Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Magische Messer

Das Magische Messer

Titel: Das Magische Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
Vom Netzwerk:
kleinen, grünen Moosschlangen mit den Karos auf dem Rücken, und Will brauchte seine ganze Kraft für den Marsch. Lyra und Pantalaimon unterhielten sich ausführlich über ihn.
    »Sollten wir nicht doch das Alethiometer nach ihm fragen?«, sagte Pantalaimon, als sie einmal langsamer wurden, um auszuprobieren, wie nahe sie an ein grasendes Kitz heran  kommen konnten, bevor es sie sah. »Wir könnten alles Mögliche für ihn herausfinden, und wir würden es ja für ihn tun, nicht für uns.«
    »Sei nicht blöd«, sagte Lyra. »Natürlich würden wir es für uns tun, denn er würde ja nie fragen. Du bist bloß neugierig, Pan.«
    »Das ist wenigstens mal was anderes. Sonst bist du immer neugierig, und ich muss dich zurückhalten, wie damals im Ruhezimmer von Jordan College. Ich wollte da nicht rein  gehen.«
    »Aber, Pan, wenn wir da nicht reingegangen wären, wäre das hier doch alles nicht passiert.«
    »Stimmt. Der Rektor hätte Lord Asriel vergiftet, und damit wäre alles zu Ende gewesen.«
    »Bestimmt … Wer glaubst du ist eigentlich Wills Vater? Und warum ist er wichtig?«
    »Davon spreche ich doch! Wir könnten es mit Hilfe des Alethiometers leicht herausfinden!«
    Lyra sah ihn sehnsüchtig an.
    »Früher hätte ich das vielleicht getan«, sagte sie dann, »aber ich habe das Gefühl, ich ändere mich, Pan.«
    »Tust du nicht.«
    »Du vielleicht nicht … Mensch, Pan, wenn ich mich ändere, hörst du auf, dich zu ändern. Was wirst du sein?«
    »Hoffentlich ein Floh.«
    »Nein, aber hast du denn überhaupt keine Vorstellung, was du sein könntest?«
    »Nein. Ich will mir das auch gar nicht vorstellen.«
    »Du bist eingeschnappt, weil ich nicht tue, was du willst.«
    Pantalaimon verwandelte sich in ein Schwein, grunzte, quiekte und schnaubte, bis sie lachte, und verwandelte sich dann in ein Eichhörnchen und hüpfte neben ihr durch die Äste.
    »Wer könnte denn deiner Meinung nach sein Vater sein?«, fragte er. »Jemand, den wir kennen?«
    »Möglich. Aber er muss wichtig sein, fast so wichtig wie Lord Asriel. Schließlich wissen wir, dass das, was wir tun, auch wichtig ist.«
    »Wissen tun wir es nicht«, sagte Pantalaimon zögernd, »wir glauben es, aber wir wissen es nicht. Wir haben uns nur des  halb auf die Suche nach Staub gemacht, weil Roger starb.«
    »Natürlich wissen wir es!«, sagte Lyra hitzig und stampfte sogar mit dem Fuß auf, »und die Hexen genauso. Sie sind den ganzen Weg bis hierhergekommen, nur um mich zu beschützen und mir zu helfen! Und wir müssen Will helfen, seinen Vater zu finden. Das ist auch wichtig! Das weißt du auch, sonst hättest du nicht seine verwundete Hand geleckt. Warum hast du das eigentlich getan? Du hast mich gar nicht gefragt, ob du darfst. Ich dachte, ich sehe nicht richtig.«
    »Ich tat es, weil er keinen Dæmon hatte, aber einen brauchte. Und wenn du nur halb so einfühlsam wärst, wie du glaubst, wüßtest du das.«
    »Ich habe es ja im Grunde gewusst.«
    Sie blieben stehen, weil sie Will eingeholt hatten, der auf einem Stein am Weg saß. Pantalaimon verwandelte sich in einen Fliegenschnäpper und flog zwischen den Ästen herum, und Lyra sagte: »Will, was glaubst du, werden die Kinder jetzt tun?«
    »Sie werden uns nicht folgen, dazu haben sie zu viel Angst vor den Hexen. Vielleicht lungern sie einfach weiter in der Stadt herum.«
    »Ja, wahrscheinlich … Aber vielleicht wollen sie das Messer. Vielleicht gehen sie uns deshalb nach.«
    »Lass sie doch. Sie bekommen es nicht, jedenfalls jetzt nicht mehr. Zuerst wollte ich das Messer nicht, aber wenn es Gespenster tötet…«
    »Ich habe Angelica von Anfang an nicht getraut«, verkündete Lyra.
    »Doch, hast du.«
    »Stimmt, ja … aber zum Schluss habe ich diese Stadt gehasst.«
    »Ich hielt sie zuerst für den Himmel und konnte mir nichts Besseres vorstellen. Dabei war sie die ganze Zeit voller Gespenster, aber wir wussten nichts davon …«
    »Ich werde Kindern jetzt nie mehr trauen«, sagte Lyra. »In Bolvangar dachte ich, Erwachsene sind dazu fähig, schlimme Sachen zu machen, aber Kinder sind anders und nicht so grausam. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Mit solchen Kindern habe ich noch nie zu tun gehabt, wirklich.«
    »Ich schon«, sagte Will.
    »Wo? In deiner Welt?«
    »Ja«, sagte er verlegen. Lyra wartete stumm und nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Meiner Mutter ging es damals wieder schlecht. Sie und ich, wir lebten allein, weil mein Vater ja nicht da war. Und sie dachte immer wieder Dinge,

Weitere Kostenlose Bücher