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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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rutschte. Doch sein Unbehagen beschränkte sich nichtmehr nur auf den Körper, sondern griff allmählich auch auf Geist und Seele über.
    Montesecco war ein hartgesottener Krieger, ein Söldner, der nichts kannte außer Kampf und Blut. Sein Leben lang hatte er der römischen Kurie gedient und mit der Papstkrönung von Sixtus IV. die Belange der Familie della Rovere sozusagen geerbt. In den letzten Jahren hatte Montesecco hauptsächlich dem ewig unzufriedenen Papstneffen Girolamo gedient, der inzwischen Herrscher von Imola war, was er auch niemanden vergessen ließ. Dieser »Herrscher« quengelte nun:
    »Meine Herrschaft in Imola ist keinen Sack Bohnen wert, solange Lorenzo noch am Leben ist! Überall steht er mir im Weg! Er sorgt dafür, dass niemand in der Romagna Geschäfte mit mir machen will.«
    Montesecco beschränkte sich erst einmal aufs Zuhören. Als Condottiere – als Söldnerführer – wusste er, dass die einzige Strategie in solch einer Situation darin bestand, dass man zuerst den Standpunkt jedes Anwesenden im Raum anhörte, bevor man sich selbst zu Wort meldete. Wofür würde ein Mann sterben? Wofür würde er töten? Bevor man nicht die Antwort auf diese Fragen kannte, konnte jedes Wort, das man äußerte, zu einer Gefahr werden.
    Montesecco beobachtete die beiden Männer, die mit ihm in dem kleinen Vorzimmer der päpstlichen Privatgemächer warteten. Der eine, Francesco Salviati, war der von den Medici abgelehnte Erzbischof von Pisa. Montesecco fand es nicht überraschend, dass dieser wieselhafte Mann wenig Heiliges an sich hatte. Über einer Hakennase und einem starken Überbiss standen Salviatis Knopfaugen nahe zusammen, was ihm ein nagetierhaftes Aussehen verlieh und jedes seiner Worte ziemlich lächerlich wirken ließ.
    »Das Volk von Florenz wird sich gegen die Medici-Tyrannen erheben, wenn wir es führen! Wir werden Florenz von Lorenzo und seiner Bande befreien!«, rief Salviati.
    Montesecco war Soldat, kein ungebildeter Landsknecht. Erwusste, wie beliebt Lorenzo bei den Florentinern war; seit seiner Jugend wurde er »Il Magnifico« genannt. Die Medici hatten sich stets der Unterstützung des gemeinen Volkes versichert und großzügig gespendet, um die Not der Bedürftigen zu lindern. Welche »Bande« also meinte Salviati, gegen die sich die Florentiner erheben sollten? Künstler? Philosophen? Dichter? Das Wiesel schimpfte und schimpfte. Schließlich wurde es Montesecco zu bunt.
    »Hütet Euch, für ganz Florenz zu sprechen. Es ist eine sehr große Stadt, unüberschaubar für den, der nicht mit ihr vertraut ist. Und niemand kennt diese Stadt besser als Lorenzo de’ Medici.«
    Salviati zog angewidert die Nase kraus, was seine Ähnlichkeit mit einem Nagetier noch größer machte. »Ihr wagt es, mir in Florentiner Angelegenheiten zu widersprechen? Ich bin der Erzbischof von Pisa! Ein waschechter Toskaner! Ich kenne Florenz besser als jeder Römer, und ich spreche für das Volk, wenn ich sage, dass es uns als Befreier ansehen wird, wenn wir die Medici vernichten.«
    Montesecco nickte nur und hüllte sich in Schweigen. Er würde den richtigen Augenblick abpassen, wenn sie zur Besprechung mit Papst Sixtus in die Gemächer des Heiligen Vaters gerufen wurden. Letzten Endes war er Söldner des Papstes und würde den Willen der Kurie vollstrecken. Wenn Sixtus ihm befahl, Lorenzo zu beseitigen, war dieser so gut wie tot. Doch wenn die Männer, mit denen er hier wartete, eines Tages die Macht der Medici übernahmen … nun, dann mochte Gott den Florentinern helfen.
    Sie wurden in die päpstlichen Gemächer geführt, und Montesecco war überglücklich, sich auf eine bequemere und breitere Polsterbank setzen und die Beine ausstrecken zu dürfen. Girolamo Riario nahm auf dem Stuhl Platz, der seinem Onkel am nächsten stand und auf dem er sich in seiner typischen Art fläzte, während Erzbischof Salviati die Bank gegenüber von Montesecco wählte. Papst Sixtus IV. saß hinter seinem vergoldeten Schreibpultund aß während des Gesprächs einen Granatapfel, dessen Kerne er zwischen seinen Sätzen in eine Silberschale spuckte.
    »Widmen wir uns nun, meine Herren, dieser Affäre in Florenz. Montesecco, ich bin sehr darauf bedacht, dass wir eine Möglichkeit finden, wie wir … sagen wir es mal so … die furchtbare Bedrohung abwenden, die der verdorbene Ketzer Lorenzo de’ Medici für mich und mein heiliges Amt darstellt.«
    Granatapfelsaft tropfte von seinem Kinn, als er sich an Salviati wandte. »Erzbischof,

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