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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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guten Gott.
    Er presste die Lider zusammen. Es musste ein Traum sein. Aber als er die Augen wieder öffnete, hatten die Männer des Barons sogar noch weniger Substanz als zuvor.
    So unauffällig wie möglich warf er einen prüfenden Blick auf die restlichen Wirtshausgäste. Sie hatten nichts Besonderes an sich. Die Seelen, die sie belebten, waren so real und vielschichtig, wie sie sein sollten. Nur die Männer mit den Kürassen waren ungewöhnlich.
    Er war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Averil mochte es wissen, aber hier konnte er sie kaum danach fragen. Noch wäre es angemessen — geschweige denn sicher —, wenn er hinausgehen und sie allein in der Menge zurücklassen würde.
    Er versuchte, sie durch ihre gemeinsame Magie zu erreichen, aber sie hatte sich ihm verschlossen. Ihre Aufmerksamkeit war auf den Klatsch gerichtet. Sie wusste genauso wenig davon, wie Gereint einst über Magie gewusst hatte; hielt Unwichtiges für wichtig und übersah, was wirklich zählte.
    Gereint hätte sich ein bisschen anders ausdrücken sollen. Aber seine Geduld war erschöpft, als sie endlich aufhörte, an ihrem Becher zu nippen, und sich erhob. Während sie sich ihren Weg durch die überfüllte Schänke bahnten, gelang es ihm nur mit Mühe, die Beherrschung zu wahren. Es kam ihm nicht ungelegen, dass er eine Hand festhalten musste, die in ihr Hinterteil kneifen wollte, worauf er den Mittelfinger so weit nach hinten bog, dass sein Besitzer vor Schmerzen aufjaulte.
    Das war die einzige Frechheit, die man sich herausnahm. Die Übrigen wurden durch Gereints Größe und seinen finsteren Blick abgeschreckt.
    Sobald sie ihr winziges Zimmer erreicht hatten, das von einem massiven, sauberen Bett ausgefüllt wurde, ließ Gereint seinem Unmut freien Lauf. »Warum weigert Ihr Euch, das Offenkundige zu sehen, und lauscht stattdessen auf das, was keinerlei Bedeutung hat?«
    »Dasselbe könnte ich dich fragen«, sagte sie schnippisch. »Vielleicht bist du ja zu sehr an Wirtshausgerede gewöhnt, um zuzuhören.«
    »Ich habe zugehört«, erwiderte er. »Sie haben nur über Nichtigkeiten geredet. Aber diese Soldaten —«
    »Was war mit den Soldaten? Die haben doch nur Lärm gemacht und geprahlt.«
    »Ihr habt nicht hingeschaut«, erwiderte er. »Mehr war da nämlich nicht. Darunter war nichts. Sie waren leer, als hätte ihnen jemand die Seelen geraubt.«
    »Das kann nicht sein«, sagte sie. »Sie waren keine Männer des Königs: Sie trugen das Wappen des Barons Valéry. Sein jüngster Sohn war einer der Freier in Fontevrai. Der Junge ist zwar ein Narr, aber sein Vater ist ein treuer Gefolgsmann meines Vaters. Er würde niemals —«
    »Woher wollt Ihr wissen, was jemand macht, wenn er unter einem Bann steht? Wir wissen, wie viele Herzöge, Grafen und Prinzen gefallen sind. Wieso nicht ein Baron? Sie alle sind nur Futter für die Schlange.«
    Averils Geist verschloss sich wieder wie in den Wildländern. Obwohl er wusste, dass er möglicherweise mehr Schaden als Nutzen anrichtete, packte Gereint sie an den Schultern und schüttelte sie so heftig, bis ihre Zähne aufeinanderschlugen. »Hört auf damit. Wenn sogar Ihr Euren Geist verschließt, wenn die Welt nicht so ist, wie Ihr es erwartet, wie soll dann überhaupt irgendein Adliger überleben? Der König braucht gar keine Magie. Alles, was er braucht, ist Verleugnung.«
    »Ich versuchte doch gar nicht —«
    Gereint hielt vorsichtshalber den Mund geschlossen.
    Ihr zorniger Blick hatte die Kraft eines Hitzeschwalls. »So blind kann ich doch nicht sein!«
    »Vielleicht liegt es am Blut«, sagte er. »Ihr könnt Eure Augen öffnen, auch wenn es weh tut. Nutzt meine, wenn es nicht anders geht.«
    »Am Blut«, sagte sie, als wären die Worte in ihrem Geist hängen geblieben. »Du glaubst … Aber die Soldaten sind keine Edelleute. Sie sind so gewöhnlich wie … wie alle anderen hier.« Gereint wusste, was sie eigentlich hatte sagen wollen. Es hätte ihn nicht beleidigt, wenn sie es gesagt hätte.
    »Sie sind so gewöhnlich wie ich«, sagte er für sie.
    »Du bist nicht gewöhnlich«, sagte sie. »Nicht mit dem, was in dir ist.« Er ging nicht darauf ein. »Vielleicht ist es ja so. Nachkommen der Paladine gehen durch ihre Vermessenheit zu Grunde, aber gewöhnliche Menschen müssen die Seele ausgesaugt bekommen.«
    »Es ist keine Vermessenheit«, sagte sie ohne Zorn. Dieser war verraucht. Sie sank aufs Bett, als hätten ihre Beine versagt.
    Gereint setzte sich zu ihr. Er hätte nicht tun

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