Das Maerchen der 1001. Nacht
durch den Kopf. Sie wollte Malik und seiner Familie nicht unterstellen, korrupt zu sein, aber es gab viele mächtige Männer, die nach ihren eigenen Regeln lebten und glaubten, sich alles erlauben zu können. Sie hatte es auf schmerzliche Weise selbst erfahren und ihre Lektion gelernt. Deshalb war sie froh, dass Addie, wie es momentan aussah, die Hochzeit absagen wollte.
Plötzlich richtete sich Malik auf, legte ihr die Hand unter das Kinn und zwang Beth, ihn anzusehen. „Ich bezweifle, dass du irgendetwas verstehst.“
„Wie bitte? Was soll das heißen?“
„Kardahl und Jessica sind das beste Beispiel dafür, dass es gut und richtig ist, den Partner nicht selbst zu wählen, sondern diese Entscheidung den Eltern zu überlassen.“
„Was soll daran gut sein, nicht selbst entscheiden zu können, wen man heiraten will?“
„Die beiden haben sich ineinander verliebt und sind jetzt sehr glücklich.“
„Okay, sie haben Glück gehabt“, entgegnete Beth. Mit eigenen Augen hatte sie gesehen, dass Kardahl und Jessica wirklich glücklich waren, und sie freute sich für sie. Doch Beth traute ihrem Vater keine gute und richtige Entscheidung zu, was seine Töchter betraf. Er war kalt und gefühllos und hatte nicht die allergeringste Ahnung, welcher Mann zu Addie und ihr passte. Vielleicht war es ihm sogar völlig egal, und er erhoffte sich noch mehr Macht und Einfluss, wenn er seine Tochter mit dem Kronprinzen verheiratete.
Beth liebte ihre Schwester über alles und würde alles tun, um zu verhindern, dass sie verletzt und unglücklich wurde. Addie sollte die Liebe finden, die Jessica und Kardahl offenbar gefunden hatten.
Was für eine Ironie des Lebens, dass ich mich ausgerechnet zu Malik hingezogen fühle, dachte Beth. Schade, dass sie nie herausfinden würde, ob daraus mehr hätte werden können. Doch sie durfte nicht vergessen, dass er bald der Regent von Bha’Khar und ein mächtiger Mann war.
5. KAPITEL
Malik hörte nur halb zu, als sein Bruder auf der Generalprobe beim Essen einen Toast auf seine Braut ausbrachte. Die Verwandten und Freunde, die sich zu diesem Ereignis versammelt hatten, hoben die Gläser, während die Reporter und Fotografen sich Notizen machten und Fotos schossen. In aller Welt würden die Medien über die Hochzeit berichten, und alle konnten sehen, wie sehr Braut und Bräutigam einander liebten.
Dass sein Bruder glücklich und zufrieden war und sich die arrangierte Hochzeit als richtig und gut erwiesen hatte, erfüllte Malik mit Freude und machte ihm Hoffnung bezüglich seiner Ehe mit Beth. Da er auf seiner Hochzeit zugleich auch zum Herrscher des Landes ernannt werden sollte, würde die Feier noch prunkvoller ausfallen als die seines Bruders. So etwas wie Vorfreude erfüllte ihn, eine Regung, die er nie für möglich gehalten hätte. Weshalb freute er sich aber auf seine Hochzeit? Gefühle sollten doch dabei keine Rolle spielen, wie er sich fest vorgenommen hatte.
Schließlich verdrängte er die Gedanken und sah sich in dem über und über mit Blumen geschmückten Salon um. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass Beth verschwunden war, denn er konnte sie nirgends entdecken. Er überlegte, wo sie sein mochte, und beschloss, sie zu suchen.
Ungeduldig erhob er sich und ging hinaus auf die geflieste Terrasse, die im Schein der im Palast eingeschalteten Kron leuchter taghell erleuchtet war. Auch der Pfad, der durch die Anlagen zum Meer führte, und der Sandstrand waren zu erkennen. Und dann entdeckte Malik Beth’ schlanke Gestalt. Sie stand am Meer und blickte auf das Wasser hinaus.
„Beth“, flüsterte er und sehnte sich danach, ihren warmen Körper neben seinem zu spüren, sie lachen zu hören und ihre Augen im Schein des Vollmondes aufleuchten zu sehen.
Beim Näherkommen sah er, dass sie die hochhackigen silberfarbenen Sandaletten abgestreift hatte, die ihre schönen schlanken Beine endlos lang wirken ließen. Das feine Material des eleganten ärmellosen schwarzen Seidenkleids schmiegte sich verführerisch an ihren Körper. Da es nicht zu viel nackte Haut enthüllte, wurde seine Fantasie beflügelt. Beth hatte eine fantastische Figur, wie ihm wieder einmal auffiel. Seine Reaktion auf ihren Anblick beunruhigte ihn. Es gefiel ihm nicht, dass er etwas für sie empfand. Gefühle machten einen Mann verletzlich und abhängig von der Frau, zu der er sich hingezogen fühlte. Natürlich liebte er sie nicht, so weit würde er nicht gehen, das zu behaupten. Liebe war für ihn kein Thema mehr,
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