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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eisigen Gesicht entgegen. Vom Fenster des Salons aus hatte sie die Szene beobachtet. Vor allem Jeanette hatte sie genau gemustert und für gefährlich befunden.
    »Gib dir keine Mühe«, sagte sie bissig und knotete ihren knappen Bikini zu. »Ihr Liebling ist mindestens zehn Jahre jünger als du! Zehn Jahre machen bei einem Mädchen viel aus! Du könntest ihr Vater sein! Außerdem hat sie für deinen Geschmack viel zu kleine Brüste.«
    Sie trippelte an Bataille vorbei, beugte sich über das Heck und hielt Aubin, der als erster hinaufkletterte, die Hand hin.
    »Donnerwetter!« sagte Aubin begeistert. »Birgt das Schiff noch mehr solche Überraschungen?«
    »Vielleicht …«
    Marie Lupuse feuerte einen ihrer umwerfenden Lacher hinaus und gurrte guttural, als Aubin sich beim Hochklettern so ungeschickt benahm, daß er an Deck stolperte und sich dort festhalten mußte, wo Marie am besten Halt bot.
    »Pardon«, sagte er stockend. »Da wäre ich doch bald gefallen.«
    Bataille half unterdessen Jeanette an Bord, küßte ihr die Hand und strahlte sie an. Man sah es an Jeanettes Augen, daß dies ihr erster Handkuß gewesen war. Unsicher und fast hilfesuchend blickte sie zu Aubin.
    »Willkommen!« rief Bataille und machte eine weite Handbewegung zu der Sesselgruppe unter dem Sonnendach. »Was kann ich anbieten? Cocktails, Wein, Champagner – alles, nur kein Bier.«
    »Champagner wäre gut.« Jeanette wölbte böse die Unterlippe vor. Aubin schien von Marie hingerissen zu sein. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, und sie lachte exaltiert, mit glucksender Stimme. »Vormittags Champagner – da laufe ich zu großer Form auf.«
    »Ich bitte darum!« Bataille hakte sich bei ihr unter. »Ist das hier ein zauberhaftes Fleckchen Erde, was?! Glückliche Menschen, die hier wohnen! Sie wohnen hier …«
    »Jeanette.«
    »Roger.«
    »Nein. Ich bin nur auf der Durchreise. Ich trampe um die Welt. Bevor ich eine brave Hausfrau werde …«
    »Mit sechs Kindern, mindestens«, warf Aubin ein.
    »… will ich die ganze Welt gesehen haben! Ja!« Jeanette blitzte Aubin giftig an. Er hatte den Arm um Maries Taille gelegt, tätschelte ihre Hüfte und benahm sich nach Jeanettes Ansicht unmöglich. »Noch einen Tag Martinique, dann geht's weiter.«
    »Wohin?« fragte Bataille.
    »Vielleicht nach Barbados.«
    »Das trifft sich wunderbar! Ich fahre in drei Tagen auch weiter nach Barbados. Wenn Sie solange warten können, nehme ich Sie sehr gern mit.«
    »Das wäre zu überlegen.« Jeanette setzte sich in einen der weißen Korbsessel und schlug die schlanken Beine übereinander. Der einfache, dunkelblaue Bikini, den sie trug, wirkte an ihrem Körper geradezu raffiniert. »Auf diesem Traumschiff nach Barbados … das ist ein Angebot, Roger.«
    Bataille holte aus einem Kühlschrank Champagner und Gläser, entkorkte die Flasche und goß ein. Aubin rief übermütig: »Roger! Wir kennen uns erst zehn Minuten, aber erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen: Ich bestehe darauf, mit dem Schiff auch Marie zu übernehmen!«
    »Dann sind Sie, auch wenn Sie wie Picasso verdienen sollten, bald pleite, Jean!« Bataille lachte dröhnend, prostete zu und trank sein Glas mit einem Schluck aus. Marie beugte sich zu Aubin.
    »Sie wollen das Schiff kaufen? Will denn Roger verkaufen? Davon weiß ich ja gar nichts.«
    »Keine Sorge. Ich werde mir nie so ein Boot leisten können. Ich bin ein armer Maler. Das einzige, was möglich wäre, ist die Erlaubnis von Roger, auf dem Schiff malen zu dürfen. Ein tolles Motiv … von hier das Schiff entlang mit Fort de France im Hintergrund, mit den Wäldern und dem Mont Pelée, und auf halber Strecke zwei hinreißende Frauenakte: Sie und Jeanette. Das wäre ein Gemälde!«
    »Warum nicht?« Marie Lupuse blickte hinüber zu Bataille. »Was hältst du davon, Roger?«
    Bataille blieb höflich und freundlich, nur seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Du dummes Luder, dachte er wütend. Du weißt doch, daß wir grundsätzlich keinen länger als eine Stunde an Bord haben wollen.
    »Da müssen wir erst Jeanette fragen, ob sie da mitmacht. Als Akt.«
    »Nein!« sagte sie laut. »Zwei nackte Weiber nebeneinander finde ich blöd. Wenn schon, dann jede einzeln.«
    »Noch besser!« Marie klatschte in die Hände. »Einverstanden, Roger? Wenn ich schon nicht an Land darf …«
    »Halt den Mund!« sagte Bataille grob. »Verzeihen Sie, Jean, meine Reaktion. Ich habe Ihnen versprochen, das Schiff zu zeigen. Gehen wir?«
    Damit war das Thema zunächst erledigt.

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