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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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in Schwarz gekleidet, was ihm gut stand — ein auffälliger Kontrast zum blausilbernen Gewand der Königin.
    Er hatte Averil nicht zum Tanzen aufgefordert. Sie war deswegen nicht traurig gewesen. Aber als ihr Blick nun über ihn hinwegglitt, bemerkte sie etwas Seltsames.
    Es sah aus wie ein Faden, so dünn, dass er fast durchsichtig war, wie ein Strang Spinnenseide. Hätte sie nicht danach gesucht, hätte sie ihn niemals entdeckt. Er erstreckte sich durch die Schichten der Welt bis zu den Mauern aus Luft und wuchs wie eine Wurzel in die Welt, die jenseits davon lag. Averil stolperte. Ihr Tanzpartner stützte sie mit höflichen, freundlichen Worten. Sie merkte, dass sie seinen Namen vergessen hatte und sich kaum an sein Gesicht erinnern konnte.
    Ihr blieb keine Zeit zum Verweilen. Sie stammelte ein paar Dankesworte und eilte zu Gereint.
    Er wusste es schon, weil sie es wusste. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Er stützte sie und trug sie an einen ruhigeren Ort. Die Königin wollte nichts davon wissen. Nicht einmal Peredur konnte sie überreden zuzuhören.
    Gereint war zu erschüttert, um zu sprechen. Auch er hatte schon Phasen der Blindheit erlebt, in diesem Fall war sie jedoch tödlich.
    Eiluned war uneinsichtig. »Was auch immer unsere Kusine da gesehen hat, unser Neffe ist unschuldig. Wenn es eine Lücke in unserer Verteidigung gibt, werden unsere Magier sie schließen. Wir danken Euch, dass Ihr uns darauf aufmerksam gemacht habt.«
    Sie sprach im steifen, formellen Tonfall einer Königin. Ihr Zorn hatte sich in Arroganz gewandelt. Gereint hatte nicht geahnt, wie vernarrt Eiluned in den Sohn ihres Bruders war.
    Auch Peredur schien überrascht. »Majestät, wie sehr Ihr ihn auch liebt, so wisst Ihr doch, dass er ein Mensch ist, und Menschen haben Schwächen. Wenn Ihr ihn drängt, wird er es sicher erklären können. Es mag sein, dass er unter demselben Bannzauber leidet wie Eure Kusine und genauso leicht geheilt werden kann wie sie. Oder vielleicht …«
    »Wir werden darüber nachdenken«, sagte sie steif.
    Peredur verneigte sich. Gereint hätte gern weitere Argumente vorgebracht, aber das stand ihm nicht zu.
    Averil lag schlafend in ihrem Bett, während Riquier neben ihr wachte. Ihr Schlaf war tief und voller Träume. Gereint konnte sie spüren wie die Gezeiten des Meeres.
    Das verzauberte Schiff hatte die Flotte gefunden und segelte an ihrer Spitze vorbei. Stimmen riefen, Füße trampelten über Deckplanken. Ein Hagel von Pfeilen flog herüber, aber sie konnten nicht mal ein einziges Segel durchspießen.
    Das Trugbild auf dem Schiff trat aus seinem Unterstand. Der Wind blies die Kapuze von dem hellen Haar. Es erstarrte und zog sich in sein Versteck zurück. Sicher waren nur Gereints Augen in der Lage, durch es hindurchzusehen wie durch trübes Glas.
    Die Flotte schien angemessen beeindruckt. Als das Boot beidrehte, um den richtigen Wind zu erwischen, wand sich eine schlangenartige Flamme von dem vordersten Schiff. Sie peitschte über den blutroten Himmel und traf das Boot. Holz und Tarnzauber gingen in Flammen auf.
    Die Besatzung sprang schreiend ins Meer. Die Flammen züngelten an ihrem Haar und an den Säumen ihrer Kleider, bevor die Wellen sie verschluckten. Das Boot segelte weiter, während es langsam verbrannte, bis es vom Bug eines schwarzen Schiffes gerammt und versenkt wurde. Seine letzte Glut erlosch im letzten Licht des Tages.
    Die Flotte hatte sich aufgereiht wie eine Armee. Die großen Wellen, die sich über die Masten erhoben, wurden unter den schwarzen Rümpfen zu einer sanften Dünung. In Gereints Augen hatte das Wasser einen sonderbaren Schimmer und erinnerte an die Schuppen eines geschmeidigen dunklen Leibes.
    Er kannte diese Vision nur allzu gut. Als er von Averils Gesicht und ihrem Traum aufblickte, entdeckte er dieselbe Vision in Peredurs Augen. Niemand außer Averil hatte je so sehen können wie er, es sei denn, er wurde von Gereints Magie und seinen Worten geleitet. Peredur brauchte keine Hilfe. Es war ein wenig beunruhigend und auf seltsame Weise tröstlich. »So«, sagte der Magier. Er klang zufrieden. »Er hat den Köder geschluckt.« Das brachte Gereint ins Wanken. »Aber …«
    »Er hat einen großen Teil seiner Magie auf unser Ablenkungsmanöver gerichtet«, sagte Peredur. »Und wir wissen, wo er mit der restlichen Magie zuschlagen wird. Er wird damit auf die Lücke in der Mauer zielen.« »Gehörte das auch zu Eurem Plan?«, fragte Gereint. Er dachte zwar nicht wie

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