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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht beweist, daß er damit Unrecht schafft.
    Casarette stieg in den Bottich, seifte sich ein, tauchte ein paarmal prustend unter und stieg dann in seinen Bademantel. Mit den Handtüchern nibbelte er sich ab.
    »Nein! So was!« rief Aubin begeistert. »Süße, komm wieder hervor! Sieh dir das an! Ein völlig neuer Mensch. Er hat ja lichtbraune Haare, wer hätte das gedacht. André, Sie sahen aus wie ein fahlgrauer Greis! Sie sind ja ein noch junger Mann!«
    »In einem Jahr schon vierzig.« Casarette trat an den Suppenkessel und blickte hinein. »Wie lange wollen Sie hierbleiben?«
    »Das kommt auf das Bild an. Wenn ich den richtigen Drall bekomme, drei Wochen.«
    »Für ein Bild?!«
    »Tizian malte an einem Bild vierzig Jahre.« Aubin sah Casarette mit schief geneigtem Kopf an. »Sie wollen uns schnell wieder loswerden, nicht wahr? Und ich habe gedacht, Sie fallen uns um den Hals. Endlich Menschen! Wie lange leben Sie schon hier im Urwald?«
    »Ein Jahr.« Casarette blickte hinüber zu Jeanette, die den Kofferraum auspackte. »Haben Sie Ihre ganze Wohnungseinrichtung mitgebracht, Aubin?«
    »Ich bin ein Künstler mit Lebensstil.« Aubin tat sehr gleichgültig, aber er beobachtete Casarette sehr scharf, als er jetzt seinen ersten scharfen Schuß losließ. »Aber Sie haben ja recht, so ganz aus der Welt sind Sie ja nicht. Ihr Funkding da – oder was es ist – hat ein paarmal gerappelt.«
    Casarette bemühte sich, gleichgültig auszusehen. »Sie sind drangegangen?«
    »Gott behüte! Erstens waren das Ihre Anrufe und zweitens verstehe ich von Funk und solchen Dingen überhaupt nichts. Ich hätte Ihnen sicherlich die ganze Einrichtung unbrauchbar gemacht.«
    »Ab und zu ruft die vulkanologische Forschungsanstalt an. Wir trauen dem Mont Pelée nicht.«
    »Sie meinen, er könnte wieder spucken? Himmel, das gäbe ein Bild!«
    Casarette verzichtete auf eine Antwort, ging in seine primitive Hütte und kam nach wenigen Minuten in Jeans und einem kurzärmeligen Hemd zurück. Während des Umziehens suchte er angestrengt nach einer Möglichkeit, den Besuch schnell loszuwerden. Nur Ruhe, sagte er sich dann, während er sich kämmte und sein Gesicht im Spiegel betrachtete. Keine Panik, mein lieber André. Morgen sieht alles ganz anders aus. Du bist ein gut gebauter Mann, du hattest bisher bei den Weibern immer Vorfahrt. Warum sollte es bei dieser Jeanette anders sein? Das wäre für Aubin ein Grund, schnellstens wieder seine Sachen einzupacken und weiterzuziehen. Versuchen wir es also über diesen Weg. In spätestens drei Tagen ist Aubin ein schnaubender Stier und stampft davon.
    Jeanette war dabei, den großen Klapptisch, den sie mitgebracht hatte, zu decken. Als speise man gleich im Park einer Villa, war alles vorhanden: Eine weiße Tischdecke, Servietten, Geschirr, Bestecke, geschliffene Gläser, eine bauchige Keramikschüssel für die Suppe, eine Schale für das Obst zum Nachtisch, eine Menage mit Salz, Pfeffer, Öl und Essig zum Nachwürzen der Speisen, sogar eine Blumenvase stand auf dem Tisch mit einer einzelnen, großblütigen rosa-gelb-blau geflammten Orchidee.
    »Da bleibt mir die Spucke weg!« sagte Casarette ehrlich überrascht. »Es fehlt nur noch ein Streichorchester für die Tischmusik.« Er gab Jeanette die Hand, zog diese plötzlich an sich und hauchte einen Kuß auf den Handrücken. Jeanette war so überrascht, daß sie ihre Hand nicht mehr zurückziehen konnte. Aubin starrte Casarette irritiert an.
    »So was im Urwald …« sagte er dann.
    »Wenn schon Kultur, dann richtig!« Casarette grinste breit. »Der erste Dank gebührt der Hausfrau. Mein lieber Aubin, ein guter Franzose verliert weder in Wüste oder Urwald seine Bewunderung für eine schöne Frau.«
    »Amen!« Aubin warf einen Seitenblick auf Jeanette. Das gefällt ihr, knirschte er innerlich. Da leuchten ihre Augen! Da wippt sie mit dem Steiß! Da drückt sie ihre Brust raus! O Casarette, du Halunke, das kann noch deftig zwischen uns werden! Laut sagte er: »Wie man sich täuschen kann, André. Ich habe gedacht, Sie sind nur an Steinen interessiert.«
    »Wieso Steine?« fragte Casarette verschlossen.
    »Als Geologe! Ich könnte mir denken: Da graben Sie einen besonders markanten Brocken aus, finden heraus, daß er fünfzig Millionen Jahre alt ist und beginnen zu träumen. Was war vor fünfzig Millionen Jahren? Wie sah die Welt damals hier aus? Watschelten hier auch Dinosaurier herum?«
    »Sie haben von Geologie keine Ahnung, Aubin!«
    »Nicht einen

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