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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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Schlangen. Dann wurde ihm klar, dass es Ranken aus Gold und Grün, Blau und Rot waren, die sich durch das Zentrum eines Amuletts wanden.
    Die Ranken hatten Augen und hin und her schnellende Zungen. Die Augen waren Edelsteine; durch sie konnte er in Wunder- und Schreckenswelten schauen. Sie bewachten etwas. Was es war, konnte er nicht sehen. Es lagen ein Schutzzauber und ein Bindungszauber über ihnen, so fest verwoben, dass es kaum wahrnehmbar war.
    Schutz, dachte er im Traum. Das würde erklären — Der Traum begann, heftig zu schwanken. Der Träumer wurde aufgerüttelt. Der Traum — ihr Traum — wurde mit einem Mal klar. Er schaute in Averils aufgerissene erschrockene Augen.
    Das Amulett hatte das Band zwischen ihnen gestärkt. Bindung und Schutz das musste seine Macht sein. Es war wie das Netz der Ritter, aber es brauchte nur dieses eine Schmuckstück zwischen ihnen. Gereints Erinnerung daran, nachdem er es so lange um den Hals getragen hatte, schien auszureichen. Noch mehr Magie, die aus einer Quelle kam, die von den Orden nicht anerkannt wurde. Averils Angst davor war instinktiv. Dasselbe galt für Gereints Furchtlosigkeit. Sie trafen sich in der Mitte, prallten aufeinander und erstarrten.
    Im Traum stand Gereint Auge in Auge mit Averil. Es gab nichts anderes auf der Welt als das glänzende Ding, das sie um den Hals trug.
    Wie er es so oft in der wachen Welt tat, umschloss er ihre Hände. Worauf auch immer sie standen — Erde, Luft, Sternenlicht —, begann zu wackeln, kam dann jedoch wieder ins Gleichgewicht. Das schimmernde Licht zwischen ihnen strahlte, bis es sie blendete. Dann folgte nichts als weiße Leere und tiefer Frieden.
    Beim ersten bleichen Morgenlicht schlug Gereint die Augen auf. Averil schlief noch.
    Ihr Haar war zerzaust und hatte sich aus dem Zopf gelöst. Eine Hand lag unter ihrer Wange; die andere umklammerte das Amulett unter ihrem Mieder. Selbst im Schlaf wirkte ihr Gesicht angespannt.
    Er hätte ihr gern die Anspannung genommen, aber er wagte es nicht. Wenn er sie jetzt berührte, wäre er nicht in der Lage aufzuhören. Er würde sie ganz wollen. Und das konnte er nicht — weder jetzt noch jemals.
    Er stand so leise wie möglich auf und reckte seine steifen Glieder. Er konnte nach unten gehen und Frühstück holen, aber er wollte sie nicht allein lassen. Sie würde niemals allein sein, solange sie so miteinander verbunden waren wie jetzt. Sie war immer in seinen Gedanken und wohnte tief in seinem Herzen. Wenn er seine Magie berührte, war sie da.
    Sein Magen knurrte, so profan und alltäglich, dass er darüber lachen musste, schmerzlich, aber mit wahrer Heiterkeit. Er machte sich auf den Weg, um ihn zu füttern, bevor Averil von seinem Geknurre erwachte.
    Ein Teil von Averil wünschte, sie könnte alles ungeschehen machen, was sie getan hatte, seit sie Gereint begegnet war. Ein anderer Teil hätte es um nichts auf der Welt missen wollen. Sie war über einen Abgrund in einen grenzenlosen Raum getreten - dies hatte grenzenlose Gefahr, aber auch grenzenlose Möglichkeiten zur Folge.
    Gereints Amulett hatte in gewisser Weise vollendet, was von Anfang an zwischen ihnen gewesen war. Es war immer noch ein Teil von ihm; vielleicht jetzt sogar noch mehr, als während er es um den eigenen Hals getragen hatte. Es machte ihn zu einem untrennbaren Teil von ihr.
    Sie vermied es, darüber nachzudenken, was all das zur Folge haben könnte. Niemand dachte darüber nach, sonst hätte Mauritius die beiden nicht allein nach Fontevrai ziehen lassen, selbst wenn sich Averil gegen ihn aufgelehnt hätte. Wenn es ihr bestimmt war zu heiraten und ein Ritter nicht heiraten konnte und eine Nachfolgerin der Paladine erst recht keinen Mann aus dem Volke heiraten konnte, was bedeutete das für sie beide?
    Sie sollten nicht vereint sein, und dennoch waren sie es auf unzertrennliche Weise. Nach Gesetz und Tradition konnten sie niemals mehr sein als Ritter und Herrin. Aber durch die Wahrhaftigkeit ihrer gemeinsamen Magie waren sie stärker miteinander verbunden, als irgendein verheiratetes Paar es je gewesen war.
    Daneben gab es noch eine andere Wirklichkeit: diejenige, die sich auf die simplen körperlichen Gegebenheiten gründete. Er war ein junger Mann. Sie war eine Frau — und wie sehr sie sich auch bemühte, es zu verleugnen, auch sie hatte einen Körper.
    Sie hatte Glück, denn trotz all der Geschichten, die sie über Bauernjungen und Mägde gehört hatte, schien dieser Junge noch unschuldig zu sein. Er hielt

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