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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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Erinnerung bewahrt wurde, dann ist es verloren. Dann kann man es nicht wiedererlangen.«
    Gereint schüttelte den Kopf. »Das ergibt keinen Sinn. All die Magie, die die Ritter ausüben, ist greifbare Magie. Die anderen Mysterien sind real. Folglich müsste das größte Mysterium das wahrhaftigste sein.«
    Perrin applaudierte ihm, was ihn sichtlich verwirrte. »Gut und weise gesprochen! Ja, das Mysterium ist etwas, das man mit Händen berühren kann.«
    »Das wisst Ihr, und trotzdem fragt Ihr mich?«, sagte Averil.
    »Was ich weiß, ist altes Wissen«, sagte er. Zum ersten Mal seit ihrem Wiedersehen wurde sein Gesicht ernst. Seine Augen hatten die gleiche Farbe wie der Regen in Caermor, silbrig grau mit einem Schimmer von Licht darunter. »Nach dem Sturz und dem Werk, das die Alte Macht eingekerkert hat, übertrug Longinus die Verantwortung dafür seiner Geliebten Melusine.« »Melusine?«, sagte Averil erschrocken. »Die Verräterin? Sie war nie und nimmer die Geliebte des ersten Ritters.«
    »Das möchte die Kirche ihre Kinder glauben lassen«, sagte Perrin. »Sie lehrt, dass Longinus keine Geliebte hatte, bevor die Heilige Madeleine, nach dem Willen des Guten Gottes, seine Sinne mit Wein berauschte und ihre zwei Nachfolger empfing: Prinz Gahmuret und die schöne Emeraude, beide gesegnet mit großen magischen Fähigkeiten. Das ist eine wunderschöne Geschichte, aber es war nicht Madeleine, die ihm diese Kinder gebar. Sie nahm sie nach dem Sturz zu sich und gab ihnen ihren Namen, im Bewusstsein der Schande, die ihre wahre Mutter über sich gebracht hatte.«
    Averil fühlte nichts, noch nicht. Der Schock war zu tief. Sie konnte es nicht glauben.
    »Ich stamme von Gahmuret ab«, sagte sie leise, und hoffte, dass ihre Stimme ruhig klang. »Wollt Ihr mir sagen, dass meine gesamte Abstammung auf einer Lüge beruht?«
    »Eure Abstammung ist erhaben und edel«, sagte Perrin, »und die Frau, die Eure Linie begann, traf eine Wahl, von der sie wusste, dass sie dadurch in den Augen der Welt auf ewig verdammt sein würde. Sie betrog den Jungen Gott, ja — auf seinen eigenen Befehl. Es war eine Falle, in die die Schlange und ihre Diener hineintappten, und so wurden sie zerstört.«
    Averils Kopf begann zu schmerzen. »Der Junge Gott bat sie darum, es zu tun? Das ist Häresie.«
    »Das ist die Wahrheit häufig«, sagte Perrin.
    »Und warum lehrt die Kirche dann etwas anderes?«
    »Weil sie Feinde hatte, und die gewannen langsam die Oberhand. Jene, die die Wahrheit sagten, wurden verstoßen oder getötet. Melusines Kinder waren nur in Sicherheit, weil sie kurz vor dem Sturz geboren wurden und nur wenige von ihrer Existenz wussten. Als Madeleine sich mit Longinus zusammentat und die beiden anfingen, ihre Geschichte zu spinnen, glaubte ihnen die Welt. Jene, die zweifelten oder sich an die Zeit davor erinnerten, als Longinus und Melusine ein berühmtes Liebespaar waren, begannen entweder ihrer Erinnerung zu misstrauen oder sie glaubten, Longinus zu ehren, indem sie niemals davon sprachen.«
    Averil kniff die Augen zusammen und presste ihre Hände dagegen. »Ich kann Euch nicht glauben. Woher wisst Ihr das?« »Ich erinnere mich«, erwiderte er. Sie senkte die Hände und öffnete die Augen. Er schaute weder sie an noch etwas anderes in diesem Zeitalter der Erde. Seine Stimme war leise und sein Blick abwesend, auf Dinge gerichtet, die zweitausend Jahre zuvor geschehen waren.
    »Sie war die Tochter eines Dämons«, sagte er, »mit all der Schönheit dieses Blutes sowie all der Magie. Ihre Kinder erbten beides. Sie starb aus freien Stücken, in Bewusstsein dessen, was nach ihrem Tod kommen würde; und mit ihrer letzten Kraft legte sie das Mysterium in Longinus' Hände. ›Bewahre es‹, sagte sie. ›Lass es niemals aus den Augen. Du weißt was geschieht, wenn das Werk fehlschlägt. ‹ Longinus hätte es vor Entsetzen und Trauer fast fortgeschleudert, aber während sie starb, hielt sie seine Hände darüber, bis er es mit den Fingern umschloss. Er behielt es sein Leben lang bei sich, und als er starb, gab er es an seinen treuesten Schüler weiter. Und so wurde es von Generation zu Generation weitergegeben.«
    »Und was ist es nun?«, fragte Gereint. »Wisst Ihr es noch?«
    »Es verändert sich«, sagte Perrin. »Von Generation zu Generation, von einem Bewahrer zum nächsten, nimmt es eine neue Form an, die jeweils am dienlichsten ist. Es war eine Halskette, ein Gürtel, ein Handschuh, ein Helm, ein Dolch — jedes Mal ist es etwas

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