carina II entlang.

5
    Roger Bataille, der sich gern Internationaler Börsenmakler nannte und

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