Das magische Land 1 - Der Orden der Rose
sagte Bernardin. »Dies ist keine Magie, die wir kennen oder ausüben. Dennoch handelt es sich zweifellos um Magie. Was es sein könnte … « Er beugte sich noch ein wenig tiefer, bis sein Bart fast die schimmernden Schuppen streifte.
»Ich habe so etwas schon einmal gesehen«, sagte Averil fast unhörbar. »Oder etwas, was so ähnlich war. Unter der Oberfläche der Insel, in der Kapelle, die manchmal die Gefahrvolle genannt wird. Es ist alte Magie, unvorstellbar alt. Magie des großen Chaos. Schlangenmagie.«
Bernardin richtete sich langsam auf. Sein wettergegerbtes, narbiges Gesicht war bleich geworden. »Diese Magie wurde vor langer Zeit unterdrückt und ihre Nachfolger entweder getötet oder ihrer Macht beraubt. Das kann nicht sein …«
»Nichts ist jemals wirklich tot«, sagte Averil. »Das ist eine der ersten Lektionen, die wir auf der Insel lernen. Magie wird weder geschaffen noch zerstört. Sie existiert einfach und für immer.«
»Das sagen wir auch über unsere Magie«, erwiderte Bernardin. »Aber das da …« Er schüttelte seinen Kopf mehr aus Abscheu denn als Verneinung. »Lieber Gott im Himmel, wenn das wieder aufgestiegen ist, dann sind die Befürchtungen meines Herrn mehr als begründet.«
»Dies muss es sein, was die Gebieter der anderen Reiche ohne erkennbaren Widerstand gestürzt hat«, sagte Averil, »was bedeutet, dass der König sich mit verbotener Magie beschäftigt hat. Er versucht nicht einmal, es zu vertuschen.« »Dazu wird er keine Notwendigkeit gesehen haben«, sagte Bernardin. »Ohne diesen jungen Mann wären wir niemals darauf gekommen.«
»Das wirft kein gutes Licht auf unsere Kräfte in den letzten Tagen«, sagte Averil.
Gereint wusste nicht, wo er hinschauen sollte. Es war nichts Neues für ihn, Dinge zu sehen, die niemand anderer sehen konnte. Von diesen beiden hätte er erwartet, dass sie anders wären.
Dieses Wissen ermutigte ihn und bedrückte ihn zugleich. Der Mut gewann die Oberhand und ließ ihn sagen: »Das hilft, nicht wahr? Könnt Ihr einen Weg finden, ihn zu heilen?«
»Das hoffe ich«, sagte Averil.
Bernardin blieb stumm.
Kapitel 17
Für den Rest des Tages und einen Großteil der Nacht befand sich der Landvogt in geheimer Unterredung mit den Meistern der magischen Orden. Gereint hatte gedacht, man würde ihn benötigen, um Botengänge für dieses plötzliche Konzil zu erledigen, aber anscheinend hatte man ihn vergessen. Selbst Riquier hatte keine Zeit für ihn: Er schickte Gereint in die Bibliothek, um sich den Lehrstoff des Tages allein anzueignen.
Gereint tat sein Bestes. Aber je länger er in die Geschichts und Philosophiebücher starrte und über der romagnischen und helladischen Grammatik brütete, desto stärker wurde seine Verstimmung. Er hatte den Grund für die Krankheit des Herzogs entdeckt. Hätte ihm da nicht wenigstens ein wenig Anerkennung zugestanden?
Noch nie zuvor hatte er sich um solche Dinge gekümmert. Es war eine Krankheit. Er schob seine Bücher beiseite und machte sich auf die Suche nach einer nützlichen Aufgabe.
Das Säubern der Ställe hatte etwas erstaunlich Tröstliches — Spinnweben zu Leibe rücken, Ställe ausfegen und mit frischem Stroh ausstreuen, Pferde striegeln, bis sie glänzten. In Gesellschaft war es sogar noch angenehmer: Averil hatte denselben Gedanken. Mit hochgeschlagenem Rock und einem Besen in der Hand gesellte sie sich zu ihm.
Er bekam seinen Atem wieder unter Kontrolle — er ging immer schneller, wenn sie ihm so nah war. »Dich haben sie wohl auch nicht gebraucht?« »Sie denken, ich bin zu jung, um es zu verstehen«, sagte sie. Er hätte denken können, es würde sie vollkommen kaltlassen, aber ihre Augen hatten sich verengt und die Lippen waren angespannt. »Wir wissen, was du gesehen hast. Sag mir, was es deiner Meinung nach bedeutet.«
Gereint unterbrach die Zerstörung eines Spinnenimperiums. »Du weißt, wie wenig ich weiß.«
»Äußere eine Vermutung«, forderte sie ihn auf.
Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Nach einer kleinen Weile sagte er: »Ich würde vermuten, wenn es der König ist, der den Herzog mit dem bösen Zauber belegt hat oder andere damit beauftragt hat, dann sollten wir uns an ihn wenden, um herauszufinden, wie man den Zauber lösen kann. Er muss Bücher gefunden haben, die den Feuern entgangen sind. Wenn wir diese finden könnten …«
»Oder es gibt einen geheimen Orden von Magiern aus der alten Zeit«, sagte Averil. »Und der König hat sie gefunden. Was ist, wenn
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