Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange
nicht leicht sein. »Messires«, sagte er. »Herrin. Ich muss Euch um einen Gefallen bitten.« Sie warteten gespannt, sogar Averil, deren Gemütslage Gereint sich keineswegs sicher war. »Werdet Ihr auf mich aufpassen, während ich ein tiefgründiges Werk schaffe?«
Bis auf Peredur starrten ihn alle an, als sei er verrückt geworden. »Ein tiefgründiges Werk?«, sagte Riquier. »Du kannst …«
»Ich kann es«, sagte Gereint, »weil meine Herrin es kann.«
Riquier öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
»Er hat die Kraft«, sagte Averil. »Ich habe die Fertigkeit. Obwohl dies vielleicht meine Fähigkeiten übersteigt.«
»Ich kann helfen«, sagte Peredur, »wenn Ihr es mir gestattet.«
Averil runzelte sichtlich unbehaglich die Stirn, aber sie war keine Närrin. »Ich werde es Euch gestatten. Ich begrüße es sogar.«
Peredur bedankte sich für ihr Entgegenkommen. »Dann lasst uns beginnen.«
Kapitel 32
Während der kurzen Zeit, in der Gereint mit Mauritius und Peredur gesprochen hatte, war die See noch wilder geworden. Das Schiff klammerte sich an die Wellen, gestärkt durch die Magie in seinen Planken und die Besatzung, die nicht nur aus Menschen bestand, doch es ächzte unter den enormen Kräften.
Die Luft in der Kajüte war stickig durch die vielen Menschen. Das Schaukeln und Schlingern, das Knarren der Planken, das Tosen der Wellen und die Schreie der Männer, die gegen sie ankämpften — all das überwältigte Gereint. Averil war sein Anker. Er konzentrierte sich auf ihr Gesicht und ihre Präsenz und blendete alles andere aus. Es war schwer: Sein Kopf dröhnte, und ihre Körper wurden wieder und wieder gegen die Wand geschleudert. Peredur setzte sich neben Gereint, stützte ihn mit einer Kraft, die tiefer wurzelte als Gereints. Einen Augenblick lang ruhte Gereint darin und atmete einfach nur.
Averils Magie war ganz und gar ein Teil von ihm. Peredurs Macht glitt in sie hinein wie ein Schwert in eine Scheide, neu und strahlend und stark. Ihr gewaltiges Ausmaß machte Gereint schwindelig.
Er hatte sich schnell wieder gefangen, ohne dass Peredur ihm dabei helfen musste. Die anderen warteten in angespannter Geduld. Er war die Hand, die das Schwert hielt, die Kraft, die die Übrigen in Bewegung setzte. Für einen kurzen Moment verlor Gereint sich wieder und taumelte in den Abgrund der Verwirrung hinab. Erneut fing Averil ihn auf, und Peredur hielt ihn fest. Er glitt immer noch abwärts, und nun sah er den Ozean um sich herum, die kalten schwarzen Tiefen des Meeres. Tief unten war das grässliche Ding, die Macht, die diesen Teil der Welt zerbrechen würde.
Er sprach zu ihm, als wäre es eine vernunftbegabte Kreatur, eine äußerst seltsame, aber ausreichend intelligente Macht unter dem Wildvolk. »Warte«, sagte er.
Der Eisdrache hielt kaum inne. Er war nicht taub, wie man es von Schlangen behauptete, doch für ihn war Gereint nur eine Mücke, die in seinem Ohr summte.
Er zog Kraft aus den zwei Mächten, die ihn stützten, und erhob seine Stimme. »Warte. Halt.«
Jetzt hatte der Eisdrache ihn gehört. Worte allein mochten ihn nicht beirren, und Gereint hatte keinen Zwang in seine Stimme gelegt. Er wirkte keinen Zauber. Er sprach einfach eine Bitte aus.
Keine Mücke hatte ihn je um etwas gebeten. Das war so neu für ihn, dass er wenige Ellen vor dem Durchbruch innehielt.
Gereint hatte keine feine Rede für ihn parat, nur ein Versprechen: große Frischfleischvorräte zum Verspeisen, wenn er nur von seinem Vorhaben abließ.
Er hielt die Luft an. Magier beider Seiten hatten versucht, den Eisdrachen mit Magie zu bannen und sich seinen ewigen Zorn eingehandelt. Er setzte auf die schwache Hoffnung, dass der Drache, wie jedes andere Wesen, es vorziehen würde, eine Wahl zu treffen, als zu etwas gezwungen zu werden. Er konnte es nicht riskieren, an sich selbst zu zweifeln. Er besaß keine Kraft, mit der er diese Kreatur aus dem Herzen der Erde hätte bezwingen können. Er hatte nur die simpelsten Lockmittel zu bieten: Futter für seinen Magen und Friede für den anschließenden Schlaf und die Freiheit, in sein tiefes Reich und seine lange Nacht zurückzukehren.
Der Eisdrache lag reglos unter dem Meeresgrund. Die über ihm kämpfenden Zauber waren wie Stechfliegen. Seine riesige Drachenhaut zuckte und wehrte sie ab.
Gereint war darauf vorbereitet. Mit Averils Hilfe formte er einen Schatten des großen Untiers, um den Feind zu täuschen, damit er nicht merkte, dass der Eisdrache ihnen entwischt war.
Er
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