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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Aubin erhob sich, tätschelte Marie noch einmal den Rücken und folgte dann Bataille unter Deck. Verdrossen trank Jeanette ihren Champagner. Marie starrte über die Bucht. »Was wollen Sie auf Barbados?« fragte sie endlich, nur, um etwas zu sagen.
    »Nichts.«
    »Das ist auch ein Ziel. Wovon leben Sie?«
    »Wenn ich Geld brauche, jobbe ich etwas, bis es für die nächste Station reicht.«
    »So wie jetzt? Malermodell.«
    »Ja. Ich will unabhängig sein – vor allem von den Männern!«
    Das war eine Ohrfeige. Marie Lupuse nahm sie gelassen, aber innerlich knirschend hin. Sie wird nie an Bord kommen und mit nach Barbados fahren, dachte sie wütend. Nie! So kennt mich Roger noch nicht, wie ich dann aufdrehen werde! Dieses hochnäsige Kalb!
    »Und später?« fragte sie.
    »Wer weiß das? Irgendwo werde ich hängenbleiben, das weiß ich. Aber das kann noch Jahre dauern.«
    Das Gespräch versandete. Jeanette war froh, als nach etwa zwanzig Minuten Bataille und Aubin wieder an Deck kamen und in der Runde Platz nahmen.
    »Mon Dieu, ist das ein Schiff!« rief Aubin enthusiastisch. »Der Salon, das Schlafzimmer, die Kombüse, das Marmorbad … und erst der Motorraum! Eine Lust, das zu sehen! Roger, ehrlich, was kostet so ein Boot?«
    »Darüber spricht man nicht, Jean«, antwortete Bataille etwas geziert.
    »Sechs Millionen Francs?«
    »Dafür kriegen Sie es nicht.«
    »Noch mehr?!« Aubin trank ein neues Glas Champagner. »Ich danke Ihnen, Roger, daß ich wenigstens einmal über die Planken eines solchen Goldschiffes gehen durfte. Das wird nie wiederkommen.«
    Es wurde ein fröhlicher Vormittag. Bataille wurde einmal in den Funkraum gerufen, und er kam mit einer etwas zerknitterten Miene zurück. Von da ab wurden die Gespräche schleppend; Aubin erschien es besser, sich jetzt zu verabschieden. Das Malen an Bord schnitt er nicht wieder an. Irgend etwas hatte Bataille die Laune verdorben.
    Es wurde ein Abschied, als kenne man sich schon von der Wiege an. Aubin umarmte Marie und küßte sie, das gleiche tat Bataille bei Jeanette, dann kletterten sie wieder in das kleine Motorboot, winkten begeistert und fuhren in die Bucht hinaus.
    »Wohin?« fragte Aubin, als sie weit genug von der Carina II entfernt waren.
    »Zurück an Land!« sagte Jeanette böse.
    »Nicht zum Essen zur Pointe du Bout?«
    »Nein! Sie haben sich unmöglich benommen!«
    »Und Sie? Ich habe immer darauf gewartet, daß Sie sich bei Bataille auf den Schoß setzen und sich kraulen lassen.«
    »Und wie war's bei Ihnen? Als ob Sie den Busen dieser Wasserstoffblonden auffressen wollten! Widerlich.«
    »Also fahren wir an Land!«
    »Ja.«
    »Und Sie werden mit Bataille nach Barbados schippern?!«
    »Wird das eine Freude werden …«
    »Da müssen Sie erst Marie umbringen.«
    »Die schenke ich Ihnen!«
    Aubin drehte bei und fuhr nach Fort de France zurück. Aber er legte nicht am Steg der Motorboote an, sondern fuhr weiter, um den Pointe des Nègres herum, nach dem Ort Schoelcher.
    »Was soll denn das?« fragte Jeanette spitz.
    »Wir werden im Jardin de Jade essen, in der Bucht von Colas.« Aubin tuckerte unbeirrt weiter. »Das ist ein chinesisches Restaurant. Hoffentlich bekomme ich dort für Sie faule Eier.«
    »Ekel!«
    Sie legte sich wieder auf das Vorschiff, aber sie zog sich nicht mehr aus. Aubin pfiff fröhlich vor sich hin. Sie ist eifersüchtig, freute er sich. Wann ist eine Frau eifersüchtig? Wenn sie liebt. Und daß sie in drei Tagen nach Barbados fährt, mit diesem Lackaffen Bataille, ist nicht ernstzunehmen.
    Im Jardin de Jade bekamen sie einen Tisch auf der Terrasse. Aubin entschuldigte sich für einen Augenblick, ließ sich ein Telefon zeigen und rief die geheimnisvolle Nummer an.
    »Ich war auf der Carina II. Habe sie besichtigt –« sagte er leise. »In dem Boot gibt es tausend Möglichkeiten. Außerdem ist eine tolle Puppe an Bord. Umwerfend, aber doof. Bataille ist aalglatt.«
    »Wie haben Sie das denn fertiggekriegt?« fragte der andere Gesprächsteilnehmer.
    »Mit einem nackten Goldmädchen auf dem Vorboot.«
    »Die rote Kleine?«
    »Ja.«
    »Sie schrecken auch vor nichts zurück, was, Jean?«
    »Im Dienst des Vaterlandes muß man Opfer bringen. Bis später, ihr Lieben!« Er legte auf, ging zu Jeanette zurück und gab ihr einen Kuß in den Nacken.
    Sie schrak so heftig zusammen, als habe er sie ins Genick geschlagen, fuhr wie wild herum und funkelte ihn an.
    »Sind Sie total verrückt geworden? Was soll das?!«
    »Es überkam mich plötzlich.

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