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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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Fontäne in diesem Teil. Kristallklares Wasser lief aus dem Kelch.
    »Jeshua-David, das jüngste Kind von Jesus und Maria. Er hat seinen Vater nie kennen gelernt; Magdalena war bei der Kreuzigung mit ihm schwanger. Er wurde in Alexandria geboren, in Ägypten, wo seine Mutter und ihr Gefolge Zuflucht gesucht hatten, bevor sie nach Frankreich aufgebrochen sind.«
    Maureen erstarrte, und unwillkürlich drückte sie die Hand auf den Bauch.
    »Stimmt was nicht?«
    »Sie war schwanger. Ich habe es gesehen. Sie war auf der Via Dolorosa schwanger und … und bei der Kreuzigung.«
    Sinclair nickte nüchtern und hielt dann abrupt inne. Nun war es an Maureen, zu fragen:
    »Was ist?«
    »Haben Sie gesagt, bei der Kreuzigung? Haben Sie eine Vision der Kreuzigung gehabt?«
    Maureen spürte einen Kloß in ihrem Hals und Tränen in ihren Augen. Einen Augenblick lang hatte sie Angst zu sprechen; sie fürchtete, dass ihre Stimme versagen könnte. Sinclair sah das und nahm einen deutlich sanfteren Tonfall an.
    »Maureen, meine Liebe, Sie können mir vertrauen. Bitte, sagen Sie es mir. Hatten Sie eine Vision von Magdalena bei der Kreuzigung?«
    Die Träne kam ungebeten, doch Maureen verspürte nicht das Verlangen, sie zurückzuhalten. Das mit jemandem zu teilen, der es verstand, versprach Erleichterung, wenn auch nicht Sicherheit. »Ja«, flüsterte sie. »Das war in Notre Dame.«
    Sinclair wischte ihr die Träne aus dem Gesicht. »Meine liebe, liebe Maureen. Wissen Sie, wie außergewöhnlich das ist?«
    Maureen schüttelte den Kopf, und Sinclair fuhr in sanftem Tonfall fort: »In der Geschichte dieses Landes haben Hunderte von Nachfahren Visionen unserer Guten Frau gehabt, mich eingeschlossen. Aber die Visionen enden stets vor Karfreitag. Meines Wissens nach hat niemand je eine vollständige Vision von ihr bei der Kreuzigung gehabt.«
    »Und warum ist das so wichtig?«
    »Wegen der Prophezeiung.«
    Maureen wartete auf die Erklärung, von der sie wusste, dass sie kommen würde.
    »Es gibt eine Prophezeiung, die schon so alt ist, dass sich niemand mehr daran erinnern kann, von wann genau sie stammt; woher, wissen wir allerdings schon. Der Legende nach war sieTeil eines größeren Buches von Prophezeiungen und Offenbarungen, das einmal auf Griechisch existierte. Das Buch stammte angeblich von Sarah-Tamar, also könnte man es wohl auch zu den Evangelien rechnen. Wir wissen, dass eine wichtige Prinzessin der Blutlinie, Mathilde, Herzogin von Lothringen, das Original besessen hat, als sie im elften Jahrhundert die Abtei von Orval errichtet hat.«
    »Wo liegt Orval?«
    »An der heutigen belgischen Grenze. Es gibt mehrere wichtige Siedlungen in Belgien, die mit unserer Geschichte in Verbindung stehen; aber Orval ist der Ort, wo Sarah-Tamars Prophezeiungen viele Jahre verwahrt worden sind. Wir wissen, dass das Original ihres Buches später für einige Zeit in den Besitz der Katharer des Languedoc übergegangen ist. Die einzigen Einblicke, die wir heute noch haben, stammen allerdings von Nostradamus.«
    »Nostradamus?« In Maureens Kopf drehte sich alles. Sie hatte das Gefühl, als würden die Fäden niemals enden, die alles irgendwie miteinander verbanden.
    Sinclair rollte mit den Augen. »Ja, ja. Er heimst alles Lob für seine erstaunlichen Vorhersagen und Visionen ein; dabei waren es gar nicht seine Prophezeiungen. Es waren Sarah-Tamars. Offensichtlich erhielt Nostradamus bei einem Besuch in Orval Zugriff auf eine handgeschriebene Kopie des Originals. Diese Kopie ist kurz darauf verschwunden; was ihr Schicksal betrifft, können Sie sich sicherlich denken, was damit passiert ist.«
    Maureen lachte. »Kein Wunder, dass Tammy so abfällig über ihn spricht. Nostradamus war ein Plagiator.«
    »Und noch dazu ein äußerst cleverer. Die Vierzeiler haben wir allerdings ihm zu verdanken. Sie waren allein seine Erfindung. Er hat einfach Sarah-Tamars Prophezeiungen auf eine Art umgeschrieben, die die Originalquelle verschleierte und zu seiner Zeit die größte Wirkung erzielen würde. Der alte Michel war eigentlich sogar brillant, und sein großes Wissen um die Alchemieverlieh ihm die Fähigkeit, etwas zu entschlüsseln, was ein ausgesprochen komplexes Dokument gewesen sein muss.
    Aber wir haben nur noch wenig von unserer Sarah-Tamar, abgesehen von Nostradamus’ Werken und der einzigen Prophezeiung, die einigen von uns hier unten geradezu ins Gedächtnis gebrannt ist.«
    »Und was besagt diese Prophezeiung?«
    Sinclair blickte zu dem Wasser hinauf,

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