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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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»Wertlos. Ohne das Dritte sind sie nichts als ein Stück rostiges Eisen und ein in Seide gewickelter Lumpen. Wenn ihr Gefängnis sich nicht auf der Insel befindet …«
    »Wir werden es finden«, sagte Gamelin. »Irgendwann wird ein Wort oder ein Gedanke oder auch nur ein Blick darauf weisen. Und dann, mein Gebieter, haben wir es.«
    »Genug der Worte«, sagte der König. »Genug der Versprechen. Geht und wirkt Eure Zauber. Kehrt nicht zurück, bevor Ihr es gefunden habt.« Gamelin verneigte sich tief. Durch die Verbeugung wurde sein Gesicht verborgen, aber der heiße Zorn, der in ihm loderte, war unverkennbar. Als der falsche Priester die Halle verließ, trat Averil vom Spiegel zurück. Einen verwirrenden Moment lang existierte sie an drei Orten gleichzeitig; dann lag sie wieder in ihrem Zimmer in Lutece, und ihr Kopf schmerzte schlimmer als zuvor.
    Ihr Herz pochte laut. Sie hatte bekommen, was sie brauchte — und ihre schlimmsten Befürchtungen waren bestätigt worden. Aber sie war sich noch nicht sicher, was sie mit den Informationen anfangen würde.
    Die Insel musste wissen, was auf sie zukam. Auch die Ritter mussten davon erfahren; schließlich hatte sie ihr Netz und ihren Spiegel benutzt, um es herauszufinden. Sie konnte ihnen diesen Krieg überlassen, während sie ihren eigenen in Lutece führte.
    Und dennoch …
    Der Gedanke hatte keine Form und keinen schlüssigen Sinn. Es war eine Vorahnung, nichts weiter, ein Gefühl unter dem Brustbein. Sie vermisste etwas. Eine kleine, aber sehr wichtige Sache, die mit dem dritten Mysterium und den Hexereien des Priesters und sogar mit der Verdrießlichkeit des Königs zu tun hatte.
    Bis zum Schwarzmond dauerte es noch fast einen Monat: Der Mond nahm gerade zu. Bei Vollmond würde der König sie zwingen, ihre Wahl zu treffen, dann würde er seinen verschwörerischen Plan zu Ende führen.
    Heute Nacht sollte sie versuchen zu schlafen, ihre Kopfschmerzen loszuwerden und so etwas wie Klarheit in ihre Gedanken zu bringen. Morgen würde sie dann mit frischer Kraft überlegen, wie sie sich aus ihrer Zwangslage befreien konnte.

Kapitel 10
    Am Morgen wartete Prinz Esteban vor Averils Tür. Sie hätte ihn kaum als Antwort auf ihre Gebete bezeichnet, doch er bot eine allzu willkommene Zerstreuung.
    Er war allein; kein anderer wartete an der Tür. »Ich habe sie fortgeschickt«, sagte er.
    »Wie kühn von Euch«, erwiderte Averil. Er quittierte ihre Ironie mit einer Verbeugung. »Es gibt eine Jagd«, sagte er, »im Goldenen Wald. Jetzt, da der Regen aufgehört hat.«
    Die Information weckte ihr Interesse, aber es wäre nicht klug gewesen, ihm das zu zeigen. »Eine Jagd? Tatsächlich? Wäre das der ganze Hof oder eine ausgewählte Gruppe?«
    »Das Hegt ganz an Euch, Comtesse«, sagte Esteban. »Werdet Ihr mit uns reiten?«
    Averil unterdrückte ein Gähnen. Sie war vor Sonnenaufgang aufgestanden, kaum erholt nach einer Nacht, in der sie wie eine Tote geschlafen hatte. Mit den ersten Sonnenstrahlen wurde sie ein wenig munterer, aber sie fühlte sich noch immer schwer und langsam.
    Eine Jagd würde ihren Kreislauf in Schwung bringen. Vielleicht fand sie dabei ja auch heraus, was Esteban dazu getrieben hatte, den Botschafter zu spielen. »Was werden wir jagen?«, fragte sie. »Vögel? Rotwild? Wildschweine?« »Verehrte Comtesse«, erwiderte er, »im Goldenen Wald jagen wir unseren Herzensträumen nach.«
    Averil starrte ihn an, bis er nach Luft schnappte und den Blick abwendete. Er sollte wissen, dass höfische Spielchen bei ihr nicht angebracht waren. Sie ließ ihn warten, während sie sich für die Jagd bereitmachte.
    Im schlichtesten Reitrock, den ihre Zofen ihr gestatteten, mit einem Bogen, der zum Jagen von Rotwild — oder von Männern — geeignet war, und einem Köcher voll goldgefiederter Pfeile ritt Averil in Begleitung von Jennet, einem halben Dutzend Wachen und dem Prinz von Moresca los. Die Jagdgesellschaft war noch dabei, sich im großen Hof des Palastes zu sammeln, eine wogende Menge aus Jägern und Höflingen, Dienern und Hofschranzen, mit bellenden Hunden, kreischenden Falken und schnaubenden Hengsten.
    Es war ein schöner, heller Morgen, sauber gewaschen vom Regen. Ein großer Teil des Hofes schien ebenfalls der Meinung zu sein, dass es ein wunderbarer Tag für eine Jagd war. Jedes Tier, das nicht vor einer solchen Meute Reißaus nahm, hatte es verdient im Kochtopf zu landen.
    Einige junge Männer, die zweckmäßigere Jagdkleidung trugen als die Übrigen, kamen

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