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Das Maedchengrab

Das Maedchengrab

Titel: Das Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Quint
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Feinsliebchen wird? Und bei der nächsten Hochzeit im Dorf werde ich dann selbst die Braut sein.«
    Gudrun und Fine stimmten in Marjanns Lachen ein, und so saßen sie ausgelassen beieinander und besprachen noch dies und das.
    »Willst du dir denn ein Kleid nähen?«, fragte Fine im Überschwang. »Aus schwarzer Seide und Spitze? So wie du es dir schon immer gewünscht hast?«
    »Aber sicher.« Gudrun sagte das ohne Hochmut. »Einiges Geld dafür konnte ich sparen, und mein Vater hat uns auch noch einige Taler hinterlassen. Doch nach der Hochzeit werde ich das Kleid umarbeiten zu einem schlichten Feiertagsgewand. Das kann ich dann noch oft tragen.«
    Sie trank den Tee aus und machte sich auf. Denn das ganze Dorf ward eingeladen, und es galt, noch viele Billetts zu verteilen.
    Nachdem Gudrun gegangen war, seufzte Fine vor Freude. »Ich fühle so sehr mit den beiden. Sie sind einander ja schon so lange versprochen, und auch das Trauerjahr haben sie geduldig eingehalten. Nun wollen wie ihnen ihr Glück von ganzem Herzen gönnen.«
    »Unbedingt«, stimmte Marjann zu. »Wenn wir es zwei Menschen wünschen, dann doch wohl diesen beiden.«
    Zu den Worten der alten Frau konnte Fine nur heftig nicken. Sie hatte einen Kloß im Hals vor lauter Rührung.
    Am frühen Abend, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, stand Fine unbewegt am Türpfosten des Hauses. Sie schaute hinauf in den Himmel und sah dabei zu, wie einige Vögel aufflogen. Ihre Gedanken schweiften in die Ferne. Wie mochte es Basti gehen auf seinem Weg in die Neue Welt und sein neues Leben?
    Früher als sonst legte sie sich zu Bett, immer noch erfüllt von der Freude über die anstehende Hochzeit der Menschen, die ihr in den letzten Jahren so ans Herz gewachsen waren.
    Doch völlig ungetrübt war Fines Stimmung nicht, denn ihr war ein Gedanke gekommen, der sie immer stärker beschäftigte. Einerseits hatte sie etwas sehr Schönes im Sinn – aber leider musste sie dafür etwas tun, was in argem Widerspruch zu ihren Gefühlen stand und was sie nie zuvor getan hatte: Sie musste einen innig geliebten Menschen belügen.
    Tags darauf, auf der Tenne des Oberlandhofes, nutzte Fine die Gelegenheit und bat ihren Vormund um eine Unterredung.
    »Worum geht es denn, Kind?«
    Wie sie es schon von ihm kannte, hatte er viel zu tun und wenig Zeit, sich um ihre Belange zu kümmern. »Wenn Ihr gestattet, würde ich gern zu Euch ins Kontor kommen und die Sache da in Ruhe besprechen.«
    Der Oberlandbauer lenkte ein. »Dann komm nach dem Abendbrot zu mir. Aber überlege dir gut, was du sagen möchtest, und fasse dich kurz. Derzeit habe ich viel mit dem Saatguthandel zu tun und muss mich noch um etliche Schriftstücke kümmern.«
    Fine versprach, dass sie die Zeit des Bauern nicht lange beanspruchen würde.
    Wie verabredet kam sie am Abend zu ihm ins Kontor und bat darum, ihr den Taler auszuhändigen, den sie vom Lohbauern erhalten hatte.
    »Du sollst ihn haben«, entgegnete der Vormund wohlwollend. »Denn schließlich ist es dein Eigentum. Aber trotzdem wüsste ich gern, wofür du ihn ausgeben willst.«
    »Ich sage es euch gern, Herr. Von Gudrun möchte ich mir etwas schneidern lassen: Ein Festtagskleid aus guten Stoffen, die nicht so schnell verschleißen. Mein Kommunionskleid ist mir zu klein geworden, also brauche ich für feierliche Anlässe ein neues Gewand. Und bei der Hochzeit von Gerd und Gudrun will ich es zum ersten Mal tragen.«
    Der Oberlandbauer nickte, auch er hatte eine Einladung erhalten. »Das scheint mir vernünftig. Und ich sehe ein, dass du dafür keine billigen Stoffe kaufen willst, denn wenn möglich, soll das Kleid ja dein Leben lang halten.« Er stutzte. Offenbar hatte er bemerkt, dass sein letzter Satz unpassend sein könnte. Halb scherzend fügte er hinzu: »Also mindestens noch hundert Jahre, das will ich dir herzlich wünschen.« Er holte eine Kassette hervor und nahm daraus eine Talermünze, die er Fine mit feierlicher Geste überreichte. »Möge das Geld dir Glück bringen. Bei deinen guten Absichten sollte das wohl gelingen.«
    Fine bedankte sich, denn so herzlich hatte der Vormund noch nie zu ihr gesprochen. Auf Anhieb erkannte sie, dass es sich genau um dasjenige Geldstück handelte, welches der Lohbauer ihr auf den Hollerwiesen überreicht hatte. Obwohl es noch wenig gebraucht zu sein schien und stark glänzte, trug es eine große Schramme quer über den Flügeln des Reichsadlers.
    »Da ist noch etwas, Herr Vormund, das ich Euch sagen muss.« Fine knickste

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