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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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ist.«
    »Zauber«, grummelte Gereint. »Hexerei.«
    »Vielleicht«, sagte Averil. »Und wenn ich so tue, als wäre ich betört, wird ihm oder meinem Onkel herausrutschen, was ich wissen muss.«
    »Was? Nur so tun, als ob?«
    »Wenn ich zu sehr in Versuchung komme«, sagte sie, »werde ich an dich denken.«
    Das ließ ihn erröten, dann trieb es ihm die Zornesfalten ins Gesicht, was sie zum Lachen brachte. In diesem Gelächter wirbelte der Traum davon.

Kapitel 6
    Averil erwachte in einem höchst sonderbaren Gemütszustand. Prinz Esteban und der Tanz der Schlange hatten sich auf seltsame Weise mit ihrem Traum von Gereint vermischt. Ihr Geist war schwer und langsam; es kostete sie ihre ganze Kraft, aufzustehen, zu baden, sich in ein weiteres aufwändiges Goldgewand helfen zu lassen und sich für ihren Auftritt bei Hofe zu wappnen. Sie waren hier äußerst sparsam mit Spiegeln, Fensterscheiben, Kristallteilchen und Glasgegenständen, da all diesen Dingen Magie innewohnen konnte. Dennoch sollte eine Dame einen Spiegel haben, und Jennet hatte Averils aus Fontevrai mitgebracht: ein Rund aus poliertem Silber, vollkommen schlicht und ohne jede Verzierung.
    Als Averils Auge darauf fiel, kräuselte sich die silberne Oberfläche und begann zu schimmern. Die Dienerinnen waren ganz versunken in endlosen Bahnen goldener Seide und schienen nichts zu bemerken. Nicht einmal Jennet war aufgefallen, dass sich Magie im Spiegel angesammelt hatte.
    Averils Schultermuskeln spannten sich vor lauter Argwohn an, aber sie war seltsamerweise ohne jede Furcht. Was auch immer zu ihr kommen mochte, hatte nichts Bedrohliches an sich, noch hätte es die Schutzzauber dieses Ortes durchdringen können, wenn es ihr Böses gewollt hätte. Es war in der Tat vertraut, denn es trug den Geruch der Insel.
    Feuchte Erde und Apfelblüten, frischgebackenes Brot und das Salz des Meeres. Einen Moment lang konnte sie kaum atmen, überwältigt von einem derartigen Heimweh, wie sie es sich niemals gestattet hatte, seit sie diesen gesegneten Ort vor mehr als einem Jahr verlassen hatte.
    Das Glitzern des Spiegels beruhigte sich. Averil suchte nach der grünen Rundung der Insel oder den ihr vertrauten Gesichtern der Priesterinnen. Aber die Augen, in die sie schaute, gehörten einer Fremden.
    Es stimmte schon, dass es eine Frau war, und dem Aussehen nach hatte sie einen hohen Rang inne: Ihr Gesicht war von den feinen Linien des Alters gekennzeichnet, aber immer noch wunderschön. Sie wirkte fast wie eine Priesterin. Die Magie in ihrem Inneren war anders, wenn der Unterschied auch kaum merklich war.
    Sie war von der Insel gekommen wie Averil. Sie war mit ihr verwandt, sowohl im Geist als auch im Blut.
    Averil war bereits so vergiftet von diesem Ort, dass sie in diesem Gesicht oder in der Magie, die es heraufbeschworen hatte, nach Anzeichen der Täuschung suchte. Sie fand keine.
    Dies war der Königshof von Lys. Sie sollte sich keineswegs in Sicherheit wiegen. Von all den Fallen, in die sie hätte stolpern können, war dies die simpelste und die offensichtlichste.
    Und dennoch …
    Es war eine Aufforderung, jedoch eine äußerst höfliche. Eher eine Bitte als eine Nötigung. Sie konnte ihr nachkommen oder sie verweigern. Eine Weigerung würde keine Konsequenzen haben.
    Abgesehen davon, dass in dieser Welt flüsternder Intrigen jede Entscheidung wohl oder übel Folgen hatte. Averil festigte Geist und Herz und ließ den Inhalt der Aufforderung auf sich einwirken. Mit kühler, sanfter Stimme, die sie kaum als ihre eigene erkannte, sagte Averil schließlich: »Nicht dieses Gewand heute, meine Damen, wenn ich bitten darf. Ich werde ausreiten. Jennet wird mich begleiten. Ihr Übrigen dürft tun, wonach es euch gelüstet.«
    Averil nahm wahr, dass viel sagende Blick ausgetauscht wurden, deren Muster sie aufgrund mangelnder Erfahrung noch nicht durchschaute.
    Dieses Gefühl von Ruhe und Überzeugung war neu für sie. Sie prägte sich die Blickabfolge ein, um sie später zu studieren, dann starrte sie den beiden Aufmüpfigsten warnend in die Augen, was die gesamte Truppe zum Abzug bewegte.
    Averil war ein wenig überrascht, dass sie tatsächlich verschwanden. Sie würden sie natürlich bespitzeln; ein oder zwei mochten versuchen, ihr zu folgen. Aber sie hatten sich ihrem Willen unterworfen, und das war seltsam befriedigend. Zumindest wurde sie nicht völlig versklavt von diesen unwillkommenen Dienerinnen.
    Jennet blieb vorsichtshalber stumm. Die Kleidung, die sie in der

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