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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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was sagt Ihr dazu?«
    »Ich sage, Heiliger Vater, dass es nur einen Weg gibt, die Medici außer Gefecht zu setzen: durch den Tod beider Brüder.«
    Papst Sixtus ließ die Reste seines Granatapfels auf den Tisch fallen und schlug sich mit der Hand dramatisch auf die Brust. »Ich kann Mord nicht dulden, Erzbischof. Das schickt sich nicht für mein heiliges Amt. Auch wenn Lorenzo ein Schurke ist und das Oberhaupt einer häretischen Sekte, so darf ich doch nicht um den Tod eines Mitmenschen bitten. Ich kann nur dafür beten, dass es in Florenz einen Regierungswechsel gibt.«
    Girolamo richtete sich auf seinem Stuhl auf und sagte mit seiner hohen, winselnden Stimme: »Natürlich, Onkel, verstehen wir, dass Ihr uns nicht befehlen dürft, Lorenzo zu töten. Nicht wahr, meine Herren?« Er wartete auf das obligatorische Nicken, bevor er fortfuhr: »Aber ich will es anders ausdrücken: Wenn ein Unfall geschieht, der in Florenz einen Regierungswechsel und die Ablösung der Medici zur Folge hätte … würdet Ihr dann alle diejenigen begnadigen, die direkt oder indirekt mit dem Tod dieses Medici zu tun hatten?«
    Papst Sixtus schaute den Mann an, der ein wenig zu sehr wie eine jüngere Ausgabe seiner selbst aussah. Auf seinem Gesicht malte sich Widerwillen und Zorn ab, als wollte er nichts lieber, als die Reste seines Granatapfels auf Girolamo Riario zu schleudern.
    »Du bist ein Schwachkopf! Ich bestehe darauf, dass du in Anwesenheit meiner heiligen Person kein Wort mehr über solcheDinge verlierst.« Er wandte sich an Salviati und Montesecco. »Meine Herren, Ihr habt es gehört. Unter keinen Umständen habe ich, der Erbe des Throns Petri, einem Mord zugestimmt. Ich habe lediglich zum Ausdruck gebracht, dass ein Regierungswechsel in Florenz, um die üble Medici-Familie ihrer Macht zu berauben, der heiligen Mutter Kirche sehr willkommen wäre. Montesecco, ich setze großes Vertrauen in Eure Fähigkeiten, dieses zuwege zu bringen, und überlasse die Durchführung Euren erfahrenen Händen. Ich werde sämtliche Truppen aufbringen, die Ihr zur Unterstützung einer solchen Unternehmung benötigt. Das ist alles. Und jetzt hinaus mit Euch.« Er warf Girolamo einen scharfen Blick zu. »Mit euch allen! «

    Die drei Verschwörer begaben sich in die Wohnung von Erzbischof Salviati, um mit der Planung des Attentats auf die Medici zu beginnen. Alle waren sich einig, in den päpstlichen Gemächern das Gleiche gehört zu haben: Tötet Lorenzo und auch Mitglieder seiner Familie, wenn es notwendig ist, aber achtet darauf, dass die Blutspur nicht bis zur Hintertür des Vatikans verfolgt werden kann.
    Montesecco wurde in die Romagna geschickt, um Truppen zur Unterstützung auszuheben – falls Salviati doch in seiner Einschätzung irrte, dass die Florentiner den kaltblütigen Anschlag auf ihren geliebten Fürsten mit Begeisterung unterstützen würden. Um den Mann zu begutachten, den er töten sollte, würde Montesecco Lorenzo ein Schreiben von Girolamo Riario überbringen, in dem dieser als Herr von Imola dem Stadtherrn von Florenz seine Hand in Freundschaft und Vergebung reichte. So würde der Condottiere Gelegenheit haben, Lorenzo in seinem Heim zu erleben und den Charakter seines Opfers einzuschätzen, während er gleichzeitig eine Bestandsaufnahme von dessen möglichen Schwächen machte.
    Lorenzo hielt sich mit Angehörigen der Familie Orsini in seinem Landhaus in Caffagiolo auf, da einer von Clarices Brüdern plötzlich gestorben war. Trotz der düsteren Stimmung im Haus hieß er seinen unerwarteten Besucher willkommen und zeigte sich als höchst zuvorkommender Gastgeber. Er lud Montesecco zu einem Nachtmahl ein und fragte den Mann ausführlich über Militärgeschichte aus. Hier zeigte sich Lorenzo von seiner typischen Seite: Sein Interesse an der menschlichen Natur war eine der hervorragenden Eigenschaften des Dichters und des Fürsten. Zeit seines Lebens sollte Lorenzo der Überzeugung anhängen, dass jeder Mensch, den man kennenlernte, Einzigartiges zu bieten hatte. Wie sein Großvater vor ihm, so sammelte auch der Prächtige Menschen und ihre Erfahrungen.
    Montesecco war geradezu erschrocken von seiner unerwarteten Reaktion auf Lorenzo de’ Medici. Hartgesottene Söldner, die für ihren Lebensunterhalt morden, lassen sich nicht leicht betören. Doch dieser Mann, dieser Florentiner Fürst, war anders als alle Männer, die Montesecco je getroffen hatte. Keiner der sogenannten heiligen Männer der Kurie besaß so viel Eleganz und

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