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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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fehlgeschlagen war, mussten es alle wissen, um die Verteidigung Prydains zu sichern.
    Die Schatten und Fackeln hatten fast das Ende der Kaimauer erreicht. Gereint setzte ihnen nach.
    Jetzt, da der Köder gelegt und die Mauer errichtet war, verlegten sich die Mächtigen Prydains aufs Warten. Gereint wälzte sich die ganze Nacht schlaflos auf seinem Lager, dennoch blieb er bei den morgendlichen Waffenübungen mit Peredur stumm. Seine seltsame Sehweise hatte ihm einen Streich gespielt, das war alles. Er konnte Magie sehen. Niemand anders konnte das. Das Schiff hatte das Meer erreicht. Wenn er in sich hineinschaute, konnte er es auf seiner geistigen Landkarte segeln sehen. Die schwarze Flotte war noch unterwegs, ramponiert von Wind und Sturm, doch kampfbereit und entschlossen.
    Ohne die Verteidigungsvorkehrungen hätte die Flotte in der Nacht das Festland erreicht; aber sie war immer noch jenseits der Luftmauern, kreuzte daran entlang, als würde sie nach einem Eingang suchen. Wenn die Magier der Königin richtig kalkuliert hatten, würde das Zauberschiff die Wände passieren, wenn die Flotte in Sichtweite kam.
    In der Zwischenzeit ging das Leben im Königreich seinen gewohnten Gang. Es gab Schwerthiebe zu erlernen, Bücher zu lesen, die Feinheiten magischer Werke zu erkunden. All das streifte Gereints Geist, ohne dass etwas davon hängen blieb.
    Averil war genauso zerstreut wie Gereint. Gegen Mittag entließ Peredur die beiden. »Kommt zurück, wenn Ihr Euren Verstand wiedergefunden habt«, sagte er. Er wirkte eher belustigt als verärgert, aber Gereint hatte den Eindruck, dass sein Blick schärfer war als sonst.
    Was auch immer Peredur sah, er sagte nichts darüber. Er schickte auch keinen Spion und keinen Zauber hinter ihnen her. Sie konnten tun und lassen, was sie wollten.
    Averil setzte sich in den Kopf, ihre Anwesenheit bei Hof wahrzunehmen. Diese Pflicht war ihr ansonsten verhasst, heute jedoch machte es ihr offensichtlich Spaß, Dienerinnen herbeizurufen und sich aufs Vornehmste kleiden zu lassen. In ihrem goldfarbenen, mit Smaragden besetzten Gewand, mit kunstvoll geflochtenem und frisiertem Haar und dem goldenen Diadem erschien sie Gereint wie eine vollkommen fremde Frau.
    Er konnte nichts weiter tun, als seine beste Cotte überzustreifen und einen nicht allzu tölpelhaften Eindruck zu machen. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, rauschte Averil aus dem Zimmer und durch den Flur, der zur Halle führte.
    Diener huschten zur Seite. Unbedeutendere Höflinge zogen sich in Nischen zurück und verbeugten sich so tief, wie ihre Leibesfülle es zuließ. Gereint fiel auf, dass keiner von ihnen unangenehm berührt schien.
    Die Leute mochten es, wenn der Hochadel sich arrogant verhielt, vorausgesetzt die Arroganz ging einher mit Schönheit und einem gewissen leidenschaftlichen Glanz, der sowohl beängstigend als auch unwiderstehlich war. Auch Gereint war nicht immun dagegen, obwohl er sie am liebsten geschüttelt hätte.
    Averil stürmte durch die Hofgesellschaft wie eine Brandfackel in dunkler Nacht, tanzte mit jedem Mann, der den Mut hatte, sie aufzufordern, und mit einer ganzen Menge von denen, die sich errötend und herumstammelnd im Hintergrund hielten. Dazu trank sie so viel gewürzten Wein, dass Gereint versuchte, sie vom Ausschank fernzuhalten. Sie tat weiterhin so, als wäre er Luft, was wahrscheinlich auch besser war — bis sie nach einem angebotenen Becher greifen wollte und er sich erneut dazwischenstellte.
    Sie schaute ihn von oben bis unten an und nahm sich viel Zeit dafür. Er merkte, dass sie hart und verletzend wirken wollte, aber die Magie in ihrem Inneren sprach eine andere Sprache. Wahrer Hass hätte ihm seine wahre Identität an den Kopf geschleudert: ein großer Bengel von niederer Geburt, der nicht einmal wusste, wer sein Vater war. Diese Gedanken kamen ihr jedoch nicht in den Sinn.
    Dafür liebte er sie umso mehr. Ihre Augen verengten sich, und ihre Gesichtszüge spannten sich. Wie sehr sie sich auch bemühten, sie konnten nichts voreinander verbergen.
    In den Armen eines anderen Mannes wirbelte sie davon. Auch damit wollte sie ihm wehtun. Es schmerzte zwar, aber Gereint wusste, warum sie es tat. Er postierte sich an der Wand, von wo aus er den ganzen Hofstaat im Auge hatte und sie abfangen konnte, falls sie sich davonmachen wollte. Er war ein wenig überrascht, als sich Riquier zu ihm gesellte. Kurz darauf kam auch Peredur dazu.
    Sie schauten eine Weile schweigend zu. Gereint fragte sich, was er

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