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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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Taille bestand ihr Körper aus schimmernden Schuppen; sie stand aufrecht auf einem zusammengerollten Schlangenkörper. Beim Lächeln sah man ihre spitzen Eckzähne. Sie hatte gelbliche Schlitzaugen, die nicht aussahen wie die eines Menschen. Gereint zweifelte nicht daran, dass ihr Biss giftig war. Und dennoch spürte er nichts Böses in ihr. Sie war auch nicht vollkommen wohlgesonnen. Sie wartete den richtigen Augenblick ab und hielt ihr Urteil zurück.
    Die anderen taten es ihr gleich. Das Langhaus war voll von ihnen. Sie waren Wesen der wilden Magie in Körper und Geist und begutachteten und bewerteten die Eindringlinge aus der sterblichen Welt.
    Gereint setzte sich aufrecht hin. »Ihr habt uns eingeladen«, sagte er. »Ihr brachtet uns her. Wieso nennt ihr uns jetzt Eindringlinge?«
    Seine Stimme klang unnatürlich laut. Die Ritter regten sich nicht. Sie waren mit einem Bann belegt; er wirkte wie derjenige, der sie verwundbar gemacht hatte für den Angriff des Königs, aber er fühlte sich anders an. Der Bann des Königs beruhte auf Schlangenmagie. Dies hier war Magie aus Erde und Luft. Schwankend erhob er sich. Das Wildvolk sah ihm interessiert zu. Er starrte zurück, entschlossen zu warten, bis sich einer von ihnen herabließ, das Wort an ihn zu richten. Das konnte lange dauern. Seine Blase meldete sich schmerzhaft. Er ignorierte es, so gut es ging.
    Averil erhob sich ebenfalls von ihrem Lager. Sie hielt den Kopf hoch und sah aus wie die Nachfahrin von Königen, die sie war. »Seid so gütig, uns zu sagen, was ihr von uns wünscht«, sagte sie mit sanfter, klarer Stimme. »Eure Gastfreundschaft ist ohne Tadel; eure Hilfe war unbezahlbar. Aber warum? Welchen Gewinn habt ihr davon, uns am Leben und bei Gesundheit zu erhalten?«
    »Abendessen«, sagte ein großes buckliges Wesen mit dem Fell eines Bären und den Augen eines Mannes. Seine Zähne waren so lang wie Averils Finger, gebleckt und glänzend, als es lachte.
    Das Wesen daneben, das menschlich gewirkt hätte, wenn es nicht beinahe durchsichtig gewesen wäre, verpasste ihm eine derart kräftige Ohrfeige, dass es erschrocken aufstöhnte. Gereint machte sich bereit für einen Kampf, aber das Bärwesen wich knurrend zurück. Die Ritter begannen, sich zu regen. Das Wildvolk schärfte seinen Blick. Jene mit Flügeln flatterten heran; jene mit Hufen oder Pfoten oder Schlangenkörpern näherten sich den aufwachenden Männern. Ihre Neugierde war so stark, dass Gereint sie schmecken konnte: eine Mischung aus Rosenwasser und Galle.
    Er unterdrückte ein Würgen. Am anderen Ende der Halle öffnete ein Knappe die Augen und sah einen Schwärm von Feen über sich kreisen. Er schrie auf und begann, mit seinem Schwert um sich zu schlagen.
    Die Feen kreischten auf. Das kalte Eisen zerriss ihre fragile Materie und zerstreute sie im Äther.
    Das Bärengeschöpf brummte. Der Hirschmann brüllte. Ritter fuhren aus ihren Betten hoch und sprangen in einen Kreis. Wer eine Waffe hatte, erhob sie, wer keine hatte, hob drohend die Fäuste.
    Gereint versuchte, sie aufzuhalten, aber seine Stimme wurde nicht gehört. Averil ergriff die Schwerthand des erstbesten Ritters und wurde in die Mitte des Kreises geschleudert, wo sie wieder unter übereifriger Bewachung stand. Das blieb Gereint zumindest erspart. Er versuchte nach Kräften, sich zwischen die Ritter und das Wildvolk zu werfen. Der stechende Geruch nach Furcht und Zorn nahm ihm fast den Atem. Er kämpfte dagegen an. Das Wildvolk wich zurück: nicht weit, nur bis zur Wand. Ihre Angriffshaltung hatten sie jedoch aufgegeben und sich wieder aufs Beobachten und Warten verlegt — worauf sie warteten, das wusste er nicht.
    Die Situation war in der Schwebe. Die Ritter traten von einem Fuß auf den anderen. Wenn einer von ihnen den Kopf verlor, bedeutete dies das Ende für sie alle.
    Gereint schickte sich an, ihnen das zu sagen, aber die Luft veränderte sich plötzlich. Die Tür war offen, Sonnenlicht flutete herein. Ein Mann stand im Türrahmen.
    Er war ein wirklicher Mann, groß und breitschulterig. Sein Haar strahlte so hell wie das Sonnenlicht, während sein Gesicht noch im Schatten lag. Die bedrohliche Atmosphäre wurde gedämpft. Die Ritter senkten die Waffen. Das Wildvolk verbeugte sich nicht direkt, aber ihr Respekt war deutlich zu spüren.
    Der Mann sprach mit einer Stimme, die Gereint seltsam bekannt vorkam. »Willkommen, Messires. Haben meine Freunde Euch erschreckt? Dafür bitte ich um Entschuldigung. Sie sind neugierig, weiter

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